16.03.2023

Carotisstenose: Schlaganfall durch verstopfte Halsschlagadern

Stent zum Offenhalten von Blutgefäßen © marvinh via canva.com

Verkalkte und verengte Gefäße bringen ein erhöhtes Schlaganfallrisiko mit sich. Meist ist die vordere Halsschlagader betroffen, was man Carotisstenose nennt. Doch diese lässt sich gut behandeln – und man kann vorsorgen.

Der Artikel im Überblick:

In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, der allergrößte Teil durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Etwa 15 Prozent dieser sogenannten ischämischen Schlaganfälle entstehen durch eine Verengung (Stenose) der Halsschlagadern. Meistens handelt es sich dabei um die vordere Halsschlagader (Arteria carotis). Die Verengung wird dann Carotisstenose genannt, seltener ist auch die Hinterhauptsarterie (Arteria vertebralis) betroffen.

Ursache einer Carotisstenose

Gründe für die Verengung der Arterien sind Gefäßrisikofaktoren von zu hohem Blutdruck bis hin zu falscher Ernährung. Diese Risikofaktoren führen mit zunehmendem Alter zu einer Verkalkung und Verstopfung der Arterien (Arteriosklerose). Mitunter verschließt sich dann ein Halsgefäß ganz oder es bilden sich an Engstellen Blutgerinnsel, die ins Gehirn geschwemmt werden. Die Hirnzellen erhalten nicht mehr genug Sauerstoff, es droht ein Schlaganfall.

© 7activestudio / iStock

Schlaganfall-Warnzeichen

Die fehlende Blutversorgung führt zum Ausfall von Gehirnfunktionen, die sich durch typische Schlaganfall-Warnzeichen ankündigt:

  • Lähmungserscheinungen einer Körperhälfte, etwa Lähmung eines Armes oder Beines
  • Gesichtssymptome wie ein herabhängender Mundwinkel oder Schwierigkeiten beim Lächeln
  • Sprachstörungen wie eine plötzlich verwaschene oder undeutliche Sprache, Wortfindungsprobleme, falsche Satzbildung
  • plötzlicher Schwindel, oft mit Übelkeit und Erbrechen
  • Sehstörungen bis hin zur Erblindung oder Schwindel

In diesem Fall sollte sofort der Notarzt unter der Telefonnummer 112 angerufen werden.

Diagnose einer Carotisstenose

Im Krankenhaus wird dann nach der Ursache der Schlaganfallsymptome gesucht. Ob eine Verengung oder Verstopfung der Halsschlagadern zugrunde liegt, lässt sich mit einer Ultraschalluntersuchung feststellen. Um zu bestätigen, dass eine Verengung vorliegt, erfolgt oft noch eine Gefäßdarstellung mittels Computertomographie (CT-Angiographie) oder Magnetresonanztomographie (MR-Angiographie).

Starke Carotisstenose im Ultraschall (farbkodierte Duplexsonographie) © Asklepios Klinik Altona

Behandlung der Carotisstenose

Wenn eine Verengung die Ursache des Schlaganfalls ist und das Halsgefäß über 70 Prozent eingeengt ist, sollte die Verkalkung beseitigt werden. Das geht durch eine Operation (Karotisendarterektomie) oder eine Gefäßaufweitung mit einem Ballonkatheter. Dabei wird anschließend ein sogenannter Stent eingesetzt – ein Röhrchen, das das Gefäß offen hält.

Diese Therapie sollte bevorzugt in einem Krankenhaus erfolgen, das viel Erfahrung mit der Behandlung von Carotisstenosen aufweist. Am besten bietet es beide Behandlungsmethoden an, sodass die geeignete Methode ausgesucht werden kann.

Links: starke Carotisstenose (rot umrandet), rechts: eingesetzter Stent nach der Gefäßaufweitung © Asklepios Klinik Altona

Nicht jede Carotisstenose muss man behandeln

Manchmal wird nur zufällig festgestellt, dass eine Halsschlagader verengt ist. Man spricht dann von einer „asymptomatischen“ Carotisstenose – also ohne, dass diese Verengung zu Symptomen eines Schlaganfalls geführt hat.

Das Risiko, dass eine solche asymptomatische Verengung zu einem Schlaganfall führt, ist gering und liegt bei unter einem Prozent im Jahr. Das bedeutet: Bei weitem muss nicht jede Verengung behandelt werden. Sie kann aber nötig sein, wenn die Verengung sehr hochgradig ist (über 80 Prozent) oder im Laufe der Zeit bei Ultraschallkontrollen zunimmt.

Vorsorge: Gefäßrisikofaktoren reduzieren

Blutdruckmessung © tzalko via canva.com

Eine wichtige Voraussetzung, um eine solche Zunahme zu verhindern, ist es, Gefäßrisikofaktoren zu kontrollieren und so das Schlaganfallrisiko entscheidend zu senken.

Sieben Lebensregeln zur Verhinderung des Schlaganfalls

  • hohen Blutdruck (Hypertonus) vermeiden, Bluthochdruck optimal einstellen und Medikamente regelmäßig einnehmen
  • mit dem Rauchen aufhören
  • erhöhte Blutfette behandeln
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) behandeln
  • Übergewicht reduzieren
  • körperliche Aktivität – mindestens 3-mal pro Woche 30 Minuten Sport
  • gesunde Ernährung – am besten eine mediterrane Kost

Autoren des Beitrags:

  • Prof. Dr. Joachim Röther, Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Hamburg, j.roether@asklepios.com
  • Prof. Bernd Eckert, Neuroradiologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Hamburg, b.eckert@asklepios.com
  • Prof. Dr. Axel Larena, Gefäßchirurgische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Hamburg, a.larena@asklepios.com

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