31.05.2023

Gefahren durch Hitzeschlag und Sonnenstich ernst nehmen

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Fall des Monats der Deutschen Hirnstiftung:

Jedes Jahr sterben in Deutschland Menschen an den Folgen von zu viel Sonne und Hitze – und durch den Klimawandel werden es immer mehr. Besonders gefährdet sind Kinder und alte Menschen. Im Notfall heißt es schnell handeln.

Trotz der sommerlichen Temperaturen hat Brigitte Fink über die Mittagszeit im Garten gearbeitet und wie so häufig wenig getrunken. Nach einer Stunde wird der 72-Jährigen übel und schwindelig. Schwankend geht sie ins Haus. Als sie dort das Bewusstsein verliert, ruft ihr Mann den Notarzt.

„Ein solcher Hitzeschlag kann im Sommer schnell passieren“, erklärt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. „Vor allem, wenn es schwül-heiß ist und man bei körperlicher Aktivität zu wenig trinkt.“ In Deutschland starben letzten Sommer sogar 4.500 Menschen an den Folgen extremer Hitze, wie Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen [1]. Die Tendenz ist nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation europaweit zunehmend [2].

Hitzeschlag kann lebensbedrohlich werden

Besonders anfällig für einen Hitzeschlag sind ältere Menschen. „Sie können ihre Körpertemperatur schlechter regulieren, schwitzen weniger und ihre Haut ist schlechter durchblutet“, so Krohn. Oft haben sie auch eine Vorerkrankung des Herz-Kreislauf-Systems und zahlreiche Medikamente können die Widerstandsfähigkeit gegen Hitze zusätzlich reduzieren.

Bei einem Hitzeschlag erhöht sich die Körperkerntemperatur auf über 40 Grad Celsius. Patientenberater Krohn: „Das ist dann ein lebensbedrohlicher Zustand, der auf einer Intensivstation behandelt werden muss.“ Er kann zu Multiorganversagen und Tod führen – insbesondere, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird.

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Sonnenstich: Eltern sollten Anzeichen kennen

Gefahren lauern im Sommer auch durch starke Sonneneinstrahlung auf den Kopf, die das Gehirn überwärmen kann – ein Sonnenstich. Anfällig sind dafür besonders Kinder. „Ihr Schädelknochen ist dünner als bei Erwachsenen“, sagt Krohn. Die ersten Anzeichen eines Sonnenstichs sind Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel, oft auch Nackenschmerzen als Hinweis auf eine Reizung der Hirnhäute. „Während der Kopf rot und heiß ist, ist der Körper oft eher kühl“, so der Patientenberater. Darüber hinaus kann es bei einem Sonnenstich zu innerer Unruhe kommen, zu Verwirrtheit, Konzentrationsproblemen oder Müdigkeit.

Bei Gefahr sofort handeln

Besteht Verdacht auf einen beginnenden Sonnenstich, sollte man die Sonne umgehend verlassen, kühle Innenräume aufsuchen und ausreichend trinken. Auch eine aktive Kühlung des Kopfes ist ratsam, etwa durch eine kalte Dusche. Kommt es zu Krämpfen und Bewusstseinsstörungen, handelt es sich bereits um einen Hitzeschlag. „Dann gilt: Sofort den Rettungsdienst rufen und während der Wartezeit die Körpertemperatur des Betroffenen schnell senken, zum Beispiel mit Auflegen eines feuchten Handtuchs“, sagt Neurologe Krohn.

Vorbeugen und das Gehirn schützen

Das Beste allerdings ist, einen Sonnenstich oder Hitzeschlag von vornherein zu verhindern. Das heißt: Im Sommer bei hohen Temperaturen möglichst nicht mittags und am frühen Nachmittag körperlich im Freien aktiv sein, immer eine schützende Kopfbedeckung tragen und ausreichend trinken, vor allem Kinder und Alte. Krohn: „Unser Gehirn ist unser wertvollstes, aber auch empfindlichstes Organ. Wir sollten es entsprechend gut schützen!“

Quellen:

[1] Robert-Koch-Institut. Hitzebedingte Mortalität in Deutschland 2022. 2023, 25. Mai

[2] World Health Organization. Quantitative Risk Assessment of the Effects of Climate Change on Selected Causes of Death, 2030s and 2050s. WHO; Geneva, Switzerland: 2014.


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