26.01.2021

Expertenrat: Alltagsleben nach Corona langsam hochfahren

Eine Dame aus Berlin sucht Hilfe für ihre 17-jährige Tochter. Die Tochter war vor etwas mehr als zwei Monaten an Corona erkrankt und ist bis heute nicht fit – trotz mildem Verlauf. Sie ist ein gesundes Mädchen ohne Vorerkrankungen und leidet immer noch an extremer Müdigkeit und Konzentrationsstörungen.

Frage der Mutter:

An wen kann ich mich mit meiner Tochter wenden und wie kann man ihr helfen?

Antwort von Prof. Dr. med. Kathrin Reetz:

Müdigkeit und Konzentrationsstörungen sind häufige Symptome, die auch noch länger nach einer Corona-Infektion beobachtet werden können. Das gilt ebenfalls für eine reduzierte Belastbarkeit (Fatigue) und Aufmerksamkeitsstörungen. Dabei können diese Symptome sehr variieren und die Symptome unterschiedlich an bestimmten Tagen ausgeprägt sein.

Auch Menschen mit leichtem Corona-Verlauf betroffen

Betroffen sind nicht nur Patientinnen und Patienten nach einem schweren Verlauf, die zum Beispiel lange auf der Intensivstation waren. Auch bei Betroffenen mit anfänglich nur leichten Symptomen können Beschwerden auftreten. Die Probleme können von wenigen Tagen bis hin zu Monaten anhalten. Bei den meisten Betroffenen zeichnet sich erfreulicherweise aber eine schrittweise Verbesserung der Symptome ab. Sehr hilfreich kann auch ein Symptomtagebuch sein. Das hilft dem Arzt Symptome und Verläufe zu beurteilen und kann einem selbst helfen, Symptome und Fortschritte besser einzuschätzen.

Alltagsleben ganz langsam wieder hochfahren

Mit einer deutlich reduzierten Belastbarkeit umzugehen ist schwer und vielen Menschen geht es ähnlich wie Ihrer Tochter. Mein Rat: Fahren Sie das Alltagsleben ganz langsam wieder hoch, lassen Sie sich Zeit und passen Sie die körperlichen Anstrengungen stufenweise an. Dabei sollte Stress als verstärkender Faktor einer Fatigue vermieden werden. Mind-Body-Therapien wie beispielsweise Meditation, Yoga, autogenes Training, Atemtechniken und progressive Muskelentspannung können zur Stressbewältigung sowie dem achtsamen Umgang der eigenen Ressourcen beitragen.

Post-Covid-Ambulanz

Bei deutlichen Einschränkungen und/oder unklaren Symptomen kann es sinnvoll sein, eine Post-Covid-Ambulanz aufzusuchen. Hier können diese Symptome näher untersucht und insgesamt eingeordnet werden.

Post-COVID-Ambulanzen in ganz Deutschland finden sich in dieser ehrenamtlich geführten Liste.

Haben Sie weitere Fragen wie diese zu neurologischen Erkrankungen? Wir helfen Patienten und Angehörigen unabhängig und kostenfrei unter Tel. 030 / 531 437 936, im Online Chat und am Expertentelefon. Nehmen Sie Kontakt auf!

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