Die Rede ist vom Epstein-Barr-Virus (EBV), dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Mehr als 9 von 10 Menschen bekommen es, meist im Kindesalter und ohne Folgen. Schon seit vielen Jahren untersucht die Wissenschaft eine Verbindung zwischen Multipler Sklerose (MS) und dem EBV. Denn die Abwehr-Reaktion gegen das Virus könnte auch zu Entzündungen führen, wie sie bei MS typisch sind.

Neue Studie speist Verdacht

Diesen Verdacht untermauert jetzt in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science eine Studie der Harvard UniversitätÖffnet in neuem Tab. Sie untersuchte Blutproben von 10 Millionen Angehörigen des US-Militärs aus den Jahren 1993 bis 2013. Fast alle, die im untersuchten Zeitraum MS bekamen, hatten Kontakt mit dem EBV und Abwehrzellen entwickelt. In einer Kontrollgruppe war es nur etwas mehr als die Hälfte.

Greift der Körper sich selbst an?

Eine Theorie, warum das passiert: Das Virus löst im Körper die Bildung von Antikörpern aus, die bestimmte Eiweiße auf seiner Oberfläche erkennen. Diese wiederum ähneln Eiweißen auf der Umhüllung von Nervenbahnen. Der Körper könnte also nicht nur das EBV angreifen, sondern auch die eigenen Nervenzellen. Das führt hier zu einer Reihe von Schäden, an deren Ende die MS steht.

Entzündungen spielen wichtige Rolle

MS ist eine chronisch voranschreitende Erkrankung. Sie löst über viele Jahre und Jahrzehnte Entzündungen in Gehirn und Rückenmark aus. Diese können zu neurologischen Symptomen und zu bleibender Behinderung führen. Die genaue Ursache für die Entzündungen ist bisher nicht bekannt. Dazu führen könnten auch körpereigene Immunzellen, die durch das EBV verändert werden und so leichter ins Gehirn gelangen.

Studie lässt noch Fragen offen

Wie andere zuvor bleibt auch die aktuelle Studie noch Antworten schuldig, ob diese Theorien zutreffen. Warum etwa erkranken vergleichsweise wenige Menschen an MS, obwohl fast alle bereits früh im Leben Kontakt zu EBV haben? Oder wieso tritt MS am Äquator seltener auf als in nördlichen Breiten?

Welche Rolle spielen die Gene?

Die Verbindung zu EBV scheint das nicht zu erklären. Genetische Faktoren könnten ebenso eine wichtige Rolle spielen. Sie würden auch erklären, warum Frauen häufiger MS bekommen. In der vorliegenden Studie waren allerdings 2 von 3 Untersuchten männlich. Eine definitive Antwort auf die EBV-Theorie wird wahrscheinlich erst durch eine Impfung gegen das Virus gelingen. Bisherige Wirkstoffe konnten Infektionen nicht verhindern.

Mehr zum Thema erfahren Sie in der hier verlinkten PressemitteilungÖffnet in neuem Tab der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Was ist MS genau? Dazu haben wir WissenswertesÖffnet in neuem Tab inklusive Kurzvideo für Sie zusammengestellt.


Haben Sie neurologische Fragen? Wir beraten Betroffene kostenfrei im Online ChatÖffnet in neuem Tab. Mitglieder erhalten zudem Beratung per Telefon und Video, zu sozialrechtlichen Fragen sowie Heil- und Hilfsmitteln. Mehr erfahren dazu Sie hierÖffnet in neuem Tab oder am Telefon 030 531 437 935 (Mo-Fr, 10-14 Uhr).

Helfen Sie, unser Angebot kostenfrei zu halten!

Bitte spendenÖffnet in neuem Tab Sie oder werden Sie MitgliedÖffnet in neuem Tab – mit bevorzugter Beratung.

Tipp: Kaufen Sie häufiger online ein? Amazon spendet uns 0,5 % Ihres Einkaufswerts, wenn Sie sich einmal dafür anmeldenÖffnet in neuem Tab.


Titelbild: Science Photo Library via canva.com