31.03.2023

Wenn Träume zum Problem werden: REM-Schlaf-Verhaltensstörung

Fall des Monats der Deutschen Hirnstiftung:

Einige Menschen schreien, schlagen oder treten im Traum um sich – obwohl die Muskeln dann normalerweise nicht aktiv sind. Ursache kann eine sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung sein. Sie gilt als Vorläuferstadium einer Parkinson-Erkrankung. Man sollte sie daher frühzeitig untersuchen lassen.

Seit einiger Zeit träumt Klaus Berghoff nachts sehr lebhaft und bewegt sich dabei viel. Auch riecht der 65-Jährige schlechter als früher. Als er seine Frau eines Nachts ungewollt schlägt, lässt er sich untersuchen. Die Diagnose: eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung. In Deutschland sind davon bis zu 830.000 Menschen betroffen, darunter vor allem Männer ab 60 Jahren.

Muskeln trotz REM-Schlaf aktiv

„Aktionsgeladene, teilweise aggressive Träume, die immer wieder auftreten, sind typisch für diese Schlafstörung“, sagt Prof. Dr. Kathrin Reetz, Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung, die neurologisch Erkrankte medizinisch und kostenfrei berät. Träumende berichten häufig von einer Flucht oder einem Angriff, gegen den sie sich mit Tritten wehren wollen. Die Abkürzung REM steht für den englischen Begriff „Rapid Eye Movement“, übersetzt „schnelle Augenbewegung“. Dieses Phänomen tritt in bestimmten Schlafphasen auf. Normalerweise sind die Muskeln in dieser Zeit nicht aktiv, bis auf die Augen.

REM-Schlaf-Verhaltensstörung ernst nehmen

Um die Bewegungen im Schlaf zu verringern, gibt es Medikamente. Denn oft ist die Nachtruhe für Betroffene wenig erholsam. Noch wichtiger aber ist: In bis zu 80 Prozent aller Fälle kann die REM-Schlaf-Verhaltensstörung in einem Zeitraum von bis zu 15 Jahren in eine neurologische Krankheit wie Parkinson, die sogenannte Lewy-Körperchen-Demenz oder eine Multisystematrophie übergehen. „Betroffene sollten sich daher regelmäßig untersuchen lassen, um gegebenenfalls frühzeitig mit einer Behandlung dieser Krankheiten zu beginnen“, sagt Reetz.

© Nicolesy via canva.com

Diagnose im Schlaflabor

Die Diagnose wird mittels einer sogenannten Schlafableitung mit Video gestellt. Dabei lassen sich die Schlaf- und die Muskelaktivitäten im Schlaflabor genau messen. Auch erfolgen eine neurologische Untersuchung mit der Frage nach ersten Parkinson-Symptomen und gegebenenfalls weitere Tests. Dazu können Riechtests, neuropsychologische Untersuchungen sowie Bildaufnahmen des Gehirns gehören.

Die Ursachen einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind bis heute nicht vollständig geklärt, eine Heilung ist daher nicht möglich. Die eingesetzten Medikamente wirken für die Nacht krampflösend und beruhigend. Reetz: „Das Risiko, im weiteren Verlauf Parkinson oder eine der anderen Krankheiten zu bekommen, verringern sie allerdings nicht.“

REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Gegen nächtliche Verletzungen schützen

Wichtig für Betroffene ist auch, dass sie sich selbst oder andere bei ihren aktionsgeladenen Träumen nicht verletzen. „Spitze oder schwere Gegenstände sollten daher nachts nicht in greifbarer Nähe sein“, empfiehlt die Vizepräsidentin der Hirnstiftung. „Nachttische und andere Möbel räumt man auch besser weg, wenn man sich daran verletzten kann.“ Hilfreich können auch ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett sein, falls man herausfällt. Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Seite des Bettes legen.

Hier finden sich weitere Informationen zur REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Unterstützung erhalten Betroffene auch beim Verein für REM-Schlaf-Verhaltensstörung.


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Titelfoto: Monkey Business Images via canva.com

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