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Meistens ist ein Koma Ausdruck einer lebensbedrohenden Beeinträchtigung der Hirnfunktionen. Im Koma verliert der Betroffene Wachheit und Bewusstsein und ist auch durch starke Reize von außen nicht zu wecken. Der Begriff Koma bezeichnet dabei die schwerste Stufe der Bewusstseinsstörung.
Auf der nächsten, weniger schweren Stufe (Sopor genannt) sind die Hirnfunktionen so weit eingeschränkt, dass Betroffene nicht mehr durch Reize aufgeweckt werden können. Sie zeigen aber noch ungezielte Abwehrbewegungen mit den Armen oder Beinen und geben manchmal Laute von sich.
Ist das Bewusstsein nur leicht eingeschränkt, spricht man von Somnolenz (Schläfrigkeit). Das ist ein Zustand, den die meisten Menschen erreichen, wenn sie längere Zeit nicht geschlafen haben. Die Augen fallen immer wieder zu und die Denkvorgänge werden träge. Aus diesem Zustand kann man durch äußere Reize jederzeit geweckt werden, dämmert aber rasch wieder in den Schlaf hinüber. Ein wacher Mensch mit vollem Bewusstsein wiederum reagiert sofort und angemessen auf innere und äußere Reize.
Neben dieser Einteilung, die sich an der „Menge“ des vorhandenen Bewusstseins orientiert, gibt es auch Veränderungen der Bewusstseinsqualität. Dazu gehören Störungen der Denkinhalte, wie bei einer Psychose oder einem Delir mit Wahnvorstellungen. Hier reagiert das Gehirn fehlerhaft auf vorhandene, aber auch nicht vorhandene innere und äußere Reize. Beispiele sind wahrgenommene Stimmen oder optische Halluzinationen. Die Menschen sind dabei durchgehend wach.
Seit 1995 grenzt man beim Koma die Begriffe Wachkoma, vegetativer Zustand und minimales Bewusstsein voneinander ab.
Wachkoma
Die Kombination einer Bewusstlosigkeit (Koma) auf der einen Seite mit dem Phänomen der geöffneten Augen als Signal der Wachheit auf der anderen Seite wird als Wachkoma bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum wurde lange der Begriff „Apallisches Syndrom“ verwendet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Hirnrinde, auf Latein pallium genannt. Sie beschreibt die Tatsache, dass viele automatische Vorgänge ohne die Hirnrinde funktionieren können, da sie im Hirnstamm verschaltet sind.
Als neuere wissenschaftlich begründete Bezeichnung des Wachkomas wird der Begriff Areaktive Wachheit verwendet. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch:
- einen vollständigen Verlust des Bewusstseins von sich selbst und der Umwelt sowie den Verlust der Fähigkeit zur Kommunikation
- den Verlust der Fähigkeit zu willentlichen oder sinnvollen Verhaltensänderungen infolge äußerer Reize
- Verlust von Sprachverständnis und Sprachproduktion
- Inkontinenz für Stuhl und Urin
- Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus bei weitgehend erhaltenen Reflexen des Hirnstamms, des Rückenmarks und des vegetativen Nervensystems
Vegetativer Zustand
Mit dieser Bezeichnung soll ebenfalls verdeutlicht werden, dass des fehlenden Bewusstseins bestimmte Funktionen des Hirnstamms erhalten bleiben. Das sind etwa der Schlaf-Wach-Rhythmus, reflexhafte Schmerzreaktionen, Schlucken und Atmen. Sie werden vom vegetativen Nervensystem gelenkt. Dieses regelt Abläufe im Körper, die man nicht mit dem Willen steuern kann.
Je nach Verlauf wurden ein „persistierender“ und ein „permanenter“ vegetativer Zustand unterschieden: Ein persistenter vegetativer Zustand dauert mindestens einen Monat an und beinhaltet die Chance, dass das Bewusstsein wieder zurückkehrt. Von einem permanenten vegetativen Zustand wird nach sechs Monaten bei nicht-traumatischer Hirnschädigung und nach zwölf Monaten bei traumatischer Hirnschädigung gesprochen. Eine Rückbildung ist nach Ablauf dieser Zeiträume kaum zu erwarten. Nicht-traumatische Hirnschädigungen entstehen zum Beispiel durch Schlaganfall, Hirnblutung oder Sauerstoffmangel. Traumatische Hirnschädigungen sind direkte Verletzungen des Gehirns, etwa durch Erschütterungen oder Gewalteinwirkungen.
Im deutschen Sprachgebrauch wurde die übersetzte Bezeichnung vegetativer Status stets zurückhaltend verwendet, weil hier anders als im Englischen die negative Bedeutung des Wortes „vegetieren“ mitschwingt.
Minimales Bewusstsein
Hier bestehen ebenfalls schwere Schädigungen des Großhirns. Jedoch ist eine eindeutig nachweisbare, wenngleich auch sehr gering ausgeprägte, gezielte Reaktionsfähigkeit auf äußere Reize vorhanden. Dieser Zustand des minimalen Bewusstseins kann sich aus einem Wachkoma entwickeln.
Als weiterer Begriff ist das Locked-in-Syndrom zu erwähnen. Es bezeichnet die Situation eines quasi im Schädel „eingesperrten“, weitgehend funktionsfähigen Gehirns. Durch eine Schädigung im Gehirnstamm, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, sind dabei alle ein- und ausgehenden Verbindungen zwischen Gehirn und Körper unterbrochen. Die Betroffenen können meist nur über Augenbewegungen kommunizieren.