14.08.2020

Parkinson: Jede sportliche Aktivität ist Medizin

Sport treiben bei Morbus Parkinson? Geht das trotz beginnender Bewegungseinschränkungen? Es geht nicht nur, sondern wird den Patienten dringend empfohlen: Sport hat eine nachweisliche therapeutische Wirkung, mindert Krankheitssymptome und kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Bewegungs- und psychische Beeinträchtigungen, „Untergang von Nervenzellen“ − die Diagnose Parkinson macht mit all dem, was der Arzt erklärt, verständlicherweise Angst. In dieser Situation passiert es, dass der Patient unter den vielen Hiobsbotschaften eine wichtige, durchaus sehr positive Aussage überhört: Jeder Betroffene kann selbst dazu beizutragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Lebensqualität und Lebensfreude lange zu erhalten, auch wenn die Parkinson-Krankheit nach wie vor nicht heilbar ist.

Klar, jeder weiß, Sport und Bewegung gehören zu einem gesunden Lebensstil. Für Patienten mit M. Parkinson gilt das in einem besonderen Maß: Zahlreiche neurologische Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass sich der Verlauf der Parkinson-Erkrankung durch eine Bewegungstherapie positiv beeinflussen lässt. Betroffene sollten also körperliche Freizeitaktivitäten auch nach der Diagnose unbedingt fortsetzen und ggf. sogar intensivieren – und wer vor der Erkrankung noch nicht sportlich aktiv war, sollte nun damit beginnen.

Der positive Effekt von Sport ist besonders hoch bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung, aber auch alle anderen profitieren. Denn körperliche Aktivität ist ein wesentlicher Teil des Selbstmanagements des Patienten, damit er sich sicher und eigenständig bewegen und den Körper so funktionsfähig wie möglich halten kann. Durch Sport kann man der zunehmenden Einschränkung der Alltagsaktivitäten, zu denen die Parkinson-Krankheit führt, entgegenwirken.

Dabei ist es fast egal, was man macht – ob Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen: Moderater Ausdauersport, auch sportliches Training, inkl. Tanzen, Tai-Chi und Qigong, wird als Teil „aktivierender Therapien“ in allen Krankheitsstadien ausdrücklich empfohlen. Besonders geeignet sind Übungen, die große Bewegungen, Bewegungsrhythmus und Schnelligkeit beinhalten. Durch Trainingsarten wie Walking, Schwimmen, Radfahren und Laufbandtraining in Kombination mit Kraftübungen können die Muskelkraft, das Gleichgewicht und das Gehvermögen gesteigert werden. Beispielsweise verlangsamt bei Patienten mit Parkinson-Erkrankung im Frühstadium ein regelmäßiges Ergometer-Training die Verschlechterung der Bewegungsfähigkeit deutlich. Sogar Fahrradfahren kann bei bestimmten Symptomen („Freezing of Gait“*) förderlich sein. Auch in späteren Phasen der Erkrankung sollte weiter regelmäßige Bewegung erfolgen, mit krankengymnastischer Begleitung und angepassten Sicherheitsmaßnahmen.

Ein weiterer Bonus: Patienten fühlen sich nach körperlicher Aktivität psychisch wohler, weil Sport auch zur Verbesserung spezifischer kognitiver Symptome führt, kurz gesagt: den Geist fit hält, Depressionen vorbeugt und gegen Schlafstörungen hilft.

Sport verlangsamt somit nicht nur den körperlichen Abbau, zu dem die Parkinson-Krankheit führt, sondern kann auch der krankheitsbegleitenden Demenz entgegenwirken, insbesondere, wenn nicht nur der Körper, sondern gleichzeitig auch der Geist gefordert wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Sportart komplexere Bewegungsabläufe erfordert, oder auch bei Gruppensportarten, weil soziale Kontakte immer auch das Gehirn anregen. Beispiel Tanzen: Man ist körperlich in Bewegung, muss sich Schrittfolgen und Figuren merken und nebenbei noch mit dem Tanzpartner plaudern – das ist Anti-Parkinson-Training hoch drei!

Aber egal, für welche Sportart man sich entscheidet: Bewegung hat immer positive Effekte, lindert Symptome der Parkinson-Erkrankung und kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, wenn regelmäßig trainiert wird. Jede sportliche Aktivität ist Medizin!

*plötzliches „Einfrieren“, Erstarren, Blockade von Bewegungen/Bewegungsabläufen

 

 

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