Häufig nehmen Erkrankte Medikamente nicht, obwohl das lebensgefährlich sein kann. Die Angst vor Nebenwirkungen ist einer von vielen Gründen. Dabei lassen sich diese Sorgen oft leicht entkräften, wenn Betroffene konsequent beim Arzt nachfragen.
Mit 54 Jahren hat Peter Francke einen leichten Schlaganfall und ein Jahr später einen zweiten, weit stärkeren. Die verschriebenen Medikamente zur Vorbeugung hatte er nur unregelmäßig genommen. Damit ist er nicht alleine: Etwa ein Drittel der Menschen, die einen Schlaganfall hatten, setzt vorbeugende Mittel im ersten Jahr danach wieder ab [1]. Dabei würde die konsequente Einnahme der Medikamente das Schlaganfall- und Sterberisiko um 30 bis 40 Prozent senken [2].
Mangelnde Therapietreue wird dieses Phänomen genannt. Weltweit und über alle Krankheitsarten hinweg geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass die Hälfte aller Erkrankten ihre Arzneimittel nicht wie verordnet nimmt [3]. Als wichtigste Gründe genannt werden persönliche Einstellungen gegenüber Medikamenten und Ängste, unter anderem vor Nebenwirkungen [4].
Angst vor Nebenwirkungen – oft unberechtigt
Die Angst vor Nebenwirkungen aber sei „sehr selten angebracht“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe der Deutschen Hirnstiftung. Die meisten Menschen würden ihr persönliches Risiko aufgrund der Häufigkeitsangaben in den Beipackzetteln viel zu hoch einschätzen. Selbst Nebenwirkungen, die dort als „häufig“ beschrieben sind, betreffen weniger als 10 Prozent der Einnehmenden. „Nimmt man die Mittel hingegen nicht, sind die Gesundheitsfolgen oft viel größer“, sagt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Alleine in Deutschland erleiden etwa ein Fünftel der Schlaganfallbetroffenen eine wiederholte Attacke [5].
Bei Unsicherheiten den Arzt fragen
Mangelnde Therapietreue kommt derweil nicht nur bei Medikamenten vor. Auch verordnete Hilfsmittel, therapeutische Übungen und Tipps für einen gesünderen Lebensstil würden oft unzureichend angewendet, sagt Erbguth. Bei Unsicherheiten solle man daher konsequent nachfragen und nicht seine Gesundheit riskieren. „Dann hat der Arzt die Chance, Probleme zu erkennen und darauf einzugehen“, ergänzt Krohn. Das gelte auch für Fragen, die einem erst nach einem Termin einfallen. Bei der Hirnstiftung berät Krohn selbst Erkrankte und Angehörige in solchen Fällen.
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