27.07.2023

Chemnitz: Klettern mit Multipler Sklerose

Ein Mitglied der Selbsthilfegruppe MS Stammtisch Chemnitz an der Kletterwand

Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht zu trainieren, ist eine wichtige Stütze in der Behandlung von Multipler Sklerose (MS). Die Selbsthilfegruppe MS Stammtisch Chemnitz geht mit ihren Mitgliedern dazu einmal im Monat klettern. Die Deutsche Hirnstiftung unterstützt sie mit 500 Euro aus Spendengeldern.

Die Wand, vor der Matthias Liebig steht, ist 14 Meter hoch. Sie ist gespickt mit vielen bunten Kunststoffelementen, an denen man sie mit Händen und Füßen erklimmen kann. „Wenn man das obere Ende erreicht hat, kommt schon ein ganz besonderes Gefühl auf“, sagt der MS-Betroffene aus Frankenberg, 20 Kilometer vor Chemnitz. Zusammen mit anderen Mitgliedern seines MS-Stammtischs geht er einmal im Monat in das örtliche Kletterzentrum. Alle sind begeistert: „Wir hätten nie gedacht, dass diese Art der Bewegung uns so viel Freude macht“, schwärmt er. Mit dabei sind Menschen mittleren Alters, aber auch ältere bis 66 Jahre.

Klettern mit MS – gut für Körper und Geist

Neben der Freude tut Klettern körperlich gut. Durch MS leiden Betroffene oft an Muskelschwäche und verlangsamten Bewegungsabläufen, ein Hauptsymptom der Krankheit. Man fühlt sich schwach auf den Beinen und hat das Gefühl, die Kontrolle über seinen Körper, Muskeln und Gelenke zu verlieren. Klettern sei da genau das Richtige, sagt Liebig. Man bewege den ganzen Körper und fördere so Kraft, Koordination und Motorik. „Außerdem ist Klettern gut für das Gleichgewichtsgefühl und erhöht so die Bewegungssicherheit im Alltag.“

Spezielles Klettertraining können sich nicht alle leisten

Bei einer Veranstaltung im Rahmen des Welt-MS-Tages hatte die Selbsthilfegruppe erfahren, dass das Kletterzentrum Chemnitz ein spezielles therapeutisches Training anbietet. Eine ausgebildete Kraft begleitet die MS-Erkrankten. „90 Euro kostet das für eineinhalb Stunden, plus neun Euro pro Person für Eintritt und Ausrüstung“, sagt Kletterfreund Liebig. Die anteiligen Kosten könnten sich nicht alle leisten. „Einige müssen ihre monatlichen Ausgaben sehr genau planen.“ Umso erfreuter ist man über die Unterstützung der Deutschen Hirnstiftung.

500 Euro für Selbsthilfegruppen mit Bewegungsangeboten für neurologisch Erkrankte: Noch bis Ende 2023 können Sie sich zur Förderung bei der Hirnstiftung bewerben. Neben angeleiteten Kursen in Präsenz werden auch digitale Angebote unterstützt.

„Immer alle Sinne wachhalten“

Unterstützung ist auch beim Klettern wichtig. Während eine Person sich an der Wand hocharbeitet, wird sie von einer anderen aus der Gruppe mit einem Seil gegen Abstürze gesichert. Denn man kann auch abrutschen. „Dann hängt man erst mal am Seil und muss sich neu organisieren, entweder weiter hochklettern oder nach unten abseilen lassen“, erzählt Matthias Liebig. Dabei muss man Vertrauen zu der Person haben, die einen sichert – und die müsse wiederum „immer alle Sinne wachhalten“.

Eine Person am Boden sichert

Spaß, Training und Zusammenhalt durchs Klettertraining

Viele Mitglieder des MS Stammtisch Chemnitz sind gerne dabei und sich sicher, dass das Klettern einmal im Monat ihr körperliches Befinden und die Lebensqualität trotz ihrer Krankheit verbessert. „Wenn wir bei einem Kaffee die Kletterstunde ausklingen lassen, hat man ein gutes Gefühl für den Tag und sich selbst“, sagt Liebig. „Auch, wenn es mal nicht so läuft.“

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Multiple Sklerose.


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Fotos: Selbsthilfegruppe MS Stammtisch Chemnitz

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