25.08.2023

René Weller – krank durch Kopfschläge?

© skynesher / Getty Images via canva.com

Vor Kurzem ist der deutsche Boxer René Weller gestorben. Er litt an einer Hirnerkrankung, genannt Chronisch Traumatische Enzephalopathie. Diese tritt scheinbar gehäuft bei Menschen auf, die häufig Stößen am Kopf ausgesetzt waren. Einen klaren wissenschaftlichen Beleg gibt es dafür nicht.

Der Begriff Chronisch Traumatische Enzephalopathie (CTE), beschreibt eine Sammlung von Veränderungen des Hirngewebes, die bei der Autopsie im Gehirn gefunden werden können. Dazu gehören Ablagerungen bestimmter Eiweiße (Tau, Amyloid, TDP43), die ebenfalls bei Erkrankungen wie Demenz und Parkinson gefunden werden. Auch Entzündungsvorgänge und der Verlust von Hirngewebe (Atrophie) sind beschrieben worden [1]. Der genaue Zusammenhang und die Entstehung dieser Veränderungen sind bisher nicht bekannt. Auch gibt es keine sicheren Symptome, die für eine CTE sprechen.

Krafteinwirkungen auf den Kopf

Als Ursache werden wiederholte leichte Krafteinwirkungen auf den Kopf angenommen. Allerdings könnten auch einzelne stärkere Gehirnerschütterungen zu solchen Veränderungen führen. Der Zusammenhang zwischen wiederholten Schlägen auf den Kopf und früher Demenz ist seit fast hundert Jahren bekannt [2]. Ursprünglich waren Boxer beobachtet worden, in den letzten Jahren sind verschiedene andere Sportarten wie American Football, Eishockey und Fußball in den Blick geraten.

Risiko für Hirnschäden unklar

Ob diese Sportarten wirklich das Risiko für Hirnschäden erhöhen, ist unklar. Die Häufigkeit der CTE ist bisher nicht bekannt. Und es gibt bisher keine einheitlichen Diagnosekriterien. Die Diagnose wird anhand einer pathologischen Untersuchung nach dem Tod gestellt. Studien an Sportlern zeigten widersprüchliche Ergebnisse [4, 5]. So zeigten Footballspieler aus den 1950er-Jahren im Vergleich mit Kontrollgruppen kein erhöhter Demenzrisiko. Schottische Fußballspieler hingegen hatten ein erhöhtes Risiko, an einer neurodegenerativen Erkrankung zu sterben. Ob dieser Unterschied auch auf eine Änderung der Sportart im Laufe der Zeit zurückzuführen ist, ist nicht klar.

Sport hat unbestreitbare Vorteile

Andererseits hat Sport unbestreitbare Vorteile. Er schützt das Gehirn, verbessert Lernleistungen und Gedächtnis, Schlaf, die Neubildung von Nervenzellen und die Lebenserwartung. Das Risiko für Herz und Hirnerkrankungen wird vermindert und auch Depression und Angsterkrankungen treten seltener auf.

Quellen:

[1] Chronic traumatic encephalopathy – confusion and controversies
[2] Martland H Punch drunk. J. Am. Med. Assoc 91, 1103–1107 (1928).
[3] Chronic Traumatic Encephalopathy: A Brief Overview
[4] Association of Playing High School Football With Cognition and Mental Health Later in Life
[5] Neurodegenerative disease mortality in former professional soccer players


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