Long-/Post-COVID: Symptome, Ursachen, Behandlung

Auf einen Blick

Hier finden Sie das Wichtigste auf einen Blick. Ausführliche Informationen haben wir weiter unten zusammengestellt.

Häufigkeit  Etwa 5 bis 10 Prozent aller mit SARS-CoV-2 Infizierten sind von einem Post-COVID-19-Zustand betroffen.

Hauptsymptome  Zahlreiche Symptome können im Rahmen eines Post-COVID-19-Zustands auftreten. Zu den am häufigsten berichteten Symptomen gehören eine krankhafte Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration.

Behandlung  Die Behandlungsmöglichkeiten sind aktuell noch begrenzt. Es kommen vor allem unterstützende Maßnahmen wie eine Rehamaßnahme, Physio-, Ergo- und Psychotherapie sowie eine symptomorientierte medikamentöse Behandlung zur Anwendung.

Wichtig zu beachten – bei einem Post-COVID-19-Zustand müssen oft verschiedene Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten, um ein optimales Therapiekonzept für den Patienten zu erarbeiten.

Behandlungsleitlinie für Betroffene: Wie sollten Post-COVID Patienten am besten behandelt werden, was können Betroffene tun? Dazu gibt es systematisch entwickelte Behandlungsleitlinien für die medizinische Praxis und verständlich formuliert als Patientenleitlinie für Erkrankte und Angehörige:

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Lesen Sie jetzt unten unsere ausführlichen Informationen.

Der Post-COVID-19-Zustand ist eine relativ neue Erkrankung. Es gibt keine verlässlichen Schätzungen zur genauen Häufigkeit, da es an bevölkerungsrepräsentativen, kontrollierten Studien mit langer Nachbeobachtungszeit fehlt.  Viele Studien konzentrieren sich lediglich auf das Vorhandensein spezifischer Symptome und vernachlässigen Aspekte wie alltägliche Funktionsfähigkeit oder gesundheitsbezogene Lebensqualität.

Das Auftreten ist vor allem abhängig davon, wie schwer der Verlauf während der akuten Infektion war. Systematische Übersichtsarbeiten zeigen, dass die Häufigkeit von Post-COVID-Symptomen nach einer Hospitalisierung wegen COVID-19 mit über 30 Prozent deutlich höher ist als nach milden Verläufen. In einer landesweiten schottischen Kohortenstudie wurde die Häufigkeit von Symptomen, die der SARS-CoV-2-Infektion zugeschrieben werden können, ermittelt. Nach Anpassung für potenzielle Störfaktoren betrug die Häufigkeit für eines oder mehrere Symptome, die auf eine SARS-CoV-2-Infektion zurückzuführen waren, ca. 10 Prozent nach 18 Monaten. Es gibt Hinweise darauf, dass die Häufigkeit einen Post-COVID-19-Zustand zu entwickeln nach Infektionen mit der Omikronvariante niedriger ist als nach früheren Virusvarianten.

Zu den am häufigsten berichteten Symptomen eines Post-COVID-19-Zustands zählen eine krankhafte Erschöpfung, Kurzatmigkeit sowie Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration. Daneben gibt es aber noch zahlreiche andere Symptome, die berichtet wurden. Dazu gehören anhaltende Probleme mit der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, Muskelschwäche, Muskel- und Gelenkschmerzen, Angst und Depressionen, Schlafprobleme, Haarausfall, Gefühlsstörungen.

Davon zu unterscheiden sind bekannte Langzeitfolgen bei sehr schweren Fällen von COVID-19, die im Krankenhaus beispielsweise auf Intensivstation behandelt werden müssen. Dazu gehören z.B. Folgeschäden an der Lunge und den Nerven (Polyneuropathie). Weiterhin können sich auch vorbestehende Grunderkrankungen verschlechtern.

Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Es werden verschieden Mechanismen diskutiert: Ein fehlgesteuertes Immunsystem, dass zu einer anhaltenden Viruspersistenz führt, Reaktivierung anderer Viren (EBV und HHV-6), Autoimmunität (der Körper bildet Antikörper gegen sich selbst), Durchblutungsstörungen durch Entzündungen der Blutgefäße und Gerinnungsstörungen, anhaltende Entzündungsprozesse im Körper, erniedrigte Serotoninspiegel sowie eine gestörtes Mikrobiom.

Risikofaktoren für einen Post-COVID-19-Zustand beinhalten das weibliche Geschlecht, ein höheres Alter, ein hoher Body-Mass-Index, Rauchen, vorbestehende Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände, Asthma, COPD, Diabetes Mellitus, Koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck und Immunsuppression.

COVID-19 spezifische Risikofaktoren beinhalten viele Symptome in der Akutphase (mehr als fünf), eine hohe akute Viruslast, Durchfall während der Akuterkrankung sowie ein fehlender oder unvollständiger Impfstatus.

Der Verlauf ist individuell sehr variabel, aber mit insgesamt guter Prognose bei den meisten Patienten. In einer Beobachtungsstudie mit über 2000 Patienten wurden zwei Jahre nach einer Infektion drei Verlaufstypen des Post-COVID-19-Zustands identifiziert. Die meisten Betroffenen zeigten demnach eine langsame Besserung ihrer Symptome und nur 4 Prozent wiesen fortwährend starke Beschwerden auf. Diese Patienten waren oft älter, litten häufiger unter systemischen Vorerkrankungen und berichteten vermehrt über Herzrhythmusstörungen. Die Studie verdeutlicht eine generell positive Prognose, auch wenn die vollständige Erholung Zeit erfordert. Bei Patienten mit klinisch erkennbaren Organschäden während der Akutinfektion können jedoch dauerhafte Schäden bestehen bleiben.

Bislang existieren noch keine Diagnoseverfahren oder Biomarker, mit denen ein Post-COVID-19-Zustand diagnostiziert werden kann. Biomarker sind messbare biologische Werte, mit denen man eine Krankheit feststellen kann. Gegebenenfalls kann eine PCR-Untersuchung zur Abgrenzung einer fortdauernden Infektion hilfreich sein.

Daneben kann es sinnvoll sein, die berichteten Beschwerden anhand von Fragebögen systematisch zu erfassen und wenn möglich zu objektivieren, beispielsweise mit einer neuropsychologischen Testung bei den häufig berichteten Gedächtnisbeschwerden. Das hilft, den Schweregrad einzuordnen und den weiteren Krankheitsverlauf zu verfolgen.

Gegebenenfalls sollten dann weitere diagnostische Verfahren wie eine Bildgebung vom Kopf, eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder eine Nervenwasseruntersuchung eingeleitet werden. Eine interdisziplinäre Behandlung zusammen mit anderen Fachbereichen sollte je nach Beschwerden eingeleitet werden.

Wichtig ist bei der Diagnose vor allem, andere behandelbare Ursachen auszuschließen, die aufgrund der Vielzahl der Symptome in Betracht kommen. Dazu zählen z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder durch einen Vitaminmangel bedingte Symptome.

Zudem wurde berichtet, dass bestimmte Erkrankungen nach einer COVID-19 Infektion gehäuft auftreten. Dazu gehören unter anderem Störungen der Herz-Kreislauf-Kontrolle, Schädigungen kleinster Nerven, rheumatische Erkrankungen oder Herzrhythmusstörungen.

Eine kausale Behandlung der Ursachen des Post-COVID-19-Zustands steht aktuell nicht zur Verfügung. Die Behandlung ist symptomorientiert und richtet sich je nach Beschwerden nach Empfehlungen der bestehenden Behandlungsleitlinien. Für den Post-COVID-19-Zustand gibt es eine verständlich formulierte Leitlinie für Betroffene (Patientenleitlinie)

Es kommen vor allem unterstützende Maßnahmen zum Einsatz. Dazu gehören:

  • eine Rehamaßnahme sowie Physio- und Ergotherapie
  • eine begleitende Psychotherapie und körperliche Aktivität können bei einem langwierigen Krankheitsverlauf ebenfalls sinnvoll sein
  • Mind-Body-Therapien wie beispielswiese Meditation, Yoga, Atemtechniken und progressive Muskelentspannung können zur Stressbewältigung und dem achtsamen Umgang mit den eigenen Ressourcen beitragen
  • das Führen eines Symptomtagebuchs mit Hinweisen zum Schweregrad kann helfen, die individuellen Fortschritte zu objektiveren
  • bei anhaltenden Störungen des Geruchssinns kann ein Riechtraining empfohlen werden.
  • Relevante Begleitstörungen (z.B. Schlafstörungen, Schmerz oder Depression) werden medikamentös behandelt

Die beste Prävention gegen einen Post-COVID-19-Zustand ist es, eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu vermeiden. Eine Impfung mit mindestens zwei Dosen des COVID-19-Impfstoffs nicht senkt nicht nur das Risiko einer akuten Erkrankung, sondern schützt auch vor einem Post-COVID-19 Zustand.

Aktuell fehlen noch Daten dazu, wie sich ein Post-COVID-19 Zustand langfristig entwickelt. Insbesondere bei Patienten, die über einen langen Zeitraum von schweren Symptomen betroffen sind, ist der weitere Verlauf noch unklar. Aktuell laufende klinische Studien (zum Beispiel zu neutralisierenden Antikörpern, Blutwäsche, Nahrungsergänzungsmitteln etc.) könnten perspektivisch möglicherweise neue Behandlungsansätze bieten. Erste positive Effekte zeigten sich unter anderem für Antidepressiva (insbesondere sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) und die Sauerstofftherapie.

Ein wichtiger Faktor für den Umgang mit der Erkrankung im Alltag ist die Erkenntnis und Akzeptanz, dass es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung handelt. Betroffene mit einem schweren Post-COVID-19-Zustand müssen ihre Energiereserven oft gut einteilen, da hiervon ihre Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden abhängen. Auslösende Faktoren, wie Stress oder körperliche oder mentale Überlastung sollten vermieden werden, da diese bei einigen Betroffenen die Symptome verschlechtern können. Zudem gibt es verschiedene Selbsthilfegruppen und Angebote, die bei Post-COVID-19-Zustand Hilfestellung bieten:

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF):

Leitlinie für Betroffene zum Umgang mit Post-COVID/Long-COVID (Patientenleitlinie)

Fachleitlinie zur Behandlung von Post-COVID/Long-COVID (S1-Leitlinie)

Weitere Angebote:

– Weltgesundheitsorganisation (WHO): Empfehlungen zur Unterstützung einer selbstständigen Rehabilitation nach COVID-19bedingter Erkrankung

– Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen: Corona-Selbsthilfegruppen (rechts auf der Seite bzw. in der Mobilansicht am Ende)

– Long COVID Deutschland (Bundesweite Initiative für die Belange von Long COVID-Betroffenen): u. a. Übersichten zu Corona-Angeboten (Ambulanzen, Sprechstunden, Rehabilitation, Selbsthilfegruppen)

– Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Informations-Webseite longcovid-info.de

– Ärzte und Ärztinnenverband Long COVID: Informationen für Betroffene

Autorinnen: Dr. med. Julia Bungenberg und Prof. Dr. med. Kathrin Reetz, Neurologie, Universitätsklinikum Aachen

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