20.12.2023

Bei dringenden Symptomen schnell zum Arzt

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Überfüllte Kliniken, Wochenende, Feiertag oder spät am Abend – wer möchte da ins Krankenhaus? Doch auch jetzt gilt: Bei dringenden Symptomen sollte man immer zum Arzt. Die Deutsche Hirnstiftung erklärt, welche Anzeichen ernst zu nehmen sind, wenn es um Gehirn und Nerven geht.

„Vor allem Lähmungen oder eine Sprachstörung sind klare Warnsignale“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. Diese Symptome können auf einen Schlaganfall oder eine akute Entzündung im zentralen Nervensystem hindeuten. „Und das ist ein Fall für den Rettungsdienst 112 – auch wenn man es gerne vermeiden möchte.“ Ein Rauszögern sei bei ungünstigen Rahmenbedingungen zwar verständlich, aber gefährlich.

Warnsignale erkennen und schnell handeln

Gut sichtbare Zeichen für eine Lähmung, also einen plötzlichen Kraftverlust der Muskulatur, sind zum Beispiel ein herunterhängender Mundwinkel oder wenn man Arme und Beine nicht wie gewünscht bewegen kann. „Sprachstörungen wiederum zeigen sich etwa durch falsche Worte oder völlig unverständliches Kauderwelsch“, so Krohn. Auch verwaschenes Sprechen bis hin zum Lallen kann ein Symptom sein.

Als Faustregel für Warnsignale kann gelten: Wirkt eine nüchterne Person wie betrunken, sollte man den Rettungsdienst rufen. „Mitunter merken Betroffene das auch selbst und können handeln“, erklärt der Patientenberater. Weitere Warnsignale seien plötzliche Gleichgewichts- und Sehstörungen, Krampfanfälle oder akute Verwirrtheit.

Wer Symptome wie Lähmungen oder Sprachstörungen bemerkt, sollte nicht abwarten. Krohn: „Viele Menschen gehen ins Bett, weil sie glauben, durch Schlafen würde es besser.“ Bei einem Schlaganfall könne dadurch aber wertvolle Zeit verloren gehen. Auch empfiehlt es sich nicht, blutverdünnende Medikamente auf eigene Faust einzunehmen. Vorher ist immer eine ärztliche Untersuchung nötig.

Vorsicht nach Unfällen

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Oft zeigen sich neurologische Symptome auch nach Kopfverletzungen. „Besonders gefährlich ist das, wenn sie verzögert auftreten, wie bei einem Bluterguss zwischen Schädelknochen und Gehirn“, erklärt Krohn. Zunächst wirkt die betroffene Person normal und erst nach Stunden führt zunehmender Druck auf das Gehirn zu Krampfanfällen, Erbrechen oder Bewusstseinsverlust. Bei schwereren Kopfverletzungen gehören Betroffene daher auch ohne Symptome ins Krankenhaus. Dort werden sie bei einem sogenannten Schädel-Hirntrauma untersucht und falls nötig für 24 Stunden überwacht.

Möglichst nicht direkt in die Notaufnahme

Selbst in eine Notaufnahme fahren sollte man bei neurologischen Symptomen möglichst nicht. „Man ist in der Regel aufgeregt und nicht fahrtauglich“, sagt der Neurologe der Hirnstiftung. Auch eine andere Person am Steuer könnte durch die Situation so gestresst sein, dass das Unfallrisiko hoch ist. Krohn: „In diesem Fall lieber über 112 den Rettungsdienst rufen. Der weiß auch, welche Klinik geeignet ist und noch Kapazitäten hat.“ Erscheinen die Symptome nicht lebensgefährlich, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst 116 117 die richtige Anlaufstelle. Dieser gibt Ratschläge, wie man sich verhält und worauf man achten sollte.

Informierte Betroffene und Angehörige hilfreich

In jedem Fall sei „verständliche und unabhängige Information über Symptome und Erkrankungen für alle Seiten hilfreich“, betont der Patientenberater. Neben der persönlichen Beratung klärt die Deutsche Hirnstiftung daher seit Ende 2020 grundsätzlich über neurologische Krankheiten und ihre Behandlungsmöglichkeiten auf. „Betroffene, die informiert sind, können schneller handeln und auch besser bei der Behandlung mitwirken“, so Krohn. Das zeige sich schon an einem einfachen Beispiel: „Wenn ich weiß, was mir ein bestimmtes Medikament nutzt, nehme ich es auch viel eher ein.“


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