06.02.2023

Thrombektomie: Katheter gegen Schlaganfall

Blutgerinnsel in Hirnschlagadern gehören zu den Hauptursachen von Schlaganfällen. Wenn sie sich nicht auflösen lassen, kann man sie seit einigen Jahren auch mechanisch entfernen. Die Technik nennt sich Thrombektomie.

Wird eine Schlagader zum Gehirn plötzlich durch ein Blutgerinnsel verschlossen, bekommt das dahinter liegende Hirngewebe nicht mehr genug Blut. Das bedeutet auch, dass nicht mehr ausreichend Nährstoffe und Sauerstoff für die Nervenzellen zur Verfügung stehen. Die betroffenen Nervenzellen fahren ihre Funktion herunter. Es entstehen plötzliche neurologische Symptome wie Sprachstörungen oder Lähmungen. Wird die Durchblutung nicht rasch wieder hergestellt, beginnen erste Nervenzellen abzusterben. Innerhalb weniger Stunden kommt es zu größeren und unumkehrbaren Schäden am Gehirn – ein Schlaganfall.

Medikamente können Verstopfung oft schon auflösen

Seit der Jahrtausendwende sind solche Blutgerinnsel in Hirnschlagadern behandelbar. Die Behandlung besteht aus der Gabe eines Medikaments, der sogenannten Thrombolyse, welches Blutgerinnsel auflösen kann. Dieses geschieht in vielen Fällen auch erfolgreich. Nachdem sich das Blutgerinnsel aufgelöst hat, werden die unterversorgten Hirnbereiche wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Die Nervenzellen können sich erholen und leichtere Schäden werden vom Körper repariert.

Thrombektomie: Gerinnsel wird herausgezogen

In einigen Fällen lösen sich die Blutgerinnsel jedoch nicht so leicht oder nicht schnell genug wieder auf. Seit einigen Jahren wird deshalb immer häufiger die mechanische Thrombektomie zur Behandlung benutzt. Bei diesem Verfahren bringt man über den Arm oder die Leiste einen dünnen Schlauch (Katheter) in das Gefäßsystem ein. Die Spitze dieses Schlauchs wird im verschlossenen Gefäß bis an das Blutgerinnsel herangeführt. Dann wird das Blutgerinnsel entfernt: entweder durch Absaugen oder indem man das Gerinnsel mit einem feinen Drahtgeflecht (Stent) erfasst und herauszieht. In der Regel wird diese Thrombektomie mit der medikamentösen Thrombolyse kombiniert.

Auch empfindlicher Hirnstamm effektiv behandelbar

Die Thrombektomie wird bislang vor allem bei Verschlüssen der großen und mittelgroßen Hirnarterien eingesetzt [1], die den vorderen Hirnbereich versorgen. Diese lassen sich gut mit einem Katheter erreichen. 2022 ergaben Studien erste Hinweise [2, 3], dass auch Erkrankte mit einem Schlaganfall des hinteren Hirnbereichs von der Thrombektomie profitieren könnten.

Dieser Bereich des Gehirns wird nicht von den vorderen Halsschlagadern versorgt. Er wird von zwei eigenen Schlagadern erreicht, die durch die Halswirbelsäule ziehen und sich am Hirnstamm zu einer gemeinsamen Schlagader vereinigen. Schlaganfälle in diesem Bereich haben bislang eine schlechte Prognose, weil der Hirnstamm sehr empfindlich für Durchblutungsstörungen ist. Er verbindet das gesamte Gehirn mit dem Körper. Außerdem sind dort viele lebenswichtige Funktionen verschaltet, wie die Atmung und die Steuerung des Kreislaufs.

Thrombektomie bei großen Schlaganfällen

Auf der Basis von drei weiteren Studien [4, 5, 6] gibt es zudem Hinweise für einen Nutzen der Thrombektomie auch bei Menschen mit Schlaganfällen, die große Hirnbereiche betreffen. Diese Betroffenen waren zuvor aus den Studien zur Thrombektomie ausgeschlossen worden, weil das Risiko zu hoch erschien.

Bei einem solchen großen Schlaganfall besteht eine starke neurologische Einschränkung. Das Risiko bleibender Behinderung ist hoch. Nach den guten Ergebnissen bei kleineren Schlaganfällen wurden deshalb jetzt auch Betroffene mit größeren Schlaganfällen in verschiedenen Regionen der Welt untersucht. Eine Kontrollgruppe wurde dabei nach dem etablierten medizinischen Standard behandelt. Die Studiengruppe bekam zusätzlich eine Thrombektomie.

Die Menschen in der Behandlungsgruppe mit Thrombektomie hatten in allen drei Studien im Durchschnitt nach neunzig Tagen eine bessere neurologische Funktion. Das spricht für einen Nutzen der Thrombektomie auch bei Betroffenen mit großen Schlaganfällen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Schlaganfall.


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