25.10.2023

Migräne – wie ein tosendes Gewitter im Kopf

© Foto: Christian Festag, Grafik: mgo360

Jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet unter Migräne. Mit dem Motto „Wie ein tosendes Gewitter im Kopf“ und der 36-jährigen Betroffenen Veronika will die Hirnstiftung zeigen, dass es wirksame Therapien dagegen gibt. Veronika, die selbst Ärztin ist, leidet schon ihr ganzes Leben unter starker Migräne – und hat dank der Neurologie ihren Weg aus den Schmerzen gefunden.

Veronikas Geschichte ist Teil unserer Kampagne „Gehör für die Neurologie“, mit der wir auf neurologische Krankheiten, ihre Behandlungsmöglichkeiten und die kostenfreie Patientenberatung der Hirnstiftung aufmerksam machen möchten. Hier erfahren Sie mehr von Veronika im Interview und weiter unten im Video:

Veronika, wann fing deine Migräne an?

Die Migräne ging mit sieben Jahren ungefähr los. Ich hatte immer starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit. Das hat sich dann zunehmend gesteigert. Am Anfang hatte ich circa vier bis sechs Migräneattacken im Monat. Später waren es rund zehn und im Studium teilweise 15 bis 20 Anfälle. Da hat man keine Lust mehr. Irgendwann kann man einfach nicht mehr und mag
manchmal auch nicht mehr leben.

© geralt via canva

Kurz erklärt

Typisch für eine Migräne sind mittelschwere bis schwere, oft halbseitige Kopfschmerzen mit Übelkeit, häufig Erbrechen, Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit. Wenn frei verkäufliche Schmerzmittel nicht ausreichend helfen, haben sich bei Migräne die sogenannten Triptane bewährt. Treten Attacken mehr als dreimal pro Monat auf, kann man sie vorübergehend mit vorbeugend wirksamen Medikamenten behandeln. Wenn diese nicht ausreichend wirken oder vertragen werden, stehen die sogenannten Migräne-Antikörper zur Verfügung, medizinisch CGRP-Antikörper genannt. Mehr

Was passierte dann?

Zu Universitätszeiten bin ich dann in der Migräneambulanz gelandet. Da haben wir mit den ersten medikamentösen Prophylaxen angefangen. Neben einem Betablocker habe ich viele andere Mittel getestet. Damit war es dann relativ stabil bei zehn Anfällen pro Monat. Aber den Durchschlag hat es nicht gebracht.

Doch dann kam der Wendepunkt?

Ja, im Januar 2021. Da habe ich sogenannte Migräne-Antikörper bekommen. Die blockieren die Botenstoffe, die die Migräne auslösen. Da gingen die Anfälle wirklich massiv zurück und ich war anfangs bei zwei bis vier Anfällen pro Monat. Das war Erleichterung pur und ich hatte das erste Mal Lebensqualität. Ich konnte Sport machen und allein dadurch habe ich die Migräne schon besser im Griff.

Wir helfen Betroffenen bei Fragen

Bei der Deutschen Hirnstiftung finden Menschen wie Veronika schnelle und unbürokratische Hilfe. Dazu gibt es unsere kostenfreie medizinische Telefon- und Online-Beratung zu neurologischen Diagnosen und empfohlenen Therapien. Denn oft bleibt im medizinischen Alltag nicht genug Zeit, um Fragen dazu ausführlicher zu beantworten.

Zu unserer Beratung

Also hat die Therapie dein Leben verändert?

Ja, grundlegend. Also auch arbeitstechnisch. Ich arbeite im Krankenhaus, zu dem Zeitpunkt teilweise in der Notaufnahme. Da kriegt man manchmal nichts zum Essen und zum Trinken. Das ist ganz, ganz schwierig für Migränepatienten. Aber auch da hatte ich durch die Antikörper keine Anfälle.

Warum unterstützt du die Deutsche Hirnstiftung bei der Kampagne?

Ich bin total dankbar für die Antikörper-Therapie. Das ist sicherlich ein Grund, warum ich die Deutsche Hirnstiftung unterstütze. Ich finde Forschung für neue Therapien sehr wichtig und auch die Aufklärungsarbeit darüber. Als Ärztin erlebe ich oft, dass Betroffene nicht über ihre Kopfschmerzen sprechen und nicht an den richtigen Ansprechpartner kommen. Kampagnen wie die der Deutschen Hirnstiftung sind wichtig, damit schon beim Allgemeinarzt ankommt, was bei der Behandlung von Migräne möglich ist, oder der Patient es selber erfährt.

Veronika und ihre Geschichte im Video:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

© Foto: Christian Festag, Grafik: mgo360

Mehr zur Kampagne „Gehör für die Neurologie“

Die Neurologie macht rasante Fortschritte und viele Krankheiten lassen sich heute gut behandeln. Das will die Deutsche Hirnstiftung mit ihrer bundesweiten Kampagne „Gehör für die Neurologie“ zeigen und dabei ihr Beratungsangebot noch breiter bekannt machen.

In der Kampagne legen wir den Fokus auf drei neurologische Themenbereiche, die Millionen von Menschen jedes Jahr betreffen: Migräne, Schlaganfall und Schädel-Hirntrauma. Unterstützen Sie uns dabei!

Erfahren Sie weitere Details der Kampagne. Mehr

Machen Sie mit!

Praxen und Kliniken können Plakate zu den Themen Migräne, Schlaganfall und Schädel-Hirntrauma in ihren Räumen aufhängen und Postkarten dazu auslegen. Sie machen damit ihre Patientinnen und Patienten auf diese Krankheiten, ihre Behandlungsmöglichkeiten und unser kostenfreies Angebot aufmerksam. Sie können die Materialien der Kampagne als Starterpaket kostenfrei bestellen.

Starterpaket kostenfrei bestellen

Möchten Sie uns auf andere Weise unterstützen?

Es gibt eine Reihe weiterer Möglichkeiten zum Mitmachen – vom Verteilen unserer Infoblätter zu neurologischen Krankheiten bis hin zu einer Spende oder Mitgliedschaft. Mit Ihrem Engagement für die Deutsche Hirnstiftung werden Sie Teil einer starken Gemeinschaft, die die Zukunft der Neurologie verändern will.

So lässt sich Migräne behandeln:

Migräne © LaylaBird / iStock

Migräne ist kein Schicksal

Oft ist Migräne-Anfälligkeit genetisch bedingt. Erste Attacken können schon im Kindesalter auftreten. Haben Eltern oder Großeltern auch Migräne, wird das in der Familie oft nicht als Erkrankung verstanden. Häufig denken Betroffenen, da könne man sowieso nichts machen, die Schmerzen seien halt normal. Betroffene sollten auf jeden Fall zum Arzt gehen. Es gibt zahlreiche Wirkstoffe und Zubereitungen für eine individuelle Migränetherapie. Viele machen auch gute Erfahrungen damit, Auslöser für Anfälle auszuschalten. Das können etwa Stress, Schlafstörungen/-mangel und Hormonveränderungen sein. Mehr

© blanscape via canva.com

Migräne: Wirksame Medikamente zu selten genutzt

Bis zu 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Migräne. Doch nicht alle werden gezielt behandelt. Nur etwa sieben Prozent aber erhalten wirksame, migränespezifische Medikamente wie die sogenannten Triptane. Das zeigte die Studie BURDEN 2020. Meist behandeln Betroffene sich selbst mit rezeptfreien, bei schwerer Migräne kaum wirksamen Präparaten. Gerade mal 40 Prozent suchen überhaupt ärztliche Hilfe, auch das zeigte die Studie. Oft nehmen Betroffene dann zu häufig Schmerzmedikamente. Mehr

Sport hilft bei Migräne und Kopfschmerz

© Nastasic / iStock

Kopfschmerz? Tablette! Diese „einfache“ Lösung ist oft naheliegend und auch nicht immer zu vermeiden – sie kann aber in einen gefährlichen Teufelskreis führen, denn zu häufig eingenommene Schmerztabletten können auch Kopfschmerzen auslösen. Wichtig ist daher, durch andere Maßnahmen Kopfschmerzhäufigkeit und -stärke so zu senken, dass eine Tabletteneinnahme an allerhöchstens zehn Tagen im Monat notwendig ist. Ein probates Mittel, um Anfallshäufigkeit und -stärke günstig zu beeinflussen, ist regelmäßiger aerober Ausdauersport. „Aerob“ heißt, dass Sauerstoffbedarf und Sauerstoffzufuhr sich die Waage halten, man also nicht völlig außer Atem gerät. Mehr


Haben Sie neurologische Fragen? Wir beraten Betroffene kostenfrei online und am Telefon. Mitglieder der Deutschen Hirnstiftung werden bevorzugt beraten. Bitte wenden Sie sich dazu an: info@hirnstiftung.org oder 030 531 437 936 (Mo-Fr, 10-14 Uhr).

Nutzen und fördern Sie unsere kostenfreie Beratung!

Ihre Spende oder Mitgliedschaft hilft uns helfen.

Weitere Artikel zu Aktuelles für Mitglieder