24.01.2024

Halberstadt: Stehaufmännchen mit Aqua-Gruppe und Stuhltanz

Aqua-Gruppe der Stehaufmännchen © privat

„So eine Freude! Vielen, vielen Dank“, sagt Christine Rütting aus Halberstadt begeistert. „Wir können es kaum glauben.“ Mit 500 Euro aus Spenden unterstützt die Deutsche Hirnstiftung ihre Selbsthilfegruppe “Die Stehaufmännchen“ für Menschen mit Multiple Sklerose (MS) und anderen neurologischen Krankheiten wie Parkinson und Schlaganfall.

„Die meisten von uns sind wegen der Erkrankung nicht mehr berufstätig“, so Rütting. Die Förderung ist daher eine große Hilfe für die Gruppe und ihre vielfältigen Bewegungsangebote, die oft Geld kosten. Denn regelmäßige Bewegung ist das A und O bei Krankheiten wie MS. Die Stehaufmännchen begegnen dieser Herausforderung zum Beispiel mit einer Aqua-Rückengruppe, beim „Stuhltanz“ oder einem Tanzabend mit Rollstuhl, Rollatoren und Gehhilfen.

Stehaufmännchen: Bewegung, Erfahrungsaustausch und Freizeit

Kneipp-Tag in Ilsenburg © privat

Doch nicht nur das stellt die Gruppe seit ihrer Gründung 2013 auf die Beine. Hinzu kommen monatliche Gruppentreffen zum Erfahrungsaustausch, gemeinsame Kino- und Theaterbesuche, Informationsveranstaltungen für Betroffene und auch gemeinsame Reisen. Jedes Jahr im August etwa kommen Stehaufmännchen traditionell zum Kneipptag im 30 Kilometer entfernten Ilsenburg am Nordrand des Harzes zusammen.

Den „inneren Schweinehund“ bezwingen

„Unsere Mitglieder sind von ganz verschiedenen Symptomen betroffen, die meisten aber von Bewegungseinschränkungen“, erklärt Gruppenleiterin Rütting. Sich trotzdem zu bewegen, koste Überwindung und man müsse wirklich seinen „inneren Schweinehund“ bezwingen. „Das fällt oft sehr, sehr schwer“, so Rütting. Mit der Gruppe wolle man sich gegenseitig stärken, um die Krankheit und den Alltag besser zu meistern und vor allem: um nach wie vor Freude am Leben zu haben.

„Ohne Bewegung sind MS-Betroffene verloren“

25 aktive Mitglieder zwischen 40 und 80 Jahren haben die Stehaufmännchen und sie kommen aus dem gesamten Landkreis um Halberstadt. Die Gruppe „hilft, spornt an und tut gut“, schwärmt Rütting. „Ohne Bewegung sind MS-Betroffene verloren, zumal die Erkrankung ohne Rücksicht voranschreitet.“ Nur mit Sport und regelmäßigen Aktivitäten könne man seine „Körperfunktionen weitestgehend erhalten“. Das gemeinsame Aktivsein mache zudem Spaß und sei „Seelenfutter“ zugleich.

Stehaufmännchen federleicht beim Aqua-Training

Aqua-Gruppe der Stehaufmännchen © privat

Doch welche Bewegung oder Sportart geht noch bei den bestehenden Bewegungseinschränkungen der Gruppenmitglieder? Vor sechs Jahren haben die Stehaufmännchen die Aqua-Rückengymnastik für sich entdeckt. „Im Wasser geht vieles, was an Land schon lange nicht mehr funktioniert“, erklärt Christine Rütting. Man könne nicht stolpern oder stürzen. „Man ist sozusagen federleicht und wunderbar beweglich.“

Kursgebühr drastisch gestiegen

Einmal in der Woche trifft man sich dazu im Schwimmbad mit einem ausgebildeten Therapeuten, der sich auf die Krankheitsbilder MS, Parkinson und Schlaganfall eingestellt hat. Zweimal im Jahr werde der Kurs von den Krankenkassen bezuschusst. Doch die restliche Zeit müsse die Gruppe die Kosten komplett alleine übernehmen und „die Kursgebühr hat sich drastisch erhöht“, sagt Rütting. Die 500 Euro von der Deutschen Hirnstiftung seien daher ein Segen.

Tanzabend mit Rollstuhl, Rollatoren und Gehhilfen

Auch einen eigenen Tanzabend mit DJ haben sich die Stehaufmännchen schon organisiert. „Weil wir uns mit unseren Bewegungseinschränkungen nicht mehr auf öffentliches Tanzparkett wagen“, erzählt Rütting. Der DJ habe sich mit seinen Rhythmen auf die Möglichkeiten der Erkrankten eingestellt. „Mit Rollstuhl, Rollatoren und Gehhilfen und einigen Personen, an denen man sich festhalten konnte, haben wir einen sehr schönen Abend in Bewegung verbracht.“

Stuhltanz mit Auftritt

Stuhltanz © privat

Aus dieser Erfahrung heraus haben sich die Frauen in der Gruppe seit einigen Monaten dem Stuhltanz verschrieben. „Bei der Bewegung sitzen wir auf Stühlen“ erklärt Rütting. „Die einzelnen Übungen werden mit Musik kombiniert, so dass wir spielerisch unsere Gesundheit fördern.“ Dazu habe man eine erfahrene Tänzerin als Anleiterin gefunden und auch aufgetreten sei man schon.

Freundschaften über die Stehaufmännchen hinaus

„Leider konnten wir unsere männlichen Mitglieder noch nicht für den Stuhltanz begeistern“, sagt Rütting. Aber was nicht ist, könne ja noch werden. Denn bei den Stehaufmännchen denkt man langfristig und viele Mitglieder sind seit Anfang an dabei. „Wir sind uns treu geblieben und in den 10 Jahren immer enger zusammengerückt.“ Freundschaften haben sich entwickelt, die über das Gruppenleben hinausgehen und „sogar die Liebe hat in der Gruppe ihren Weg gefunden“.


Haben Sie neurologische Fragen? Wir beraten Betroffene kostenfrei online und am Telefon. Mitglieder der Deutschen Hirnstiftung werden bevorzugt beraten. Bitte wenden Sie sich dazu an: info@hirnstiftung.org oder 030 531 437 936 (Mo-Fr, 10-14 Uhr).

Nutzen und fördern Sie unsere kostenfreie Beratung!

Ihre Spende oder Mitgliedschaft hilft uns helfen.

Weitere Artikel zu Aktuelles für Mitglieder