31.08.2023

Gehirnerschütterung: Kinder und ältere Menschen im Auge behalten

© RonTech2000 via canva.com

Fall des Monats:

Kinder, die eine Gehirnerschütterung haben, sollte man 24 Stunden beobachten. Denn der Stoß kann zu Hirnverletzungen führen, die sich erst verzögert bemerkbar machen. Gleiches gilt für ältere Menschen.

Im September sind alle Kinder wieder in der Schule. Toben in der Pause, Sport im Unterricht und am Nachmittag – da kommt es immer mal wieder zu Stürzen und Stößen am Kopf. Ähnlich ist es bei jüngeren Kindern, denn Laufen und Rennen etwa lernt kaum jemand ohne Blessuren. So wie die einjährige Anna Uhlig. In einem kurzen unbeaufsichtigten Augenblick stolpert sie über eine Teppichkante im Wohnzimmer ihrer Eltern und stößt mit dem Kopf an einen Sessel. Sie weint laut, aber von außen ist erstmal keine Verletzung zu sehen.

Wann sind Sorgen berechtigt?

„Der Kopf muss bei Kindern einiges aushalten“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. „Ist die Beule dann groß, befürchten Eltern mitunter eine Hirnverletzung.“ Entwarnung kann meistens gegeben werden, wenn das Kind nach dem Schrecken wieder normal spielt und keine Auffälligkeiten zeigt. Vorsicht ist geboten, wenn es eine Gehirnerschütterung hat, auch leichtes Schädel-Hirn-Trauma genannt. In Deutschland erleiden jährlich über 71.000 Kinder unter 15 Jahren ein leichtes bis schweres Schädel-Hirn-Trauma [1]. Es ist damit die häufigste Unfallverletzung im Kindesalter [2].

Das sind Anzeichen einer Gehirnerschütterung

Ist das Kind auffällig, verwirrt, desorientiert oder länger bewusstlos? Erbricht es sich, wird es müde oder reagiert es nicht richtig? Dann sollte man eine Notaufnahme aufsuchen. Noch deutlichere Signale sind neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Seh-, Sprach- oder Riechstörungen [3].

Kind anschließend 24 Stunden beobachten

„Auch wenn es keine Anzeichen für eine Gehirnerschütterung gibt, sollten Eltern das Kind nach einem Stoß auf den Kopf einen Tag genauer beobachten und möglichst nicht allein lassen“, rät Patientenberater Dr. Krohn. Denn die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich verzögert noch nach Stunden entwickeln. Der Grund sind selten auftretende Blutergüsse unter der Schädeldecke. Sie können langsam größer werden und auf das Gehirn drücken. „Ein deutliches Signal dafür sind neben den genannten Symptomen oft Krampfanfälle“, so Krohn.

Risikogruppe ältere Menschen

Eine weitere Risikogruppe für unfallbedingte Blutungen im Kopf sind ältere Menschen. Sie haben oft durch Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes empfindlichere Blutgefäße, auch im Kopf. Sie stürzen zudem leichter, etwa weil sie schlechter sehen und die Muskeln im Alter schwächer werden. Manchmal nehmen ältere Menschen noch Medikamente ein, die die Blutgerinnung hemmen und so eine Blutung begünstigen. „In solchen Fällen können schon kleinere Krafteinwirkungen auf den Kopf ausreichen, um eine Hirnblutung auszulösen“, warnt der Hirnstiftungs-Neurologe. Auch wenn direkt danach keine der typischen Symptome für eine Gehirnerschütterung auftreten, empfiehlt sich daher ebenfalls eine Überwachung in den ersten 24 Stunden.

Vorsorge gegen Gehirnerschütterung ist wichtig

Neben Älteren und Kindern sind auch alle anderen Altersgruppen von leichten bis schweren Schädel-Hirntraumata betroffen. Insgesamt erleiden in Deutschland jährlich über 270.000 Menschen eine solche Verletzung [4], mehr als die Hälfte davon bei Verkehrsunfällen [5]. Die Folgen können von Kopfschmerzen oder Lähmungen bis zum Tod reichen. „Vorsorgen ist daher wichtig, zum Beispiel mit einem gutsitzenden Fahrradhelm“, sagt Krohn. Speziell für Kinder und ältere Leute kann man etwa im Haushalt Stolperfallen wie Teppichkanten oder Absätze beseitigen und glatte Böden vermeiden. Bewegungsgesteuerte Lichtquellen verringern das Sturzrisiko auch in der Nacht.


Haben Sie neurologische Fragen? Wir beraten Betroffene kostenfrei online und am Telefon. Mitglieder der Deutschen Hirnstiftung werden bevorzugt beraten. Bitte wenden Sie sich dazu an: info@hirnstiftung.org oder 030 531 437 936 (Mo-Fr, 10-14 Uhr).

Nutzen und fördern Sie unsere kostenfreie Beratung!

Ihre Spende oder Mitgliedschaft hilft uns helfen.

Weitere Artikel zu Aktuelles Startseite