Ärzte und Ärztinnen spielen bei der Therapie die zentrale Rolle. Doch auch die Psyche der Behandelten ist entscheidend. Wenn sie darauf vertrauen, dass die Behandlung wirkt, tut sie das auch eher. Der sogenannte Placebo-Effekt kommt zum Tragen. Eine negative Erwartung hingegen kann den Behandlungserfolg sogar zunichtemachen, Nocebo-Effekt genannt. Das hat eine intensive Forschung der letzten 30 Jahre eindeutig belegt. Im Online-PatientInnenforum zeigen Fachleute, wie Erkrankte diese Effekte nutzen oder umgehen können:
- Wie kann ich meine eigenen Erwartungen sinnvoll nutzen, um meine Behandlung zu verbessern – unabhängig von der Erkrankung und der Therapie?
- Was haben Noceboeffekte mit unerwünschten Wirkungen zu tun?
- Wie lese ich einen Beipackzettel richtig?
- Wie bereite ich mich auf ein Arzt-Gespräch vor?
Unsere ExpertInnen haben Antworten darauf, berichten über aktuelle Forschungserkenntnisse und geben Empfehlungen. Teilnehmende können anschließend Fragen stellen, die dann im Live-Stream beantwortet werden.
Programmablauf
- Prof. Dr. Ulrike Bingel, Neurologin und Leiterin des Zentrums für Schmerzmedizin, Universitätsklinik Essen: Was haben Erwartungen mit unserer Gesundheit und dem Therapieerfolg zu tun?
- Prof. Frank Erbguth, Präsident Deutsche Hirnstiftung: Warum Erwartungseffekte bei neurologischen Erkrankungen bedeutsam sind
- Prof. Sven Benson, examinierter Krankenpfleger, Medizinpsychologe und Leiter des Instituts für Didaktik in der Medizin, Universitätsklinikum Essen: Die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten ist ein entscheidender Faktor in der Therapie
- Heike Norda, Schmerzpatientin und Vorsitzende der unabhängigen Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland SchmerzLOS e.V.: Warum Patienten mit chronischen Schmerzen mehr über ihre Erwartungen wissen sollten
- Prof. Winfried Rief, Psychologe und Psychotherapeut, Leiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Universitätsklinik Marburg: Die Effekte der Behandlungserwartung gehen weit über den Schmerz hinaus: aktuelle Befunde zur Depression und zu Herzoperationen
Zur Teilnahme am PatientInnenforum am 9. Mai, 17.30 – 19 Uhr erfahren Sie mehr hier.
Mehr zum Placebo- und Nocebo-Effekt:
Wie wirkt die positive Erwartung?
Besonders gut erforscht ist der Placebo-Effekt bei Schmerzmitteln: Wenn man an ihre Wirkung glaubt, schüttet der Körper zusätzlich schmerzlindernde Substanzen aus. Aber auch bei einer Vielzahl anderer Prozesse – von der Atmung über die Verdauung bis hin zum Immunsystem – kann der Effekt sich auswirken. Zum Tragen kommt er daher nicht nur bei Medikamenten, sondern auch bei Operationen, in der Physio- und Psychotherapie. Selbst bei neurologischen Erkrankungen, wie etwa Parkinson, ist die Wirkung der positiven Erwartung relativ groß. Placebo-Effekte zu fördern und Nocebo-Effekte zu vermeiden, ist so bei nahezu jeder Behandlung unabhängig von der Erkrankung sinnvoll und möglich.
Was können Behandelnde und Erkrankte tun?
Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Denn wenn Behandelte wissen, wie die Therapie ablaufen soll und wie sie genau wirkt, kann die Kraft der positiven Erwartung bei ihnen besonders zum Tragen kommen. Aber auch die Behandelten haben einen aktiven Part: Sie sollten offen sagen, ob sie zum Beispiel mit einem vorgeschlagenen Medikament schlechte Erfahrungen gemacht haben. Nur dann kann die Ärztin oder der Arzt Vorbehalte gegen die Behandlung entkräften oder nach anderen Wegen suchen. Das kann vor allem für chronisch Kranke wichtig sein, die oft verzweifelt und ängstlich sind und das Vertrauen in die Medizin verloren haben.
Erfahren Sie mehr, wie selbst den Arztbesuch, die Therapie und Heilung günstig beeinflussen können. Details zur Kraft der positiven Erwartung gibt es auch im folgenden Erklärfilm:
*SFB/TRR 289 „Treatment Expectation“ steht für den Sonderforschungsbereich „Treatment Expectation“ (Behandlungserwartung) der Universitätskliniken Essen, Marburg und Hamburg. Er untersucht seit dem Jahr 2020 mit einem interdisziplinären Team den Einfluss der Erwartung von PatientInnen auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen.
Titelbild: © Sonderforschungsbereich „Treatment Expectation“
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