Pro Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. “Dank guter Aufklärung der Bevölkerung werden viele der Betroffenen rechtzeitig ärztlich versorgt, sodass fast ein Drittel der Patientinnen und Patienten nahezu ohne Spätfolgen oder Behinderungen das Krankenhaus verlassen kann”, erklärt Prof. Dr. Götz Thomalla, Hamburg, Schlaganfall-Experte der Deutschen Hirnstiftung.
Der sogenannte FAST-Test (PDF) habe sich gut etabliert. Das Akronym setzt sich aus den Begriffen “Face”, “Arm”, “Speech” und “Time” zusammen, die ersten drei bezeichnen die Körperareale, an denen sich ein Schlaganfall zeigt.
Schlaganfall mit FAST-Test erkennen
“Die Menschen wissen: hängt ein Mundwinkel oder gar die Gesichtshälfte herunter oder ist der Betroffene nicht in der Lage, den Arm zu heben, oder hat eine undeutliche Sprache und Artikulation, muss sofort ein Notarzt gerufen werden”, denn es komme, so der Experte, bei einem Schlaganfall immer auf die Zeit (“Time”, der vierte Buchstabe in FAST) an.
“Je früher die Schlaganfallbehandlung begonnen wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung ohne bleibende Schäden zu überstehen”, erklärt Thomalla. Am idealsten sei eine Therapieeinleitung innerhalb der ersten Stunden nach Einsetzen der Symptome.
Podcast: Betroffene erzählt
Auch Dorothea Sielicki hatte zunächst Glück. Ihr Mann bemerkte, dass etwas “komisch” an ihr war, machte den FAST-Test und rief den Notarzt. Sie wurde auf der Stroke-Unit behandelt. Doch dann der Schock: Sie erlitt einen Folgeschlaganfall in der Nacht und war daraufhin halbseitig gelähmt, erzählt sie im Podcast der Hirnstiftung.
“Leider ist das Risiko für einen zweiten Schlaganfall nach einem ersten Hirninfarkt deutlich erhöht. Natürlich werden Therapien wie Blutdrucksenker und Blutverdünner eingesetzt, um das Risiko zu senken, aber ein Restrisiko bleibt leider bestehen”, erläutert der Experte.
“Man muss sich Ziele setzen”
Doch Frau Sielicki haderte nicht lange mit ihrem Schicksal, sondern erzählt von ihrem Willen, mit dem sie gegen die Halbseitenlähmung ankämpfte. “Man muss sich Ziele setzen”. Sie macht intensive Physiotherapie, übt und übt. Dann beginnt sie eine “Forced use”-Therapie.
“Dabei werden die gesunden Gliedmaßen über viele Stunden so fixiert, dass sie unbeweglich sind. Die Patientinnen und Patienten sind dann gezwungen, die gelähmten Gliedmaßen zu trainieren und sich damit im Alltag zu behelfen”, erklärt der Experte. “Anstatt, wie sonst, die andere Körperhälfte so zu trainieren, dass sie die Funktionen der gelähmten übernimmt, soll diese Therapie zur Reaktivierung der gelähmten Seite führen.”
Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bieten Thomalla und sein Team ein solches intensives Trainingsprogramm für Patientinnen und Patienten mit einer Hemiparese an. Die Therapie umfasst einen Behandlungszeitraum von zwei Wochen und wird ambulant in einer 1:1-Betreuung durchgeführt. Dorothea Sielicki nimmt teil und wird nicht müde, selbständig weiter zu trainieren und zu kämpfen. Ihre Hartnäckigkeit zahlt sich aus: Heute kann sie laufen und ihren Alltag weitgehend ohne fremde Hilfe meistern.
Podcast möchte über Fortschritte informieren
“Wir finden, dass das Beispiel von Frau Sielicki besonders gut zum Welt-Schlaganfall-Tag passt. Es zeigt, was Patientinnen und Patienten zusammen mit der Medizin erreichen können, wenn sie am Ball bleiben und nicht aufgeben”, erklärt Dr. Anne-Sophie Biesalski, Vorstandsmitglied der Deutschen Hirnstiftung, Neurologin und Notfallmedizinerin, außerdem Initiatorin und Moderatorin des Podcasts “Nervensache”.
Mit dem Podcast möchte die Neurologin erreichen, dass möglichst viele Menschen über die Fortschritte in der Früherkennung, Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen informiert werden, aber dabei auch immer Betroffene zu Wort kommen. „Denn es sind ja vor allem die Menschen und ihre Geschichten, die andere interessieren und auch motivieren!“
Der Podcast „Nervensache“ der Deutschen Hirnstiftung erscheint auf „Klinisch relevant“, einer interdisziplinären Fortbildungs-Plattform für medizinische Fachberufe: für Ärztinnen und Ärzte, sowie Kolleginnen und Kollegen der Pflegeberufe, der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, und ist natürlich auch über die Website der Deutschen Hirnstiftung zu erreichen unter Podcast “Nervensache” (abrufbar ab dem 29. Oktober 2025).
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