31.07.2023

Häufige Spannungskopfschmerzen können chronisch werden

© macniak via canva.com

Fall des Monats der Deutschen Hirnstiftung:

Kopfschmerzen kennen viele Menschen – meist ist es der sogenannte Spannungskopfschmerz. Tritt er häufiger auf, sollten Betroffene aktiv werden. Denn sonst können sich die Beschwerden zum Dauerproblem entwickeln.

Rund ein Viertel der Erwachsenen ist in Deutschland von Spannungskopfschmerzen betroffen, schätzt das Robert-Koch-Institut (RKI) [1]. Eine von ihnen ist Diana Nowak. In den letzten Monaten hat sie immer wieder dumpfe, drückende Schmerzen, wie er bei Spannungskopfschmerz typisch ist – zuletzt sogar jeden zweiten Tag. Beim Arzt war die 36-Jährige bisher nicht, aber jetzt macht sie sich zunehmend Sorgen, dass die Beschwerden nicht wieder weggehen könnten.

Es kann sich ein „Schmerzgedächtnis“ entwickeln

„Unberechtigt sind solche Gedanken nicht“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. Werden die Auslöser nicht erkannt und behoben, können die Spannungskopfschmerzen immer häufiger werden und sich zu chronischen Beschwerden ausweiten. Der Grund: „Mit der Zeit kommt es zu einer dauerhaften Reizung von Schmerzzentren im Gehirn, umgangssprachlich auch als Schmerzgedächtnis bezeichnet“, so Krohn. Erkrankte sind dann nur noch selten schmerzfrei und stark beeinträchtigt.

Hinzu kommt: „Schmerz hat die Tendenz sich auszubreiten“, sagt der Patientenberater. Das führt zu Schmerzen auch im Nacken und an den Schultern sowie Verspannungen. Letztere sind also eine Folge der Kopfschmerzen und nicht die Ursache, wie der Name Spannungskopfschmerzen vermuten lässt. Viele Erkrankte ziehen sich zudem aus dem sozialen Leben zurück, weil sie durch die Schmerzen zu stark eingeschränkt sind. „Das aber kann die Beschwerden noch verstärken, weil man sich weniger bewegt“, so Krohn. Außerdem gewöhne man sich mit der Zeit leicht an dieses Verhalten und es wieder zu ändern, „fällt einigen Betroffenen in der Behandlung später sehr schwer.“

Auslöser des Spannungskopfschmerzes abstellen

Umso wichtiger ist es, rechtzeitig gegen die Spannungskopfschmerzen vorzugehen und zunächst die Auslöser so weit wie möglich abzustellen. Oft sind das eine hohe Stressbelastung, fehlende Erholungspausen, fortgesetzter Schlaf- und Bewegungsmangel sowie geringe Flüssigkeitsaufnahme über den Tag. Vorbeugen kann man zusätzlich mit Entspannungsübungen und maßvollem, aber regelmäßigen Ausdauersport. Empfehlenswert sind mindestens 30 bis 45 Minuten an drei Tagen pro Woche.

Wenn Spannungskopfschmerz dann gelegentlich auftritt, kann er mit gewöhnlichen Schmerzmitteln wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol direkt behandelt werden. Dabei ist zu beachten: Medikamente gegen Kopfschmerzen sollte man an höchstens zehn Tagen pro Monat nehmen, sonst können sie selbst Kopfschmerzen auslösen. Alternativ wirken etwas Pfefferminzöl an den Schläfen oder eine kalte Kompresse im Nacken lindernd.

Häufigen Spannungskopfschmerzen mit speziellen Medikamenten vorbeugen

Wenn ein anderer Lebensstil und Schmerzmittel nicht helfen oder der Kopfschmerz stark einschränkt, kann eine Prophylaxe begonnen werden. Dazu wird beim Spannungskopfschmerz vor allem der Wirkstoff Amitriptylin eingesetzt, der bei regelmäßiger Einnahme die Häufigkeit der Beschwerden reduziert. Der Effekt tritt, anders bei den üblichen Schmerzmitteln, erst nach einigen Wochen auf. Die Dosis wird zudem langsam gesteigert, um Nebenwirkungen zu als vermeiden.

„Schaffen Erkrankte es, längere Zeit schmerzfrei zu sein, kann sich so auch das sogenannte Schmerzgedächtnis wieder zurückbilden“, sagt Krohn. Entscheidend bleibe dabei aber, die Auslöser dauerhaft abzustellen – „denn das ist immer wirksamer als nur die Symptome zu behandeln.“

Mehr zu Spannungskopfschmerzen erfahren Interessierte hier: hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/spannungskopfschmerzen

Quelle: [1] Migräne und Spannungskopfschmerz in Deutschland. Prävalenz und Erkrankungsschwere im Rahmen der Krankheitslast-Studie BURDEN, Journal of Health Monitoring 2020, Robert-Koch-Institut, S. 11: „Addiert man wiederum die wahrscheinlich erkrankten Personen hinzu, so sind 28,2 % der Frauen und 21,8 % der Männer von Spannungskopfschmerzen betroffen.“

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