Infoveranstaltung zu Schlaganfall: Auftakt Dialogwochen der Deutschen Hirnstiftung in Hamburg

Pressemitteilung

Am 10. Mai 2022 um 15:30 Uhr findet in der Hamburger Kunsthalle die erste Patientenveranstaltung innerhalb der Reihe „Dialogwochen“ der Deutschen Hirnstiftung statt. Idee ist, Betroffene, Angehörige und Interessierte mit Ärztinnen/Ärzten ins Gespräch zu bringen. Bei der ersten Veranstaltung in Kooperation mit dem UKE dreht sich alles um die Schlaganfallversorgung und Schlaganfallforschung in Hamburg. Das…

Patientenveranstaltung zum Thema Schlaganfall in Hamburg

Die Deutsche Hirnstiftung hat sich zum Ziel gesetzt, unabhängige, wissenschaftliche Informationen zu neurologischen Erkrankungen bereitzustellen und so Betroffenen (und ihren Angehörigen) zu ermöglichen, eine informierte Therapieentscheidung zu treffen. Ein weiteres Anliegen ist, neurologische Erkrankungen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dafür hat sie die Veranstaltungsreihe „Dialogwochen“ ins Leben gerufen; die erste Veranstaltung am 10. Mai, am Tag des Schlaganfalls, dreht sich um diese schwerwiegende neurologische Erkrankung, die übrigens die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter ist.

„Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute: auch Betroffene und Angehörige müssen in Ernstfall rasch handeln. Wie man die Anzeichen eines Schlaganfalls frühzeitig erkennt, ist ein Kernthema unserer Veranstaltung“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Weitere Themen sind die Schlaganfallforschung und -versorgung. Wie der Hamburger Krankenhausspiegel zeigt, wurden 2019 in Hamburg fast 11.000 Menschen wegen eines Schlaganfalls behandelt [1].
Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall müssen in Hamburg in eine Klinik mit spezialisierter Schlaganfallstationen (sogenannte Stroke Unit) eingeliefert werden. Neben dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) gibt es neun weitere Kliniken mit Stroke Units – die Versorgungsstruktur ist also sehr hoch bei einer Fläche von 755,1 km2. Das ist ein Vorteil, denn bei der Versorgung eines Schlaganfalls gilt das Diktum „time is brain“ – je früher die Behandlung begonnen werden kann, desto größer die Wahrscheinlichkeit, den Schlaganfall ohne schwere, bleibende Folgeschäden zu überstehen. Beginnt die Therapie innerhalb der ersten Stunde nach
Symptombeginn, der sogenannten „golden hour“, bleibt der Schlag häufig sogar ganz ohne Folgen.

Schnelle Versorgung und gute Therapieergebnisse in Hamburg

Eine kürzlich publizierte Auswertung des UKE [2] zeigte, dass sich die Schlaganfallversorgung in Hamburg in den letzten Jahren weiter verbessert hat. Zwischen 2007 und 2016 wurden insgesamt 83.395 Menschen mit einem Schlaganfall in der Hansestadt behandelt, und der Anteil der Patientinnen und Patienten, die innerhalb von drei Stunden nach Symptombeginn stationär aufgenommen wurden, stieg von 27,8% im Jahr 2007 auf 35,2% im Jahr 2016. Der Prozentsatz der
Betroffenen, die innerhalb von 30 Minuten nach Aufnahme eine medikamentöse
Schlaganfalltherapie (sogenannte Thrombolyse) erhalten hatten, war in den zehn Jahren sogar rasant gestiegen – von 7,7% auf 54,1%. „Das ist eine enorme Leistung, aber wir müssen unsere Bemühungen fortsetzen, um die Mortalität und Morbidität des Schlaganfalls weiter zu senken“, erklärt Prof. Dr. med. Christian Gerloff, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, und Direktor des Kopf- und Neurozentrums und der Klinik und Poliklinik für Neurologie am UKE.

Ein weiterer Aspekt der Versorgung ist die Therapie der vielfältigen Schlaganfallfolgen, darunter Lähmungen sowie Sprech- und Sprachstörungen oder auch Schluckstörungen. Auf den Stroke Units und in der Frührehabilitation werden ergotherapeutische, physiotherapeutische und logopädische Therapieprogramme angeboten. Auch hier gibt es für Hamburgerinnen und Hamburger gute Nachrichten: Im Krankenhausspiegel zeigte sich, dass sich bei 48% der Betroffenen die Beeinträchtigungen bereits während des Krankenhausaufenthalts verbesserten [1].

Schlaganfallforschung „made in Hamburg“

„Schlaganfall erkennen und behandeln“ lautet das Vortragsthema von Prof. Dr. med. Götz Thomalla, UKE. Der Experte wird erklären, woran man einen Schlaganfall erkennt, wie ein Schlaganfall behandelt werden kann und wie diese Behandlung in Hamburg flächendeckend umgesetzt wird.
Seine Kollegin Dr. med. Märit Jensen, Ärztin und Wissenschaftlerin am UKE, wird anschließend über die innovative Schlaganfallforschung in Hamburg sprechen, denn in den vergangenen Jahren sind zahlreiche Meilensteine der Schlaganfallforschung aus der Hansestadt gekommen: Die WAKE-UPStudie [3] konnte 2018 zeigen, dass auch Menschen, bei denen der Beginn des Schlaganfalls unbekannt ist, z.B. weil er im Schlaf aufgetreten ist, von einer Thrombolyse profitieren, wenn sie in
der Bildgebung im MRT ein günstiges Befundmuster zeigen. Diese Erkenntnis hatte weltweit Aufsehen erregt und die Behandlungsleitlinien verändert. Auch in der Hamburg City Health Studie (HCHS) steht der Schlaganfall als eine der großen Volkserkrankungen im Mittelpunkt der Untersuchungen. Mit einer breiten Palette an klinischen Untersuchungen, moderner Bildgebung mit Ultraschall und MRT sowie der Untersuchung von Blutbiomarkern, sollen in dieser Studie unter
anderem Muster zur Früherkennung von Menschen mit erhöhtem Risiko für Schlaganfall und Demenz identifiziert werden. In ersten Analysen konnten bereits neue Erkenntnisse zur Veränderung komplexer Hirnnetzwerke bei Kleinstgefäßerkrankung des Gehirns erzielt werden [4].

…und viel Zeit für Fragen rund um das Thema

Doch die Veranstaltung ist nicht nur etwas für Forschungsinteressierte, sondern auch für Betroffene und Angehörige mit all ihren offenen Fragen, die sie an die Expertinnen und Experten richten können – das Programm sieht ein reichliches Zeitkontingent dafür vor. Auch praktische Lebenshilfe und Input von Betroffenen kommt nicht zu kurz: So stellen Nick & Martina Tschirner ihr „Einhandkochbuch“ vor und Jürgen Langemeyer vom Schlaganfallring Schleswig-Holstein informiert über die Angebote der
Selbsthilfe.

Die Veranstaltung steht grundsätzlich jedem offen. Aufgrund begrenzter Platzkapazität ist es aber in jedem Fall ratsam, sich vorab anzumelden unter https://hirnstiftung.org/veranstaltungen/2022-hamburg/.

Quellen

[1] https://www.hamburger-krankenhausspiegel.de/qualitaetsergebnisse-a-z/schlaganfall/
[2] Alegiani A, Rosenkranz M, Schmitz L, Lezius S, Seidel G, Heßelmann V, Töpper R, Terborg C, Urban PP, Brüning R, Höltje J,
Lienau F, Arning C, Marquardt L, Müller-Jensen A, Röther J, Eckert B, Zapf A, Fiehler J, Thomalla G, Gerloff C. Ten Years of
Improving Acute Stroke Management in a Metropolitan Area: A Population-Based Quantification of Quality Indicators. Eur
Neurol. 2022;85(1):39-49. doi: 10.1159/000518428. Epub 2021 Oct 14. PMID: 34818228.
[3] Thomalla G, Simonsen CZ, Boutitie F et al.; WAKE-UP Investigators. MRI-Guided Thrombolysis for Stroke with Unknown
Time of Onset. N Engl J Med 2018; 379 (7): 611-22
[4] Petersen M, Frey BM, Schlemm E et al. Network Localisation of White Matter Damage in Cerebral Small Vessel Disease.
Sci Rep. 2020 Jun 8;10(1):9210. doi: 10.1038/s41598-020-66013-w. PMID: 32514044; PMCID: PMC7280237.

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