31.10.2023

Neurologie in Bewegung: Hirnstiftung fördert Selbsthilfe

© FredFroese via canva.com

Bewegung kann vor neurologischen Erkrankungen schützen – und auch ihren Verlauf günstig beeinflussen. 2023 hat die Deutsche Hirnstiftung daher Bewegungsangebote von neurologischen Selbsthilfegruppen mit jeweils 500 Euro aus Spendengeldern unterstützt. Wir stellen einige vor und erklären, warum Sport guttut.

© Spastikerverein Lörrach

Maulburg: Wassergymnastik mit Behinderung

„Hier kann man Muskeln bewegen, die sonst dazu nicht fähig sind“, sagt Claudia Eisele vom Spastikerverein Lörrach, der seinen Mitgliedern Wassergymnastik anbietet. Lindern lassen sich so etwa schmerzende Muskeln, steife Gelenke und Lähmungen. Das sind typische Symptome, wenn zum Beispiel das Gehirn oder Rückenmark geschädigt wurden. Im Wasser ist man fast schwerelos und die Wärme in einem Nichtschwimmerbecken tut gut – das ist besonders für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen eine Wohltat. Weiterlesen

© MS-Stammtisch-Chemnitz

Chemnitz: Klettern mit Multipler Sklerose (MS)

„Wir hätten nie gedacht, dass diese Art der Bewegung uns so viel Freude macht“, sagt Matthias Liebig von der Selbsthilfegruppe MS Stammtisch Chemnitz. Einmal im Monat gehen er und andere Gruppenmitglieder klettern. Das trainiert Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht – eine wichtige Stütze in der Behandlung von Multipler Sklerose. Mit dabei sind Menschen mittleren Alters, aber auch ältere bis 66 Jahre. „Wenn man das obere Ende erreicht hat, kommt schon ein ganz besonderes Gefühl auf“, sagt Liebig, der in Frankenberg wohnt, 20 Kilometer vor Chemnitz. Weiterlesen

© Selbsthilfegruppe Schlaganfallbetroffener Stadt und Landkreis Hof

Region Hof: Qigong und mehr nach Schlaganfall

Bewegung und geistige Aktivität sind gerade nach einem Schlaganfall wichtig. Die Selbsthilfegruppe Schlaganfallbetroffener Stadt und Landkreis Hof bietet dazu Qigong, Bewegungs- und Hirnleistungstraining. Das Angebot habe den gewissen Spaßfaktor und sei zu einem „festen Bestandteil der Gruppenarbeit“ geworden, freut sich Vorsitzende Gabriele Preetz. Vier Ortsgruppen mit zusammen rund 100 Mitgliedern gibt es. Neben Hof ist man in Münchberg, Naila und Rehau aktiv. Zwei- bis dreimal im Jahr finden in der Region verteilt Kurse mit je 10 Stunden statt. Angeleitet wird das von ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten. Weiterlesen

© mit-MS-aktiv Bad Brückenau

Bad Brückenau: Liegeradfahrt für MS-Erkrankte

„Wenn ich das schaffe, schaffen es alle anderen auch“, schwärmt MS-Schwerbetroffene Sonja Pfister. Sie nahm an der jährlichen Liegerad-Fahrt der Selbsthilfegruppe mit-MS-aktiv Bad Brückenau teil. Mit speziellen, dreirädrigen Liegerädern gewinnen Betroffene ein Stück Freiheit zurück – und tun etwas gegen MS-Symptome wie Kraftverlust, Lähmungen und schnelle Erschöpfung. „Man muss raus, man muss aus der Bude raus“, sagt Sonja Pfister aus Bad Brückenau südlich von Fulda. Mit 32 Jahren bekam die Rollstuhlfahrerin die Diagnose Multiple Sklerose. Weiterlesen

© Parkinsonselbsthilfegruppe Wedel

Wedel: Tanzen gegen Parkinson-Krankheit

„Mit Rhythmus und Musik wird bei uns gegen Haltungsinstabilität, Steifheit und Gleichgewichtsstörungen angetanzt“, sagt Mechthild Anten, Leiterin der Parkinson-Selbsthilfegruppe Wedel. Die Krankheit macht Bewegungen stockend und unsicher. Dagegen helfen Tango, Foxtrott und Co. vielen Betroffenen. Tanzspaß gegen Parkinson – so lautet das Motto des Kurses. Die Gruppe organisiert dazu einen speziellen Tanzkurs mit eigenem Tanzlehrer. Seit September dieses Jahres findet der nächste Tanzworkshop für die Gruppe starten, im Februar 2023 gab es das Angebot bereits einmal. Weiterlesen

Unterstützen Sie unsere Förderung bitte mit einer Spende

Mit ihrer jährlichen Selbsthilfe-Förderung unterstützt die Deutsche Hirnstiftung 2023 innovative Bewegungsangebote in der neurologischen Selbsthilfe mit jeweils bis zu 500 Euro. Neben angeleiteten Kursen in Präsenz können z.B. auch digitale Angebote zur Förderung eingereicht werden. Eine Spende von Ihnen hilft uns, diese Förderung fortzusetzen.

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Am besten jeden Tag bewegen

Regelmäßige moderate Bewegung und Sport, wie sie diese Selbsthilfegruppen pflegen, können vor neurologischen Erkrankungen schützen und ihren Verlauf günstig beeinflussen. Das ist ein wichtiger Faktor neben neurologischen Therapien, die versuchen in Gehirn und Nerven Schädigungsmechanismen zu beseitigen oder zumindest zu verringern.

Alltagsaktivitäten im Haushalt und Garten zählen genauso wie regelmäßige Wege zu Fuß, mit dem Rad zur Arbeit fahren oder ein Tanzkurs. Wer täglich rund 10.000 Schritte geht – am besten schnell – hat zum Beispiel ein deutlich niedrigeres Demenz-Risiko, wie wissenschaftliche Studien zeigen [1, 2]. Ab rund 4.000 Schritten täglich zeigt sich bereits ein schützender Effekt. Optimal scheint dabei ein Tempo von 112 Schritten pro Minute zu sein.

Moderaten Ausdauersport ergänzen

Mehrmals pro Woche tun zudem mindestens 30 Minuten moderater Ausdauersport dem Gehirn gut. Man soll dabei ins Schwitzen kommen, Atem und Puls spürbar schneller werden, aber kein Gefühl der Erschöpfung entstehen. Das kann zum Beispiel die Häufigkeit und Schwere von Migräne spürbar lindern.

Nicht völlig außer Atem geraten

Beim Ausdauertraining sollten sich Sauerstoffbedarf und Sauerstoffzufuhr die Waage halten, auch „aerober“ Bereich genannt. Eine Faustregel dafür ist: Wer sich während des Sports noch unterhalten kann, ist im aeroben Bereich. Dabei ist es fast egal, was man macht – ob Nordic Walking, Schwimmen, Tanzen, Radfahren oder Laufen, ob draußen oder daheim auf einem Trainingsgerät.

Neben der Ausdauer und positiven Wirkung gegen neurologische Krankheiten lassen sich dabei die Muskelkraft, das Gehvermögen und das Gleichgewicht stärkten. Ein weiterer Bonus: Betroffene fühlen sich nach körperlicher Aktivität psychisch wohler.

Regelmäßigkeit entscheidend

Als Sportart sollte man sich etwas aussuchen, das Spaß macht und das man dauerhaft durchhält. Bei Parkinson etwa verlangsamt regelmäßige körperliche Aktivität das „Einrosten“ der Beweglichkeit und lässt das Gleichgewicht länger gut funktionieren [3]. Die Ursache zeigt eine Studie aus den Niederlanden [4]. Danach vernetzen sich durch Ausdauersport Bereiche im Gehirn stärker, die wichtig für das Steuern von Bewegungen sind. Auch stärkt das Training die Aufmerksamkeit und verringert den Verlust von Hirnsubstanz.

Bei Multipler Sklerose (MS) wiederum konnte eine Schweizer Studie [5] zeigen, dass Betroffene mit einer chronischen Erschöpfung (Fatigue) sich schon nach vier Wochen regelmäßigem Fitnesstraining besser fühlten und aktiver waren. Selbst Menschen mit weiter fortgeschrittener MS profitieren von einem leichten Ausdauer- oder Krafttraining [6].

Darum nützt Bewegung

Regelmäßige Aktivität fördert anti-entzündliche Prozesse im Körper und kann so Gefäß schädigende Risikofaktoren reduzieren. Das ist wichtig, weil chronische Entzündungen mit geistigen Beeinträchtigungen und Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose einhergehen. Regelmäßige Bewegung wirkt zudem Blutdruck senkend und verringert so das Risiko für einen Schlaganfall.

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