08.12.2022

Lecanemab – aussichtsreicher Antikörper gegen Alzheimer

Ende November veröffentlichte das US-amerikanische New England Journal of Medicine eine viel beachtete Studie zu einem neuen Antikörper, der das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit in frühen Stadien verlangsamen könnte. Nach den letzten enttäuschenden Studien mit den Antikörpern Aducanumab und Gantenerumab scheint dieser Lecanemab genannte Antikörper überzeugend zu sein und gibt Anlass zu Hoffnung.

Lecanemab richtet sich gegen ein Eiweiß, das sich zwischen Gehirnnervenzellen ablagert und vermutlich Einfluss auf die Entstehung von Alzheimer hat. Der Antikörper heftet sich an diese sogenannten Beta-Amyloid-Ablagerungen und macht sie so für Immunzellen sichtbar, die die Ablagerungen dann verringern. Die aktuelle Studie [1] zeigt, dass Lecanemab hier wirkt und den kognitiven Verfall bei Alzheimer-Patienten im Frühstadium der Krankheit verlangsamen kann. Eine Heilung lässt sich damit aber nicht erreichen.

In der weltweit durchgeführten Studie erhielten insgesamt 898 Betroffene mit einer frühen Alzheimer-Krankheit Lecanemab als Infusion und 897 Betroffene ein Placebo, also ein unwirksames Scheinmedikament. Herausfinden wollte man etwa, wie sich die Krankheitsschwere verändert. Dafür wurde neben anderen Messungen eine gut etablierte klinischen Beurteilungsskala verwendet (Clinical Dementia Rating-Sum of the Boxes, CDR-SB).

Sichtbare Verbesserungen aber auch Nebenwirkungen

Gemessen an der Beurteilungsskala zeigte sich nach 18 Monaten in der Lecanemab-Gruppe eine Verlangsamung der Krankheit um 27 Prozent im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Auch bei allen anderen untersuchten Symptomen zeigten sich Unterschiede. Lecanemab führte beispielsweise auch zu einer Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens im Vergleich der Placebo-Gruppe und zu einer deutlichen Verminderung der Amyloid-Ablagerungen im Gehirn.

Auf der anderen Seite führt Lecanemab zu mehr Nebenwirkungen als das Placebo, was in die Bewertung des Nutzens einfließen muss. Bei 12,6 Prozent der Behandelten traten während der Studie Hirnschwellungen und Hirnblutungen auf. Nach einer weiteren Studie [2] kam es zudem zu zwei Todesfällen, die mit diesen Hirnveränderungen zusammenhängen könnten.

Insgesamt sind daher weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit und vor allem zu den Nebenwirkungen der Antikörperbehandlungen bei Alzheimer-Erkrankung notwendig.


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