Schädel-Hirntrauma

Auf einen Blick

Hier finden Sie das Wichtigste auf einen Blick. Ausführliche Informationen haben wir weiter unten zusammengestellt.

Definition – Der Begriff Schädel-Hirntrauma (Trauma = Verletzung) steht für Gewalteinwirkungen auf den Kopf, die auch das Gehirn verletzen oder in seiner Funktion stören können. Verletzungen von Kopf und Gehirn sind besonders bei jungen und älteren Menschen eine häufige Ursache neurologischer Symptome, bleibender Behinderung und Tod. Insgesamt erleiden in Deutschland jährlich über 270.000 Menschen ein Schädel-Hirntrauma, mehr als die Hälfte davon bei Verkehrsunfällen.

Symptome – Die Symptome eines Schädel-Hirntraumas hängen davon ab, wie groß die Kraft ist, die auf den Kopf eingewirkt hat. Sie reichen von harmlosen Beulen bis zu schwersten Verletzungen von Knochen und Hirngewebe.

Diagnose – Es kann schwierig sein, direkt das Ausmaß des Schädel-Hirntraumas und mitunter Spätfolgen der Verletzung einzuschätzen. Das können Störungen des Geruchssinns, der Sprache oder Lähmungen sein. Wenn solche neurologischen Ausfälle oder langandauernde Beschwerden auftreten, sollte man ärztlichen Rat suchen.

Wichtig zu beachten – Beschwerden können verzögert auftreten. Nach einem schweren Schädel-Hirntrauma sollte man die betroffene Person deshalb für mindestens 24 Stunden nicht allein lassen.

Artikel zu möglichen Folgen eines Schädel-Hirntraumas und ihrer Behandlung:

Lesen Sie jetzt unten unsere ausführlichen Informationen.

Die Symptome eines Schädel-Hirntraumas (SHT) reichen von kleinen Blessuren am Kopf, Blutergüssen oder oberflächlichen Hautverletzungen bis zu schwereren Folgen. Während eine leichte SHT (Gehirnerschütterung) oft ohne Symptome oder mit leichten Kopfschmerzen und Übelkeit wieder vorübergeht, treten bei schwereren Gewalteinwirkungen auf den Kopf neurologische Ausfälle auf.

Bei Symptomen wie einer Störung von Bewusstsein, Gedächtnis oder Sprache sowie Lähmungen oder Krampfanfällen sollte man unbedingt den Rettungsdienst rufen. Das ist auch nötig, wenn Blut oder Flüssigkeit aus der Nase oder dem Ohr austreten. Muss man sich kurze Zeit nach der Kopfverletzung erbrechen, sollte man ebenfalls ins Krankenhaus. Dort werden Betroffene intensivmedizinisch behandelt. Gleiches gilt, wenn Patientinnen oder Patienten blutverdünnende Medikamente einnehmen.

Bei starken Gewalteinwirkungen auf den Kopf oder bei hohen Geschwindigkeiten können Gehirn, Blutgefäße und sogar der Schädelknochen verletzt werden:

  • Der Schädelknochen ist nicht fest mit dem Gehirn verbunden. Das Gehirn schwimmt innerhalb des Schädelknochens im Nervenwasser. Das Nervenwasser federt kleinere Stöße gut ab. Bei stärkeren Stößen schlägt das Gehirn von innen an den Knochen. Dabei können Hirnzellen durch den Anprall beschädigt werden.
  • Wenn das Gehirn an den Schädelknochen stößt, kann das zudem Blutgefäße verletzen und zu Blutungen führen. Blutungen in das Schädelinnere schädigen das Nervengewebe des Gehirns direkt. Blutungen in den Zwischenraum zwischen Gehirn und Schädelknochen wiederum drücken auf das Gehirn und können so zu neurologischen Symptomen führen. Zu diesen Symptomen gehören Lähmungen, Sehstörungen, Störungen des Riechens, Sehstörungen und Verwirrtheitszustände, um nur einige zu nennen. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns verletzt wird, kann praktisch jedes neurologische Symptom ausgelöst werden.
  • Häufig sind zudem Knochenverletzungen vorhanden. Zu diesen gehören zum Beispiel Verletzungen des Gesichtsschädels und der Schädelbasis. Diese Knochenbrüche können die Schutzbarriere zerstören und Krankheitserreger können von außen in den Kopf eindringen. Gelangen sie dann in das Nervenwasser, kann eine Hirnhautentzündung die Folge sein. In schweren Fällen gelangen die Erreger ins Hirngewebe und lösen eine lebensgefährliche Hirnentzündung aus.
  • Manchmal werden auch Nerven im Gesicht oder am Kopf geschädigt. Dazu können Sehnerv, Gesichtsnerven und Nerven zur Zunge oder zu den Muskeln von Kiefer, Mund und Rachen gehören. Lähmungen können hier Störungen des Sehens oder des Sprechens und Schluckens verursachen.

Oft liegen mehrere der beschriebenen Verletzungen gleichzeitig vor. Schwere Schädel-Hirntraumata sind oft unmittelbar lebensbedrohend und benötigen eine neurochirurgische oder neurologische Behandlung in einer Klinik.

Die Ursache eines Schädel-Hirntraumas ist eine Gewalteinwirkung von außen auf den Kopf. Dazu kann es durch Unfälle oder Stürze kommen. Jeder Stoß auf den Kopf kann, wenn er kräftig genug ist, das Gehirn erreichen. Auch Gewalteinwirkungen durch Dritte sind eine Ursache für ein Schädel-Hirntrauma.

Ein Faktor für die Schwere der Verletzungen ist die Geschwindigkeit. Je schneller der Kopf auf ein Hindernis trifft bewegt, desto größer ist die Energie, die abgeleitet werden muss. Energie, die nicht abgeleitet werden kann, trifft mit voller Wucht auf das empfindliche Gehirn. Ungünstig sind auch bestimmte Unfallmechanismen, zum Beispiel Unfälle mit einer starken Kopfdrehung oder Stürze auf den Hinterkopf.

Gerade bei Kindern muss der Kopf oft einiges aushalten. Eine Gehirnerschütterung, auch leichtes Schädel-Hirntrauma genannt, ist die häufigste Unfallverletzung im Kindesalter. Entwarnung kann meistens gegeben werden, wenn das Kind nach einer Kopfverletzung wieder normal spielt und keine Auffälligkeiten zeigt. Ist das Kind auffällig, verwirrt, desorientiert oder länger bewusstlos? Erbricht es sich, wird es müde oder reagiert es nicht richtig? Dann sollte man eine Notaufnahme aufsuchen. Noch deutlichere Signale sind neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Seh-, Sprach- oder Riechstörungen.

Eine weitere Risikogruppe für unfallbedingte Blutungen im Kopf sind ältere Menschen. Sie haben oft durch Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes empfindlichere Blutgefäße, auch im Kopf. Sie stürzen zudem leichter, etwa weil sie schlechter sehen und die Muskeln im Alter schwächer werden.

Wichtige Risikofaktoren sind außerdem Erkrankungen der Blutgerinnung oder Medikamente, die in die Blutgerinnung eingreifen. Diese können das Risiko einer Hirnblutung erhöhen, selbst wenn es sich um ein leichtes SHT gehandelt hat.

Auch wiederholte leichte Gewalteinwirkungen auf den Kopf, wie zum Beispiel Gehirnerschütterungen durch einen Kopfball oder  Zusammenprall mit Mitspielenden können Schädigungen des Gehirns verursachen. Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Demenzerkrankungen im Profi-Fußball und in anderen Sportarten, bei denen es wiederholt zum Anprallen des Kopfes kommen kann. Der genaue Mechanismus ist bisher unbekannt. Möglicherweise summieren sich winzige Verletzungen über Jahre und Jahrzehnte auf.

Je nach Schwere der Verletzungen verläuft das Schädel-Hirntrauma unterschiedlich:

  • Ein leichtes Schädel-Hirntrauma (Gehirnerschütterung) ohne Bewusstlosigkeit oder neurologische Symptome heilt in den allermeisten Fällen folgenlos aus. Trotzdem können über einige Wochen Symptome wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder übermäßige Ermüdbarkeit auftreten. Eine besondere Behandlung ist meist nicht nötig.
  • Hirnschäden machen sich sofort mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, Bewusstseinsverlust oder Krampfanfällen bemerkbar.
  • Manchmal kommt es zu einsickernden Blutungen im Raum zwischen Gehirn und Schädeldecke. Ist es zunächst nur eine kleine Blutmenge, bestehen zu Beginn keine Symptome. Ist der Bluterguss unter der Schädeldecke so groß geworden, dass er auf das Gehirngewebe drückt, kann er zu Krampfanfällen, Erbrechen und Bewusstseinsverlust führen. Die geschieht oft verzögert nach einigen Stunden. Menschen mit einem Schädel-Hirntrauma sollten daher immer 24 Stunden überwacht werden, insbesondere in schwereren Fällen sowie bei Kindern und älteren Menschen.

Wenn man sich selbst gut an den Stoß auf den Kopf erinnern kann, besteht meist kein Grund zur Sorge. Eine kleine Gedächtnislücke weist auf eine leichte Gehirnerschütterung hin.

Menschen mit schwereren SHT können sich meist nicht an den Unfall erinnern. Sie haben eine Gedächtnislücke für das Ereignis und können selbst wenig zum Hergang beitragen. Eine Fremdbeobachtung, zum Beispiel durch Unfallbeteiligte, kann daher enorm wichtig für die richtige medizinische Einschätzung sein.

Für die Diagnose eines Schädel-Hirntraumas fragt der Arzt oder die Ärztin zunächst, wie es zu der Verletzung gekommen ist und untersucht die betroffene Person ausführlich. Entsteht dabei der Verdacht auf schwerere Verletzungen, helfen Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Damit lässt sich abschätzen, wie und wie stark das Gehirn betroffen ist. Weitere Untersuchungen, wie EEG (Elektroenzephalografie) und Untersuchungen von Blut und Nervenwasser, können unter Umständen hilfreich sein.

1. Behandlung im Krankenhaus

  • Bei leichteren SHT ist oft eine Beobachtung und Schonung in den folgenden Tagen ausreichend.
  • Bei Bewusstseinsstörungen ist eine längere neurologische Überwachung notwendig.
  • Komapatienten werden auf der Intensivstation behandelt und müssen dort oft künstlich beatmet und ernährt werden.

Bei Hirnverletzungen richtet sich die Behandlung nach Art und Schwere der Verletzung:

  • Blutungen im Kopf werden operativ entfernt, wenn sie auf das Gehirn drückt und der Körper das Blut nicht von allein abbauen kann.
  • Verletzungen der Knochen von Schädel, Schädelbasis oder Gesicht müssen manchmal operativ behandelt werden.

Einsatz von Medikamenten:

  • Infektionen durch Krankheitserreger, die in den Kopf eingedrungen sind, werden mit Medikamenten behandelt.
  • Auch Krampfanfälle werden mit Medikamenten behandelt.

Eine besondere Form der Krankenhausbehandlung ist die Frühreha. Sie wird noch zum Klinikaufenthalt gezählt und beinhaltet den ersten Schritt einer Rehabilitation bei schwer erkrankten Betroffenen. Wie nach einem Schlaganfall werden dazu im Krankenhaus frühzeitig Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie begonnen, wenn neurologische Symptome vorhanden sind. Oft schließt sich dann an den Krankenhausaufenthalt auch eine Rehabilitation an.

2. Medizinische Rehabilitation nach dem Krankenhaus

Eine medizinische Rehabilitation (hier abgekürzt: Reha) ist ein wichtiger Baustein der Behandlung nach einem Schädel-Hirntrauma. Sie schließt sich meistens an die Behandlung im Krankenhaus an (Anschlussheilbehandlung) und hat das Ziel, Behinderung oder Pflegebedürftigkeit zu verhindern und eine Wiedereingliederung in das berufliche und gesellschaftliche Leben zu ermöglichen.

Erkennen des Reha-Bedarfs

Der Bedarf und die Leistungsfähigkeit zur Reha werden von den behandelnden Personen eingeschätzt. Auch der betroffene Mensch selbst soll, soweit möglich, bei der Entscheidung zur Reha mitwirken. Der Sozialdienst im Krankenhaus kann bei der Beantragung und Planung einer Reha weiterhelfen. Er kann auch den Antrag beim Reha-Träger stellen.

Zuständigkeiten

  • Für Erwerbstätige trägt die Rentenversicherung die Kosten einer Reha. Der Antrag ist direkt beim Rentenversicherungsträger zu stellen.
  • Für Personen in Rente werden die Kosten einer Reha von den Krankenkassen getragen.
  • Bei Arbeitsunfällen ist die Unfallversicherung der zuständige Kostenträger.

Wenn eine medizinische Reha beantragt werden soll, ist der behandelnde Arzt der erste Ansprechpartner. Der zuständige Reha-Träger entscheidet über die Leistungen und gibt dem Betroffenen Bescheid.

Leistungen

Reha-Leistungen können ambulant, stationär oder mobil erbracht werden. Ambulante Leistungen sind dabei, wenn möglich, zu bevorzugen. Sie finden wohnortnah in einer Klinik oder einem Rehazentrum statt. Nach der Behandlung können die Betroffenen abends nach Hause zurückkehren. Deshalb ist eine wichtige Voraussetzung die ausreichende Mobilität des Teilnehmenden. Im Gegensatz dazu werden Betroffene bei einer stationären Reha rund um die Uhr in einer Rehaklinik versorgt.

Therapieformen

  • Physiotherapie, oft auch Krankengymnastik genannt, hilft die motorischen Fähigkeiten, Beweglichkeit und Balance zu verbessern oder zu erhalten. Durch gezielte Übungen werden Muskelkraft, Gelenkmobilität, Koordination und Gleichgewicht trainiert. Sie hilft, Schmerzen zu lindern und die körperliche Funktion zu optimieren. Das heutige Verständnis sieht die Physiotherapie als entscheidend, um motorische Netzwerke im Gehirn neu zu vernetzen und zu stärken.
  • Ergotherapie konzentriert sich auf Alltagsaktivitäten und hilft den Patienten, ihre Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit zu verbessern oder zu erhalten. Es geht um die Fähigkeit, tägliche Aufgaben und Tätigkeiten selbstständig durchzuführen. Das Training kann sich auf Feinmotorik, kognitive Fähigkeiten oder Anpassung des häuslichen Umfelds konzentrieren.
  • Sporttherapie verbessert Ausdauer, Kraft und allgemeine körperliche Fitness. Es kann auch dazu beitragen, das Fortschreiten von Symptomen einiger neurologischer Erkrankungen zu verlangsamen, wie zum Beispiel bei Parkinson. Durch angepasste sportliche Aktivitäten wird das allgemeine Wohlbefinden gefördert und Bewegung unterstützt.
  • Logopädie behandelt Störungen in der Kommunikation, beim Sprechen und Schlucken. Bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Schädel-Hirntrauma oder nach einem Schlaganfall kann dies besonders relevant sein.

Die Heilungsaussichten richten sich danach, wie schwer die Verletzungen sind:

  • Leichte Schädel-Hirn-Traumata heilen meistens, ohne dass Betroffene bleibend eingeschränkt sind. Allerdings gibt es vermehrt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Demenz oder Parkinsonerkrankungen, wenn leichte Schädel-Hirn-Traumata sich sehr häufig wiederholen. Das gilt besonders für junge Menschen und Sportarten wie zum Beispiel Kampfsportarten und Fußball mit dem Risikofaktor Kopfbälle.
  • Bei schwereren Schädel-Hirn-Traumata richtet sich der weitere Verlauf nach vielen Faktoren. Das sind unter anderem das Lebensalter, die Größe und Lage des verletzten Hirngewebes. Leider behalten viele Menschen nach Schädel-Hirn-Traumata ein Leben lang Symptome.

Ein vorbeugender Schutz des Kopfes ist eine wichtige Maßnahme im Alltag. Der Kopf ist empfindlich und man sollte ihn so gut wie möglich schützen. Daher sollte man Unfälle von vornherein vermeiden und Sicherheitssysteme nutzen, wie einen Sicherheitsgurt oder gut sitzenden Fahrradhelm. Denn mehr als die Hälfte der Schädel-Hirntraumata kommt in Deutschland bei Verkehrsunfällen zustande.

Speziell für Kinder und ältere Leute sollte man etwa im Haushalt Stolperfallen wie Teppichkanten oder Absätze beseitigen und glatte Böden vermeiden. Bewegungsgesteuerte Lichtquellen verringern das Sturzrisiko auch in der Nacht. Stürzen und Kopfverletzungen kann bei älteren Menschen auch ein Training des Gleichgewichts vorbeugen.

Autorin: Deutsche Hirnstiftung (Stand: Oktober 2023)

Sprechstunde
Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!
Haben Sie Fragen zu neurologischen Erkrankungen? Unseren unabhängigen Experten beantworten sie gern. Klicken dazu einfach unten auf den Button „Wir für Sie“.

ACHTUNG: Die Teilnahme an unserem Angebot „Patienten fragen – Experten antworten“ kann keinen Arztbesuch ersetzen! In Notfällen wählen Sie stets die 112.
Wir für Sie