Rückenschmerzen

Auf einen Blick

Hier finden Sie das Wichtigste auf einen Blick. Ausführliche Informationen haben wir weiter unten zusammengestellt.

Häufigkeit – Rückenschmerzen sind sehr häufig. In einer Befragung des Robert-Koch-Instituts gaben über 60 Prozent der Menschen an, im letzten Jahr Rückenschmerzen gehabt zu haben. Über 15 Prozent berichteten über chronische Rückenschmerzen, also solche, die schon länger als drei bis sechs Monate anhalten.

Symptome – Man unterscheidet zwischen Rückenschmerzen mit:

Begrenzung auf den Rücken (medizinisch Lumbago und allgemein oft „Hexenschuss“ genannt); sie sind die häufigste Art der Rückenschmerzen

Ausstrahlung in Arme oder Beine (letzteres medizinisch Lumboischialgie und allgemein oft „eingeklemmter Nerv“ oder „Ischias“ genannt)

neurologischen Ausfällen, wie Lähmungen oder Inkontinenz

Ursachen – Schmerzen mit Begrenzung auf den Rücken sind meistens durch eine Muskelverspannung oder Reizung des Bandapparats der Wirbelsäule verursacht. Strahlen Rückenschmerzen aus, drückt sehr häufig ein Bandscheibenvorfall auf Nerven oder Nervenwurzeln an der Wirbelsäule. Ist dieser Druck stärker, sind auch die beschriebenen neurologischen Ausfälle möglich.

Diagnose – Meist reicht eine einfache körperliche Untersuchung zur Diagnose der Ursachen. Nur selten werden bildgebende Verfahren, wie Röntgen, Computer-Tomographie (CT) oder sogar Magnetresonanz-Tomographie (MRT) benötigt.

Behandlung – Die meisten Rückenschmerzen werden mit körperlicher Aktivität und kurzfristiger Einnahme freiverkäuflicher Schmerzmittel behandelt. Selten kann eine Operation notwendig sein.

Wichtig zu beachten – Regelmäßige körperliche Aktivität schützt vor Rückenschmerzen und man kann sie auch damit behandeln.

Lesen Sie jetzt unten unsere ausführlichen Informationen.

© Robert Kneschke via canva.com

Rückenschmerzen verursachen einen hohen Leidensdruck und Betroffene suchen oft mehrere ärztliche und therapeutische Praxen zur Linderung ihrer Symptome auf. Die Beschwerden unterteilen sich in drei Gruppen:

1. Rückenschmerzen mit Begrenzung auf den Rücken (medizinisch Lumbago und allgemein oft „Hexenschuss“ genannt)

Vom diesem Schmerz ist meistens der untere Rücken (Lendenwirbelsäule, LWS) oder auch die Halswirbelsäule (HWS) betroffen. Der lokal begrenzte Rückenschmerz sitzt in der Mitte oder auch neben der Wirbelsäule. Der Schmerz kann sehr stark sein, das heißt aber nicht, dass er gefährlich ist. Zum Vergleich: Auch ein Wadenkrampf kann massiv schmerzen. Allerdings halten die Rückenschmerzen länger an, da die beteiligten Muskeln nicht schnell ermüden und wieder entkrampfen. Anders als die Wadenmuskeln sind sie den ganzen Tag im Einsatz und müssen unseren Körper stabilisieren.

2. Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Arme oder Beine (letzteres medizinisch Lumboischialgie und allgemein oft „eingeklemmter Nerv“ oder „Ischias“ genannt)

Hier sitzt der Schmerz auch an den oben beschriebenen Stellen im Rücken. Zusätzlich strahlt er aber in Arme oder Beine aus. Manchmal schießt er bei bestimmten Bewegungen oder Haltungen regelrecht ein. Auch Missempfindungen, wie Kribbeln der Haut und Taubheits- oder Wärmegefühl kommen vor.

3. Rückenschmerzen mit neurologischen Ausfällen, wie Lähmungen oder Inkontinenz

Der Schmerz ist ähnlich wie bei den ausstrahlenden Beschwerden. Zusätzlich treten Lähmungen von Muskeln meist in Armen und Beinen oder auch Inkontinenz auf. Das sind Warnsignale, die eine rasche ärztliche Behandlung erfordern.

1. Rückenschmerzen mit Begrenzung auf den Rücken

Ursache lokal begrenzter Rückenschmerzen ist meistens eine Muskelverspannung oder Reizung des Bandapparats der Wirbelsäule. Diese treten oft nach einer ungünstigen Bewegung oder nach schwerem Heben auf, insbesondere kombiniert mit Drehbewegungen.

Auch eine Muskelverspannung an der Wirbelsäule kann mit langanhaltenden starken Schmerzen einhergehen. Schmerzen in den vielen kleinen Gelenken zwischen den Wirbelknochen können ebenso stark sein.

Einen hohen Anteil bei chronischen Rückenschmerzen hat die Psyche. Eine genaue Suche nach möglichen Auslösern und Belastungsfaktoren ist daher für eine vollständige Behandlung der Rückenschmerzen wichtig. Das können neben psychischen Belastungen auch körperliche Faktoren sein, die das Nervensystem belasten, wie Diabetes, und soziale Herausforderungen, wie langandauernde Arbeitsunfähigkeit.

Lendenwirbelsäule mit Bandscheiben und Rückenmarksnerven © Henadzi via canva.com

2. und 3. Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Arme oder Beine bzw. mit neurologischen Ausfällen

Strahlen die Schmerzen in Arme oder Beine aus, sind wahrscheinlich Nervenwurzeln an der Wirbelsäule in Mitleidenschaft gezogen. Ursache ist oft ein Bandscheibenvorfall, bei dem gelartiges Bandscheibenmaterial aus dem umgebenden Faserring austritt und auf eine Nervenwurzel drückt.

Die Nervenwurzel ist der Ursprung des Rückenmarksnervs. Dieser besteht aus vielen einzelnen Nervenfasern, die am Rückenmark innerhalb der Wirbelsäule entspringen. Sie vereinen sich zu einem großen Nerv und verzweigen sich dann in den Gliedmaßen wieder ganz fein.

  • Leichter Druck der Bandscheibe auf die Nervenwurzel führt zu den Schmerzen und Missempfindungen in Armen und Beinen.
  • Stärkerer Druck verursacht die neurologischen Ausfälle, wie Muskellähmungen oder Inkontinenz, wenn die Nerven zur Blase betroffen sind.

Andere mechanische Ursachen sind Einengung des Rückenmarkskanals durch Verschleiß der Wirbelknochen und -gelenke oder ein sogenanntes Wirbelgleiten durch eine Schädigung des Bandapparats und schwache Muskeln. Dann verschieben sich Wirbelknochen aufeinander. Seltener sind Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder Krebserkrankungen die Ursache für Rückenschmerzen mit Ausstrahlung.

Häufig betroffen ist der Ischias-Nerv, einer der beiden großen Beinnerven. Die Beschwerden strahlen dann ins Gesäß und die Rückseite des Oberschenkels bis hinein in den Fuß. Da die Fasern des Ischias-Nervs aus mehreren Nervenwurzeln stammen, ist meist nur ein Teil des von ihm versorgten Bereichs betroffen.

Risikofaktoren für Rückenschmerzen sind im heutigen Leben häufig. Vor allem wenig Bewegung, langes Sitzen, Übergewicht und falsche Haltung belasten die Wirbelsäule mit ihren Bändern, Gelenken und Muskeln ungünstig und führen zu einer verfrühten Abnutzung mit den unter „Ursachen“ beschriebenen Folgen.

© 89Stocker via canva.com

1. Rückenschmerzen mit Begrenzung auf den Rücken

Die meisten lokalen Rückenschmerzen bessern sich spontan innerhalb weniger Tage bis Wochen. Bei unzureichender Behandlung und fehlender körperlicher Aktivität kann aber auch ein lokaler Rückenschmerz chronisch werden.

2. und 3. Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Arme oder Beine bzw. neurologischen Ausfällen

Der Verlauf hängt hier davon ab, wie viele Fasern des Nervs an der Nervenwurzel wie stark gedrückt wurden:

  • Bei leichtem Druck sind die Ausstrahlungen in Arme und Beine nur vorübergehend, die Nervenfasern erholen sich.
  • Bei stärkerem Druck und neurologischen Ausfällen werden einzelne Nervenfasern zerstört. Sie brauchen dann etwa einen Tag, um einen Millimeter nachzuwachsen.

Die nachwachsenden Nervenfasern müssen die Strecke vom Rückenmark bis zu jener Stelle in Armen oder Beinen zurücklegen, die sie versorgen. Im Extremfall, wie einer Lähmung am Unterschenkel, können so ein bis zwei Jahre vergehen, bis die Muskelkraft sich merklich bessert.

Bei zu starker Schädigung der Nervenwurzel ist mit Symptomen zu rechnen, die ein Leben lang bestehen bleiben. Dann wurden alle Nervenfasern zerstört und nachwachsende Nervenfasern finden keine intakten Fasern mehr, an denen sie sich auf ihrem Weg zum Ziel orientieren können.

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Für Betroffene ist es oft schwer, die richtige medizinische Fachrichtung für eine Behandlung der Rückenschmerzen zu finden:

  • Rückenschmerzen, die lokal auf den Nacken oder den unteren Rücken begrenzt sind, werden regelmäßig in orthopädischen, neurologischen oder schmerzmedizinischen Praxen untersucht und behandelt. Häufig stellen sich die Betroffenen zunächst bei der Hausärztin bzw. beim Hausarzt vor.
  • Strahlen die Schmerzen in Arme und Beine aus oder treten Missempfindungen auf, ist eine neurologische Untersuchung sinnvoll.
  • Wenn plötzliche Lähmungserscheinungen von Muskeln, eine Inkontinenz oder eine Taubheit im Genitalbereich auftreten, ist eine unverzügliche neurochirurgische Behandlung und oft eine Operation erforderlich.
  • Bei Rückenschmerzen mit Fieber, starkem Krankheitsgefühl oder ungewolltem Gewichtsverlust sollte man zeitnah einen Arzt aufsuchen.

Untersuchung

Meist reicht eine einfache körperliche Untersuchung zur Diagnose eines Rückenschmerzes. Gerade die Diagnose für lokal begrenzte Rückenschmerzen lässt sich gut anhand der typischen Symptome stellen. Eine Untersuchung mit Röntgen, Computer-Tomographie (CT) oder sogar Magnetresonanz-Tomographie (MRT) ist hier nicht nötig, weil häufige Ursachen wie eine Muskelverspannung oder Reizung des Bandapparats der Wirbelsäule auf den Bildern gar nicht zu erkennen ist. Zudem führt das Warten auf die Bildgebung oft zu unnötigen Verzögerungen der Behandlung.

Hilfreich sind Bilder bei Schmerzen mit Ausstrahlung in Arme oder Beine bzw. neurologischen Ausfällen. Eine Nervenmessung (Neurographie) und Messung der Muskelaktivität (Elektromyographie, EMG) können zudem meistens einordnen, ob sich betroffene Nerven regenerieren oder ob es sich um einen dauerhaften Schaden handelt.

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1. und 2. Rückenschmerzen ohne und mit Ausstrahlung in Arme oder Beine

Regelmäßige Bewegung

Am besten ist: sich viel bewegen, den unteren Rücken wärmen und alles, was Betroffene als hilfreich empfinden. Man kann eigentlich nichts falsch machen, außer sich nicht zu bewegen. Von der früher üblichen Bettruhe und Schonung wird heute dringend abgeraten. Regelmäßige Bewegung ist entscheidend für die Gesundung. Zu Anfang kann eine physiotherapeutische Begleitung dabei helfen. Rehasport und regelmäßiger Sport allein oder im Verein sind nächste mögliche Schritte hin zu genug körperlicher Aktivität.

Schmerztherapie

Um in der Akutphase der Schmerzen überhaupt in Bewegung kommen zu können, kann eine Schmerztherapie für eine kurze Zeit (wenige Wochen) hilfreich sein. Den Schmerz dämpft man dabei nur soweit, dass Bewegung möglich ist – Schmerzfreiheit ist nicht das Ziel. Da die Beschwerden durch die regelmäßige Bewegung besser werden, lassen sich die Mittel zudem rasch wieder reduzieren.

Übliche Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure reichen für die Schmerztherapie aus. Lokale Schmerzgels sind nicht wirksam. Paracetamol ist wegen der fehlenden Entzündungshemmung nicht primär geeignet, weil sich bei jeder Nervenreizung auch eine Entzündung entwickeln kann. Mittel mit Opioiden, wie etwa Tramadol, sollte man wegen der Abhängigkeitsgefahr nicht längerfristig einsetzen.

3. Rückenschmerzen mit neurologischen Ausfällen, wie Lähmungen oder Inkontinenz

Weil Lähmungen oft zu großen Beeinträchtigungen führen, ist eine rasche Behandlung der Ursache notwendig, also eine Entlastung der Nervenwurzel. Auch Inkontinenz, Taubheit des Genitals oder unbehandelbare Schmerzen können eine rasche Operation notwendig machen. Dabei wird einer Zerstörung des Nervs an der Wurzel und dauerhaften Symptomen vorgebeugt.

siehe „Verlauf“

Auch nachdem sich die Rückenschmerzen gebessert haben, sollten Betroffene lebenslang mit regelmäßiger sportlicher Aktivität fortfahren. So beugt man vor, dass sie wieder auftreten. Auch eine Anpassung des Arbeitsplatzes, zum Beispiel ein höhenverstellbarer Schreibtisch, oder Hilfsmittel zum Befördern schwerer Lasten können den Rücken schonen und Rückenschmerzen vorbeugen.

Autoren: Deutsche Hirnstiftung und Prof. Dr. med. Christian Maihöfner, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Klinikum Fürth (Stand: Januar 2024)

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