Neues zu Multiple Sklerose: Interview, Kinofilm, Veranstaltung (30. Mai in Berlin)
17.05.2022
Neues zu Multiple Sklerose: Interview, Kinofilm, Veranstaltung (30. Mai in Berlin)
Was gibt es Neues aus Forschung und Praxis zu Multipler Sklerose (MS)? Anlässlich des Welt-MS-Tages am 30. Mai bietet die Deutsche Hirnstiftung dazu in Berlin eine kostenfreie Infoveranstaltung mit Fachleuten, die mit dem Kinofilm „Balanceakt“ beginnt. Wir sprachen vorab mit einem der Referenten, Prof. Dr. Klemens Ruprecht von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Weitere Details zu Veranstaltung und Film finden Sie im Anschluss an das Interview.
Herr Prof. Ruprecht: Warum ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose (MS) gut informiert sind, und was leisten Patientenveranstaltungen?
In den letzten 25 Jahren haben wir deutliche Fortschritte im Bereich der Behandlung der Multiplen Sklerose gesehen. Mittlerweile gibt es über 15 Substanzen, die zur Behandlung der MS zugelassen sind. Mit diesen zum Teil hochwirksamen Medikamenten kann man die Erkrankung sehr nachhaltig behandeln. Insofern ist es wichtig, über neue Entwicklungen informiert zu sein. Das Arzt-Patientengespräch, die individuelle Beratung unter vier Augen, bleibt hierbei zentral und ist durch nichts zu ersetzen. Aber Patientenveranstaltungen sind gute Foren, um sich einen Überblick zu verschaffen und auch Hintergrundwissen zur Erkrankung und den Therapieoptionen zu erwerben. Sie sind auch eine Gelegenheit, um Fragen zu stellen und mit Expertinnen und Experten außerhalb des Klinik- oder Praxisalltags ins Gespräch zu kommen.
Sie werden auf der Veranstaltung am 30. Mai darüber sprechen, was es Neues aus der Forschung und zur Therapie gibt. Was genau werden Sie beleuchten?
Zunächst einmal wird mein Vortrag einen Überblick über die verschiedenen Therapieoptionen geben. Ich möchte gern zeigen, dass es mittlerweile vielfältige Behandlungsmöglichkeiten gibt, die wirksam sind und ein vertretbares Nebenwirkungsprofil haben. Auch neue Entwicklungen möchte ich aufzeigen. Eine wichtige Erkenntnis ist beispielsweise, dass die B-Zelle, also ein bestimmter Untertyp von Lymphozyten, eine wichtige Rolle bei der MS spielt und dass praktisch alle bei der MS eingesetzten Behandlungen in irgendeiner Form B-Zellen beeinflussen.
Auch gibt es neue Erkenntnisse zur Entstehung der MS. Die aus meiner Sicht interessanteste Entwicklung im Bereich der Forschung zur Multiplen Sklerose ist die Rolle von Epstein-Barr-Virus (EBV). Es spricht sehr vieles dafür, dass die Multiple Sklerose so etwas wie eine seltene Spätkomplikation einer Epstein-Barr-Virusinfektion darstellt.
Erste Firmen arbeiten an der Entwicklung einer Impfung gegen EBV. Bedeutet das, dass es perspektivisch keine MS mehr geben wird?
Theoretisch erscheint es denkbar, dass, wenn wir Epstein-Barr-Virusinfektionen komplett verhindern könnten, es irgendwann keine Multiple Sklerose mehr gibt. Ich würde mich freuen, wenn es so weit käme. Allerdings muss man sagen, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach noch Jahre dauern wird, bis wir eine Impfung haben, die EBV-Infektionen wirklich verhindern kann. Selbst wenn diese Impfung dann breit eingesetzt werden würde, würde es noch Jahrzehnte dauern, bis man überhaupt beurteilen könnte, ob die MS auch tatsächlich weniger häufig auftritt. Im Moment steht die Entwicklung also ganz am Anfang, da muss man sicher noch lange abwarten und das Ganze auch sehr vorsichtig betrachten. Auch darüber kann am 30. Mai diskutiert werden – ich freue mich auf zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
Weitere Details zur Veranstaltung
Die Veranstaltung findet statt:
im Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin
Start des Films ist 15.30 Uhr, die Infoveranstaltung beginnt um 17 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Klemens Ruprecht folgt ein Gespräch mit Dr. Insa Schiffmann vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie stellt die neue Patientenleitlinie zur Behandlung der Multiplen Sklerose vor, die mit Mitteln der Deutschen Hirnstiftung ermöglicht wurde. Im Anschluss informiert Karin May, Geschäftsführerin Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (Landesverband Berlin e.V.) über das Angebot der MS-Selbsthilfe in Berlin.
Kinofilm „Balanceakt“ – so ergeht es vielen Betroffenen
Marie steht mitten im Leben: Als erfolgreiche Architektin ist sie gefragt, ihr Familienleben mit Mann Axel und Sohn Luis ist glücklich. Als es gerade nicht schöner sein könnte, wird alles von einer Sekunde auf die andere zu einem einzigen „Balanceakt“: Marie erhält die Diagnose MS und ihr Leben droht komplett aus den Fugen zu geraten.
Sehen Sie hier eine kleine Vorschau zum Film. Wir danken der Produktionsfirma Mona Film für die wunderbare Unterstützung unserer Veranstaltung.
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