Teenager, die spätabends und nachts ihr Smartphone nutzen, schlafen deutlich weniger und schlechter. Das zeigt eine aktuelle wissenschaftliche Studie. Hirnstiftungspräsident Prof. Dr. Frank Erbguth rät daher zur Stärkung der Smartphone-Kompetenz bei Jugendlichen.
Weltweit haben ungefähr 15 Prozent der Menschen chronische Ein- oder Durchschlafstörungen. Manchmal findet sich dafür eine genetische Veranlagung, häufiger sind jedoch psychische Probleme wie Depressionen oder Ängste. Auch neurologische Erkrankungen wie ein Schlafapnoe-Syndrom, also nächtliche Atempausen, können die Ursache sein.
Problem Schlafhygiene
Oft spielen zudem äußere Faktoren eine Rolle, die man unter dem Stichwort Schlafhygiene zusammenfasst. Das sind zum Beispiel Lärm, Licht und zu hohe Umgebungstemperaturen. Ebenfalls dazu gehört die Nutzung digitaler Medien.
Handy-Nutzung schadet
Eine aktuelle Studie [1] zeigte jetzt für Jugendliche, dass sie schlechtere Schlafergebnisse aufweisen, wenn sie nachts das Handy öfter zur Hand nehmen und länger darauf schauen. Sie schlafen später ein und die Schlafqualität ist schlechter. Die Studie untermauert damit allgemeine Beobachtungen und bisherige Untersuchungen, die aber als wenig belastbar angesehen wurden.
„Wir wissen, wie wichtig Schlaf für die Erholung von Körper und Geist, insbesondere von Nerven und Gehirn ist“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Schlaflosigkeit sei etwa ein Risikofaktor für Demenz und Depression. Auch reduziere gestörter Schlaf die Lebensqualität.
Frühe Verhaltensweisen prägen
Nach Ansicht des Autorenteams der Studie sollte Jugendlichen daher geholfen werden, „gesunde“ digitale Fähigkeiten zu entwickeln. Denn einerseits neigen sie zur exzessiven Nutzung digitaler Medien, andererseits befinden sie sich in der Entwicklung und behalten Verhaltensgewohnheiten oft im Erwachsenenleben bei.
Mehr Smartphone-Kompetenz besser als Verbote
Verbote seitens der Erziehungsberechtigten würden aus Sicht Erbguths aber nicht helfen. „Zielführender ist es, generell die Medienkompetenz zu stärken und Jugendliche zunächst einmal über diese Studienergebnisse zu informieren“, so der Neurologe und Psychologe. „Wissen ist immer die Basis für vernünftige Entscheidungen.“ Letztlich hätten gezielte Kampagnen auch dazu geführt, dass die Raucherquote unter Jugendlichen kontinuierlich gesunken sei.
Verhaltensänderung aus eigenem Antrieb
Ein guter Ansatzpunkt für die Aufklärung sei, dass die Jugendlichen in der Studie selbst bemerkt hätten, dass sie nach später Handynutzung Probleme haben einzuschlafen und die Schlafqualität schlechter ist, so Erbguth. „Diese Beobachtung könnte, wenn die Jugendlichen entsprechend sensibilisiert werden, zu einer Verhaltensänderung aus eigenem Antrieb führen.“
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