REM-Schlaf-Verhaltensstörung

Auf einen Blick

Hier finden Sie das Wichtigste auf einen Blick. Ausführliche Informationen haben wir weiter unten zusammengestellt.

Häufigkeit – Schätzungsweise 5 Prozent der Menschen (meist Männer) über 60 Jahre sind betroffen.

Hauptsymptome Betroffene bewegen sich im Schlaf (etwa Treten oder Schlagen, Sprechen, Schreien oder Lachen) und träumen häufig lebhaft.

Diagnostik Befragung von Betroffenen und Menschen, die in ihrer Nähe schlafen; körperlich-neurologische Untersuchung, Messung von Schlaf- und Muskelaktivitäten

Behandlung Es gibt Medikamente, um die Bewegungen im Schlaf zu verringern.

Wichtig zu beachten Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung gilt als Vorläuferstadium für die Entwicklung eines Parkinson-Syndroms. Man sollte Betroffene daher regelmäßig untersuchen, um gegebenenfalls frühzeitig mit einer Parkinson-Behandlung zu beginnen.

Lesen Sie jetzt unten unsere ausführlichen Informationen.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist eine relativ seltene Schlafstörung, die schätzungsweise bei 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung auftritt. Die Häufigkeit nimmt jedoch mit dem Alter zu und betrifft schätzungsweise 5 Prozent der Menschen über 60 Jahre. Die Schlafstörung wird zudem häufiger bei Männern als bei Frauen festgestellt.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist durch lebhafte, teils aktionsgeladene Träume und körperliche Aktivität während des Traumschlafs gekennzeichnet. REM steht für den englischen Begriff „Rapid Eye Movement“, übersetzt „schnelle Augenbewegung“. Dieses Phänomen tritt in bestimmten Schlafphasen auf.

Die Betroffenen schreien, schlagen oder treten im Schlaf um sich. Normalerweise passiert das nicht, weil die Muskeln im REM-Schlaf nicht aktiv sind. Zu den Symptomen einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung zählen auch wiederkehrende aktionsgeladene und teilweise aggressive Träume. Betroffene berichten häufig von einer Flucht oder einem Angriff, bei dem sie im Traum versuchen, den vermeintlichen Angreifer zum Beispiel zu treten. Die meisten Betroffenen können sich an ihre Träume aber nicht mehr erinnern.

Der Schlaf ist oft wenig erholsam. Meist sind es die Lebenspartner*innen, die die nächtliche Aktivität miterleben und eine ärztliche Untersuchung anregen.

Die Ursachen der REM-Schlafverhaltensstörung sind noch nicht vollständig verstanden. Sie treten häufig in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen auf: Beim Parkinson-Syndrom sind zwischen 16 und 47 Prozent der Erkrankten betroffen, bei einer Lewy-Körperchen-Demenz 80 Prozent und bei einer Multisystematrophie 100 Prozent. Die REM-Schlafverhaltensstörung kann dabei auch schon auftreten, während diese Krankheiten sich entwickeln und noch keine Symptome zeigen. Außerdem können bestimmte Medikamente, wie etwa Antidepressiva, einer REM-Schlafverhaltensstörung zugrunde liegen.

Neben neurologischen Krankheiten wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und Multisystematrophie sind die wichtigsten Faktoren das Alter und Geschlecht. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung tritt mit dem Alter häufiger auf und vor allem bei Männern über 60 Jahren. Weitere Faktoren sind Atmungsstörungen im Schlaf, eine familiäre Vorbelastung sowie Depressionen und Angstzustände.

Wichtig zu beachten ist: Wenn Menschen einen oder mehrere dieser Risikofaktoren haben, muss sich bei ihnen nicht zwangsläufig eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickeln. Keine feststellbaren Risikofaktoren zu haben, bewahrt viele Menschen wiederum nicht davor, eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung zu entwickeln.

Eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann in bis zu 80 Prozent aller Fälle in einem Zeitraum bis zu 15 Jahren in neurologische Krankheiten wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und Multisystematrophie übergehen. Das sind neurodegenerative Erkrankungen, bei denen sich in bestimmten Gehirnregionen das Eiweiß Alpha-Synuklein ansammelt, verklumpt und ablagert. Die Parkinson-Krankheit kommt dabei häufiger vor als die beiden anderen.

Zunächst einmal ist wichtig, die Krankengeschichte von den Betroffenen zu erfahren und bestenfalls auch durch Menschen, die in ihrer Nähe schlafen, wie etwa Lebenspartner*innen. Hierfür stehen bestimmte Fragebögen zur Verfügung, die gezielt nach nächtlichen aktionsgeladenen, aggressiven Träumen fragen.

Die Diagnose wird mittels einer sogenannten Schlafableitung mit Video (Video-Polysomnographie) im Schlaflabor gestellt. Mit der Schlafableitung lassen sich die Schlaf- und die Muskelaktivitäten genau messen. Auch erfolgen eine neurologische Untersuchung mit der Frage nach ersten Parkinson-Symptomen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen. Dazu können Riechtests, neuropsychologische Untersuchungen sowie Bildaufnahmen des Gehirns und der Dopamin-haltigen Gehirnstrukturen gehören.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist gut medikamentös behandelbar. Zum Einsatz kommen beispielsweise das krampflösende und beruhigende Medikament Clonazepam (Handelsname Rivotril) und Melatonin – ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus steu­ert. Diese werden jeweils zur Nacht eingenommen.

Eine Behandlung mit Clonazepam oder Melatonin verringert allerdings nicht das Risiko im weiteren Verlauf an Parkinson zu erkranken. Daher sind regelmäßige neurologische Kontrollen notwendig. Generell sind körperliche Aktivität und Sport zu empfehlen. Diese wirken sich wahrscheinlich präventiv gegen weitere neurodegenerative Erkrankungen aus.

Eine Behandlung der Ursachen einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung im Zusammenhang mit Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz oder Multisystematrophie ist derzeit nicht möglich.

Wichtig für Betroffene ist, dass sie sich selbst oder andere bei ihren aktionsgeladenen Träumen nicht verletzen. Spitze oder schwere Gegenstände sollten daher nicht in greifbarer Nähe sein. Nachttische und andere Möbel räumt man besser weg, wenn man sich daran verletzten kann. Hilfreich können auch ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett sein, falls man herausfällt. Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Bettseite legen. In jedem Fall sollte man ärztlichen Rat einholen, da die meisten REM-Schlaf-Verhaltensstörungen medikamentös gut behandelbar sind.

Haben Sie Fragen? Wir beraten Sie kostenfrei. Weitere Informationen erhalten Betroffene auch beim Verein für REM-Schlaf-Verhaltensstörung.

Autorin: Prof. Dr. med. Kathrin Reetz, Oberärztin Klinik für Neurologie, RWTH Aachen

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