Häufige Fragen

Was tun, wenn einem schwindelig ist?

Hausarzt- oder HNO-Praxis aufsuchen

Wenn der Schwindel häufig auftritt, lange anhält oder die Lebensqualität einschränkt, sollte man ärztlichen Rat suchen. Dazu empfiehlt sich eine baldige Untersuchung in einer Hausarzt-, Neurologie- oder HNO-Praxis.

In die Notaufnahme gehen

Hat der Schwindel erstmalig akut begonnen oder ist er sehr einschränkend? Dann ist es sinnvoll, sich umgehend in eine Notaufnahme zu begeben.

Notruf 112 wählen

Ist der Schwindel von Symptomen wie Lähmungen, Unfähigkeit zu stehen, Sprach- oder Sehstörungen, starken Kopfschmerzen, Brustschmerzen oder Bewusstseinsverlust begleitet? Dann sollten Sie umgehend den Notruf 112 anrufen, weil der Grund ein Schlaganfall sein kann.

Was kann die Ursache für Schwindel sein?

Schwindel kann viele Ursachen haben. Die häufigsten sind:

  • eine vorherige körperliche Krankheit im Gleichgewichtssystem, die mit Schwindel verbunden war, oder Stress (Funktioneller Schwindel)
  • abgelöste Kalksteinchen im Innenohr (Gutartiger Lagerungsschwindel)
  • Verstopfung einer Arterie mit Durchblutungsstörung im Kleinhirn oder Hirnstamm (Schlaganfall)
  • Schwindelmigräne (Vestibuläre Migräne)
  • Flüssigkeits-Verschiebungen im Innenohr (Morbus Menière)
  • Entzündung und Ausfall eines Gleichgewichtsnerven (Neuritis vestibularis, auch Akute unilaterale Vestibulopathie)

Mehr zu diesen und weiteren Ursachen für Schwindel finden Sie auf dieser Seite unter Ursachen.

Was kann plötzlicher Schwindel bedeuten?

Plötzlicher, also anfallsartiger, Schwindel, der in 1 bis 2 Minuten abklingt, deutet vor allem auf Gutartigen Lagerungsschwindel hin. Bei längerer Dauer kann es sich aber auch um Morbus Menière handeln (mit Hörstörungen), um einen Funktionellen Attackenschwindel (mit Sturzangst, Zittern und Herzklopfen) oder eine Durchblutungsstörung im Kleinhirn oder Hirnstamm (Schlaganfall).

Wenn der Schwindel länger als 24 Stunden anhält, liegt am ehesten eine Entzündung und der Ausfall eines Gleichgewichtsnerven vor (Neuritis vestibularis, auch Akute unilaterale Vestibulopathie genannt). Möglich ist auch ein Schlaganfall als Ursache.

Ist Schwindel ein Warnsignal?

Schwindel kann ein Warnsignal für einen Schlaganfall sein, wenn er erstmalig plötzlich auftritt und eines oder mehrere der folgenden Symptome ihn begleiten (diese können aber auch fehlen):

  • Unfähigkeit frei zu stehen
  • Lähmungen
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
  • starke Kopfschmerzen
  • Brustschmerzen
  • Bewusstseinsverlust

Dann sollten Sie umgehend den Notruf 112 wählen.

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Shahadat Rahman © Unsplash

Schwindel ist ein Symptom bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen und kann er unterschiedliche Formen haben.

Symptome

Plötzlich schwankt alles oder dreht sich gar – ein unangenehmes Gefühl, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt. Häufig sind Schwindel-Betroffene zudem beim Stehen und Gehen unsicher, oft verbunden mit Übelkeit oder Sehstörungen.

Fachleute gehen davon aus, dass rund jeder dritte ErwachseneÖffnet in neuem Tab in Deutschland schon einmal moderaten bis starken Schwindel erlebt hat. Menschen über 70 Jahre sind dabei fast dreimal so oft betroffen wie Jüngere. Jährlich erkranken bis zu 11 ProzentÖffnet in neuem Tab der Menschen neu an Schwindel.

Der Schwindel kann sich dabei sehr unterschiedlich äußern. Man unterscheidet verschiedene Schwindelarten wie Dreh-, Schwank- und Benommenheitsschwindel. Hinzukommen oft Begleiterscheinungen wie Gangunsicherheit, Hörprobleme oder Kopfschmerzen. Aus der Dauer des Schwindels, typischen Auslösern und Begleitsymptomen lässt sich häufig bereits ein Hinweis auf die jeweilige Ursache ablesen.

Leitsymptom Drehschwindel

Bei vielen Erkrankungen herrscht Drehschwindel vor. Damit ist das Gefühl gemeint, wenn man sich schnell dreht und dann plötzlich stoppt. Ein ähnliches Gefühl stellt sich auf einem schnell drehenden Karussell ein.

Plötzlicher, anfallsartiger Drehschwindel tritt zum Beispiel bei der Neuritis vestibularis, dem Gutartigen Lagerungsschwindel oder dem Morbus Menière auf. Er kann aber auch Ausdruck eines Schlaganfalls sein.

Leitsymptome Schwankschwindel, Gangunsicherheit und Benommenheitsgefühl

Betroffenen mit diesen Symptomen fällt es manchmal schwer, ihr Leiden zu beschreiben. Manche:

  • fühlen sich unsicher beim Gehen („taumelig“) oder benommen („Druck im Kopf“)
  • können nicht klar denken, sehen wie durch Nebel
  • fühlen sich als würden sie Fahrstuhl fahren (Liftschwindel) oder kippen (Kippschwindel)
  • haben das Gefühl zu schwanken oder auf einem schwankenden Untergrund zu stehen (Schwankschwindel)

Diese Beschreibungen allein lassen keine klare Zuordnung zu einer Ursache zu. Um die Ursache von Schwindel herauszufinden, schaut man nach dem zeitlichen Verlauf, Auslösern, weiteren Symptomen und relevanten Vorerkrankungen.

Checkliste: Woher kommt mein Schwindel?

Um das beantworten, sollte man leichtere Beschwerden zunächst genau beobachten. Treten die Schwindelanfälle gehäuft auf, ist es oftmals sinnvoll, ein Schwindeltagebuch zu führen. Folgende Fragen helfen dabei, um möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen:

Welcher Personengruppe gehören Sie an?

  • Ältere Menschen sind häufiger von Schwindel betroffen als jüngere. In dieser Altersgruppe überwiegen der Gutartige Lagerungsschwindel, aber auch Schlaganfälle
  • Jüngere Menschen haben überwiegend Vestibuläre Migräne (Schwindelmigräne) oder Funktionellen Schwindel
  • Personen mit Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, hohem Cholesterin oder Diabetes sollten besonders bei höherem Lebensalter an eine Durchblutungsstörung des Gehirns denken – und den Notruf 112 wählen: Der Schwindel könnte auf die Verstopfung einer Arterie oder einen Schlaganfall im Kleinhirn oder Hirnstamm hinweisen.

Wie lange dauert der Schwindel, gibt es Auslöser und welche Symptome bemerken Sie?

Typische Dauer, Auslöser oder Begleitsymptome des SchwindelsHinweis auf:
etwa 20 bis 60 Sekunden: Drehschwindel beim Hinlegen, Umdrehen, Aufstehen, Bücken und bei schnellen Kopfbewegungen (mehr)Gutartiger Lagerungsschwindel  
Sekunden bis 1 Minute: bereits in Ruhe spontan oder nach einer Kopfbewegung auftretendes kurzes Dreh- oder Kippgefühl bis zu hundertmal pro Tag, evtl. mit Klicken im Ohr (mehr)Vestibularisparoxysmie  
20 Minuten bis 12 Stunden: bereits in Ruhe spontan auftretender heftiger Drehschwindel mit schwankender Hörminderung, Ohrdruck und einseitigem Ohrgeräusch (Tinnitus) (mehr)Morbus Menière  
5 Minuten bis 3 Tage: Drehschwindel mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Gangunsicherheit, Licht- und Lärmempfindlichkeit (mehr)Vestibuläre Migräne
mehrere Tage: bereits in Ruhe spontan auftretender und seitdem anhaltender starker Drehschwindel mit Übelkeit, Erbrechen und Fallneigung, über mehrere Tage langsam abklingend, keine Hörstörung (mehr)Neuritis vestibularis (auch Akute unilaterale Vestibulopathie genannt)
dauerhaft anhaltend: beim Gehen Schwankschwindel und Schwanken mit und ohne Fallneigung, verstärkt im Dunkeln oder bei unebenem Boden, keine Symptome in Ruhe im Liegen und Sitzen (mehr)Bilaterale Vestibulopathie
dauerhaft anhaltend: wechselhafter Schwankschwindel mit Gang- und Standunsicherheit sowie Benommenheit und Leeregefühl im Kopf; verstärkt im Stehen, Gehen, bei Kopfbewegungen oder in bestimmten Situationen (Menschenmengen im Kaufhaus, freie Plätze, fließendes Wasser usw.) und nach ausgeheilten anderen Schwindelerkrankungen (mehr)Funktioneller Schwindel

Benommenheitsgefühl ohne Begleitsymptome

Ein Benommenheitsgefühl im Kopf (Druck im Kopf, nicht klar denken können, durch Nebel sehen) ohne oben beschriebene Symptome kann folgende Gründe haben:

  • eine Virusinfektion wie Grippe oder Corona
  • eine Stoffwechselstörung wie Über- oder Unterzuckerung bei Diabetes
  • eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse
  • Störungen der Kreislaufregulation wie hoher oder niedriger Blutdruck
  • Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Erschöpfungszustände

Bewegungsschwindel (Reise- oder Seekrankheit)

Bewegungsschwindel (visueller Schwindel, Kinetose) kann bei Auto- oder Schiffsfahrten auftreten (Reise- oder Seekrankheit). Möglich ist er auch in Flug- und Fahrzeugsimulatoren oder Computerspielen mit VR-Brillen. Er betrifft häufiger Kinder und Kleinkinder. Mit zunehmendem Alter kommt er seltener vor.

Eine ältere Frau sitzt auf dem Fußboden und hält sich die Hand an die Stirn.
© LightFieldStudios / iStock

Ursachen

Schwindel kann viele Ursachen haben, darunter harmlose und ernste.

Schwindel entsteht, wenn die Sinnesinformationen gestört sind, die für unsere Raumwahrnehmung wichtig sind. Diese Sinnesinformationen sind Sehen, der Gleichgewichtssinn und das Tiefenempfinden der Beine. Das äußert sich zum Beispiel als Drehschwindel beim Ausfall eines Gleichgewichtsorgans. Ein anderes Symptom ist Gangunsicherheit bei einer Polyneuropathie (Nervenschädigung), bei der die Tiefensensibilität der Beine ausgefallen ist.

Eine weitere Ursache für Schwindel liegt vor, wenn das Gehirn bei Bewegungen die veränderten Sinnesinformationen nicht mehr korrekt vorausberechnet, wie beim funktionellen Schwindel. Hier können einfache Bewegungen oder Seheindrücke plötzlich starken Schwindel mit Sturzangst und Panik hervorrufen.

Ebenfalls Schwindel auslösen können Situationen, in denen sich die Umgebung vor den Augen bewegt, obwohl man sich selbst nicht bewegt. Ein bekanntes Beispiel ist Schwindel beim Autofahren oder Seekrankheit.

Zentraler Schwindel

Eine mögliche Ursache für Schwindel ist eine Funktionsstörung oder Schädigung im Gleichgewichtszentrum des Gehirns („zentraler“ Schwindel). Dazu gehören Kleinhirn, Mittelhirn oder Hirnstamm.

Häufige, aber nicht notwendige Begleitsymptome bei Schädigungen im Hirnstamm oder Kleinhirn sind Sprech-, Schluck- oder Sehstörungen. Sie können auch mit Lähmungen verbunden sein. Missempfindungen im Gesicht oder am Körper können ebenfalls auftreten.

Mögliche Ursachen im Bereich zentraler Schwindel sind:

  • Verstopfung einer Arterie oder Schlaganfall im Kleinhirn oder Hirnstamm
  • Schwindelmigräne (siehe Vestibuläre Migräne)
  • beeinträchtigte Signalübertragung zwischen Kleinhirnzellen (Episodische Ataxie Typ 2)
  • Entzündungen oder Stoffwechselerkrankungen im Kleinhirn oder Hirnstamm (Cerebelläre Ataxie)

Peripherer Schwindel

Eine andere Ursache kann eine Funktionsstörung oder Schädigung am Gleichgewichtsnerven oder im Gleichgewichtsorgan im Innenohr sein. Dies heißt auch „peripherer“ Schwindel. Meist beschreiben die Betroffenen dabei Drehschwindel.

Mögliche Ursachen im Bereich peripherer Schwindel sind:

  • abgelöste Kalksteinchen im Innenohr (Gutartiger Lagerungsschwindel)
  • Flüssigkeits-Verschiebungen im Innenohr (Morbus Menière)
  • Entzündung eines Gleichgewichtsnerven (Neuritis vestibularis, auch Akute unilaterale Vestibulopathie genannt)
  • Schädigung beider Gleichgewichtsnerven, etwa durch ein Antibiotikum (Bilaterale Vestibulopathie)
  • Reizung eines Gleichgewichtsnervs durch ein benachbartes Blutgefäß (Vestibularisparoxysmie)
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Weitere mögliche Ursachen für Schwindel

Tumor

Ein Tumor an Hör- und Gleichgewichtsnerven (Akustikusneurinom) kann Schwindel verursachen. Akustikusneurinome sind in der Regel gutartig und wachsen entlang der Nerven für Hören und Gleichgewicht. Sie entstehen aus der Nervenhülle (Schwannzellen). Diese Tumore wachsen langsam, führen aber im Lauf der Zeit zu einer Schädigung der Nerven mit einseitiger Hörstörung und Gleichgewichtsstörung. Auch in den Gleichgewichtszentren des Gehirns (etwa im Kleinhirn) kann ein Tumor entstehen, der das Gleichgewicht beeinträchtigt. Mehr zu Hirntumoren

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Gehirns. Sie entsteht durch eine fehlerhafte Steuerung des Immunsystems. Der Entzündungsprozess schädigt Hirn- und Rückenmarksgewebe, was zu Schwindel führen kann. Entzündungsherde im Kleinhirn oder Hirnstamm verursachen häufig Schwindel und Störungen des Gleichgewichts. Mehr zu Multiple Sklerose

Parkinson

Parkinson führt zu einer Verlangsamung der Bewegungsabläufe, Zittern und steifen Muskeln. Dies beeinträchtigt die Gang- und Standsicherheit, was diffusen Schwindel mit Störungen des Gleichgewichts auslöst. Dazu tragen auch starke Schwankungen des Blutdrucks bei, die bei Menschen mit Parkinson häufig sind. Mehr zu Parkinson

Polyneuropathie

Bei Polyneuropathie ist oft die Leitfähigkeit der Nerven in den Beinen gestört, was sich auf das Gleichgewicht auswirkt, wenn auch die Tiefensensibilität (Lageempfinden der Beine) beeinträchtigt ist. Dadurch entstehen Schwindelgefühl und Unsicherheit beim Gehen. Mehr zu Polyneuropathie

Herz-Kreislaufprobleme

Probleme mit Herz und Kreislauf führen mitunter zu Schwindel oder dem Gefühl, dass einem kurz „schwarz vor Augen“ wird, aber nicht zu Drehschwindel. Eine Ursache dafür ist ein zu niedriger Blutdruck.

Ursache für eine dadurch verminderte Hirndurchblutung können Herzrhythmus-Störungen und Blutdruckabfall nach längerem Stehen sein. Sie tritt häufig auch beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen auf (orthostatischer Schwindel). Das ist oft eine Nebenwirkung blutdrucksenkender Medikamente.

Diabetes

Zu niedrige Zuckerwerte bei Menschen mit Diabetes können zu Schwindel und Benommenheitsgefühl führen. Denn um funktionieren zu können, ist das Gehirn auf Zucker angewiesen. Zu hohe Zuckerwerte wiederum verändern die Fließeigenschaften des Blutes. Es wird „dick“. Damit können die Hirnzellen nicht mehr gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Auch das führt zu Schwindel.

Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion

Funktionsstörungen der Schilddrüse, insbesondere eine Unterfunktion, können Schwindel auslösen. Wenn Schilddrüsenhormone im Körper fehlen, werden Stoffwechselabläufe im Gehirn langsamer. Dies kann auch die Gleichgewichtszentren betreffen. Wer Schilddrüsen-Hormone (L-Thyroxin) nimmt und Schwindel hat, muss die Dosis nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt eventuell reduzieren.

INFOBOX: Herz-Kreislaufprobleme, Diabetes und Probleme mit der Schilddrüse behandelt die Hausärztin oder der Hausarzt.

Augen- und Sehprobleme (okulärer Schwindel)

  • Kurz- oder Weitsichtigkeit ohne eine Brille mit passender Stärke kann Schwindel verursachen. Hier helfen Augenarzt-Praxen und Optikergeschäfte weiter.
  • Wer sich gerade an eine Gleitsichtbrille gewöhnt, kann je nach Situation ebenfalls Schwindel erleben (etwa beim Treppengehen).
  • Menschen mit einer Schädigung des Hirnstamms (etwa nach einem Schlaganfall) sehen mitunter Doppelbilder, bei denen die Seheindrücke beider Augen nicht zu einem Bild vereint werden. Das kann zu Schwindel führen und lässt sich durch sogenannte Prismen-Brillen ausgleichen. Bei Menschen mit Brille klebt man dazu eine spezielle Folien auf die Gläser.
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Tinnitus

Tinnitus (Ohrgeräusche) ist ein häufiges Begleitsymptom bei Erkrankungen des Innenohrs (wie Hörsturz, starke Hörminderung, Morbus Menière). Es kann mit Schwindel verbunden sein, muss es aber nicht. Probleme mit Tinnitus kann man in neurologischen und HNO-Praxen besprechen.

Medikamente

Unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten können zu Schwindel führen. Vor allem Beruhigungs- und Schlafmittel sowie muskelentspannende Mittel wirken dämpfend und können schwindlig machen. Harntreibende Mittel (Diuretika) und Herz-Kreislauf-Medikamente zählen ebenfalls dazu. Auch Alkohol oder Drogen verursachen Schwindel.

Schwindel durch Grippe, Erkältung oder Corona

Schwindel bei Infekten (etwa grippale Infekte, COVID) kann Folge einer gestörten Kreislaufregulation sein. Dadurch kommt es zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns. Insbesondere bei Bettlägerigkeit kann Schwindel nach dem Aufstehen vorkommen. Auch Fieber kann den Blutdruck senken und zu Kreislaufstörungen führen.

Starker Husten kann ebenfalls zu Schwindel und Ohnmachtsgefühl führen. Husten erhöht den Druck im Brustraum. Dies verlangsamt den Blutfluss zum Herzen. Das Gehirn wird schlechter durchblutet und es kann Schwindel entstehen.

Schwindel durch Periode und Schwangerschaft

Schwindel während der Periode kann unterschiedliche Ursachen haben. Der Blutverlust belastet den Organismus und führt oft zu allgemeiner körperlicher Schwäche und niedrigem Blutdruck. Auch die hormonelle Umstellung vor Beginn der Periode belastet manche Frauen besonders stark (PMS, prämenstruelles Syndrom). Dies kann Erschöpfung, Unwohlsein und Benommenheit verursachen.

Schwindel während der Schwangerschaft entsteht durch Veränderungen des mütterlichen Organismus. Die Zusammensetzung der Hormone im Körper verändert sich. Der Bedarf an Sauerstoff und Nährstoffen nimmt zu. Der Körper muss sich auf ein wachsendes Blutvolumen einstellen. Dabei sinkt oft der Blutdruck ab.

Zu Beginn der Schwangerschaft bildet der Körper häufig noch nicht genügend rote Blutkörperchen für die Versorgung der Organe mit Sauerstoff. Eisenmangel kann zu Blutarmut führen, was ebenfalls Schwindel verursachen kann. In späteren Stadien drückt manchmal die wachsende Gebärmutter auf die Hohlvene (Vena cava-Syndrom). Das stört den Rücktransport des Blutes zum Herzen. Das führt wiederum zu verminderter Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff.

Schwindel während der Wechseljahre ist ebenfalls häufig anzutreffen. Der Körper ist durch Umstellungen im Hormonsystem belastet. Die Sexualhormone Östrogen sowie Progesteron geraten oft aus dem Gleichgewicht. Schwankender Blutdruck sowie Veränderungen im Herzrhythmus können Schwindel hervorrufen.

Bei Schwindelsymptomen während der Periode, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren sollten Frauen sich ärztlich beraten lassen.

Schwindel durch Schlafmangel oder Müdigkeit

Schlafmangel, Müdigkeit oder Erschöpfung belasten den Organismus. Das kann Schwankungen des Blutdrucks auslösen. Schwindel oder Benommenheit können die Folge sein.

Schwindel bei Schlafmangel, Müdigkeit oder Infekten klingt in der Regel ab, sobald die Ursache beseitigt ist. Nach Infekten oder längerer Bettlägerigkeit kann es manchmal einige Tage dauern bis die Kreislaufregulation wieder funktioniert. Dabei hilft leichtes Ausdauertraining (etwa schnelles Gehen, Treppensteigen).

Schwindel im Alter

Die Ursachen für Schwindel im Alter sind vielfältig und oft liegt eine Mischung von Auslösern vor. Häufige Ursachen sind:

  • Gutartiger Lagerungsschwindel
  • Schwankungen des Blutdrucks oder Herzrhythmus-Störungen, die zu einer verminderten oder schwankenden Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff führen
  • Nervenschädigung (Polyneuropathie) der Beine durch Diabetes oder Vitaminmangel etc..
  • Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr (Neuritis Vestibularis, Bilaterale Vestibulopathie)
  • Durchblutungs-Störungen des Gehirns, wie Schlaganfall, Durchblutungs-Störungen der kleinsten Hirnarterien (Mikroangiopathie)
  • Medikamente (insbesondere Beruhigungs- oder Schlafmitteln) oder die Kombination mehrerer Medikamente

Nicht selten ist bei älteren Menschen eine beidseitige Unterfunktion des Gleichgewichtsorgans (Bilaterale Presby-Vestibulopathie).

Schwindel durch Alkohol

Alkohol verursacht Schwindel, indem er die Kleinhirnfunktion und damit die Feinabstimmung der Körper- und Augenbewegungen beeinträchtigt. Auch stört Alkohol die Funktion der Sinneszellen im Gleichgewichtsorgan.

Am Tag danach verstärken Wassermangel im Körper (Dehydrierung), giftige Abbauprodukte des Alkohols, niedriger Blutzucker und schlechter Schlaf den Schwindel. Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu chronischen Störungen des Gleichgewichts führen.

Ein junger Mann sitzt auf einem Sofa und hält sich die Fingerspitzen an die Schläfen.
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Risikofaktoren

Risikofaktoren für Schwindel hängen von der Art des Schwindels ab. Höheres Lebensalter ist ein Risikofaktor für Gutartigen Lagerungsschwindel. Bestimmte anatomische Gegebenheiten im Innenohr begünstigen ebenfalls das Auftreten. Deshalb können auch junge Menschen daran erkranken. Solche Gegebenheiten können besonders weite oder enge Bogengänge sein. Diese sind ein Teil des Gleichgewichtsorgans.

Für Vestibuläre Migräne, Morbus Menière und Episodische Ataxie Typ 2 spielt erbliche Veranlagung eine Rolle. Erhöhter Blutdruck, Diabetes und erhöhte Blutfettwerte sind Risikofaktoren für Durchblutungs-Störungen des Gehirns.

Diagnose

Schwindel ist nicht immer heilbar, aber meist gut behandelbar. Wichtig ist dazu eine genaue Diagnose.

Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Deshalb ist es wichtig, die ausführliche Krankengeschichte zu erfragen. Eine sorgfältige körperliche Untersuchung hilft, eine exakte Diagnose zu stellen. Manchmal sind apparative Zusatzuntersuchungen erforderlich, häufig jedoch nicht.

Welcher Arzt ist der richtige bei Schwindel?

Oft lässt sich bereits in der Hausarztpraxis eine Verdachtsdiagnose stellen und entscheiden, ob eine fachärztliche Untersuchung notwendig ist. Das geschieht entweder in einer Neurologie-Praxis oder in einer HNO-Praxis, wenn neben Schwindel zum Beispiel eine Hörminderung oder Ohrgeräusche vorliegen.

Wie stellt man die Ursachen von Schwindel fest?

Die behandelnde Ärztin oder der Arzt versucht bereits durch gezieltes Befragen (Anamnese)die Ursache des Schwindels zu identifizieren:

  • Tritt der Schwindel anfallsweise auf oder hält er an? Wie lange dauern die Attacken?
  • Wodurch werden die Attacken ausgelöst (Lagewechsel, Kopfbewegungen, Niesen?) oder treten sie spontan auf?
  • Welche Art von Schwindel liegt vor (etwa Schwank-, Dreh- oder Liftschwindel mit Eigenbewegungsgefühl oder nur ein Benommenheitsschwindel)?
  • Gibt es zusätzliche Beschwerden wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen?
  • Liegt eine Hörminderung oder ein Ohrgeräusch (Tinnitus) vor?
  • Bestehen Atemnot, Benommenheit, Herzrasen, Angst oder Sehstörungen?
  • Kommt es zu Stürzen, Sprachstörungen oder Lähmungserscheinungen?
  • Nimmt die betroffene Person ein neues Medikament ein?

Schwindelkalender

Bei länger anhaltenden Beschwerden kann ein sorgfältig geführter Schwindelkalender eine große Hilfe bei der Diagnose sein. Darin festhalten sollten Sie:

  • Datum, Art, Dauer und Stärke des Schwindels
  • Gab es einen Auslöser und begleitende Beschwerden?
  • Erfolgte eine Behandlung (wie eine Lagerungsübung) und war sie erfolgreich?
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Körperliche Untersuchung

Zunächst prüft man die Gang- und Standsicherheit, erschwert durch Stehen auf einem Bein oder den Seiltänzergang. Diese Tests werden mit offenen und geschlossenen Augen durchgeführt.

Prüfen der Augenbewegungen

Besonders wichtig ist die ausführliche Überprüfung der Augenbewegungen:

  • Wie ist die Augen- und Kopfposition, sehen Betroffene Doppelbilder?
  • Sind schnelle Blicksprünge (Sakkaden) prompt, zielsicher und schnell?
  • Funktionieren langsame Blickfolgebewegungen?
  • Funktioniert die Stabilisierung des Blicks bei Kopf- und Körperbewegungen (vestibulo-okulärer Reflex)?

Der vestibulo-okuläre Reflex lässt sich über den Kopfimpulstests prüfen. Dabei fixierte die betroffene Person die Nase des Untersuchers, während sein Kopf schnell hin- und her gedreht wird.

Ferner nutzt man eine Brille mit lupenartigen Gläsern. Die Patientin oder der Patient kann durch diese „Frenzelbrille“ keine Objekte fixieren. Auch erscheinen die Augen stark vergrößert. Das ermöglicht eine gute Beurteilung der Augenbewegungen.

  • Hat der Patient einen Nystagmus (unkontrollierbare, rhythmische Augenbewegungen, „Augenzittern“)?
  • Falls ja, ist dieser spontan beim Blick geradeaus oder in eine bestimmte Richtung sichtbar?
  • Tritt ein Nystagmus nach einer Lageänderung oder Schütteln des Kopfes auf?

Dreidimensionale Aufzeichnung der Augenbewegungen (Video-Okulographie)

Bei Kurz- oder Weitsichtigkeit und Augenkrankheiten wie Grauer Star ist manchmal eine sogenannte Video-Okulographie hilfreich. Dabei werden die Augenbewegungen dreidimensional aufgezeichnet. Die Untersuchung hilft zu unterscheiden, ob Störungen im zentralen oder im peripheren Gleichgewichtssystem am Schwindel beteiligt sind.

Magnetresonanz-Tomographie oder Computer-Tomographie

Wenn die obigen Untersuchungen nichts ergeben haben, ist zur Klärung der Diagnose bildgebende Diagnostik erforderlich. Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) kann man zum Beispiel Durchblutungs-Störungen im Gehirn nachweisen oder andere Erkrankungen im Kleinhirn oder Hirnstamm.

Die Computer-Tomographie (CT) ist hier weniger aussagekräftig, aber es lassen sich damit Veränderungen an den Knochen oder Verkalkungen im Innenohr feststellen.

Genetische Untersuchung

Durch eine genetische Untersuchung weist man Erkrankungen wie die Episodische Ataxie Typ 2 nach oder andere Erkrankungen des Kleinhirns wie zum Beispiel das CANVAS-Syndrom, bei dem zusätzlich eine Polyneuropathie und eine bilaterale Vestibulopathie vorliegen. Mit diesen Krankheiten verbundene Veränderungen am Kleinhirn kann man manchmal im MRT darstellen.

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Behandlung

Viele Schwindelerkrankungen verbessern sich deutlich durch die richtige Behandlung oder sie können sogar komplett geheilt werden.

Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Man behandelt medikamentös, physiotherapeutisch oder psychotherapeutisch. Sehr selten sind chirurgische Eingriffe erforderlich.

Die meisten Formen von Schwindel sprechen gut auf die jeweilige Therapie an. Sie haben eine gute Aussicht auf Heilung oder zumindest auf deutliche Besserung (Prognose). Manchmal ist keine spezielle Therapie erforderlich und die Beschwerden bessern sich von allein.

Spezielle Behandlungen

Spezielle Behandlungen gibt es beim Gutartigen Lagerungsschwindel in Form von sogenannten Befreiungsmanövern. Dabei werden Betroffenen rasch in bestimmte Körper- und Kopfpositionen gelagert.

Bei einer Neuritis vestibularis beginnt das Gehirn sofort, den Ausfall des Gleichgewichtsnerven auszugleichen. Diesen Prozess sollte man so früh wie möglich durch Bewegungsübungen im Rahmen eines stufenweis intensivierten Training des Gleichgewichtsorgans unterstützen.

Bei Funktionellem Schwindel klärt man Betroffene zunächst darüber auf, dass es keine körperlichen Gründe für die Erkrankung gibt, um Ängste abzubauen. Danach ist auch ein intensives Gleichgewichts- und Gangtraining hilfreich. Zusätzlich kann man eine kognitive Verhaltenstherapie durchführen. Manchmal kombiniert man diese mit angstlösenden Medikamenten, wenn Betroffene gleichzeitig an Ängsten oder einer Depression leiden.

Medikamente gegen Schwindel

Bei einer Neuritis vestibularis können Medikamente akute Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen lindern. Diese sollten Betroffene aber nur kurzzeitig nehmen. Die Mittel machen schläfrig und das verlangsamt die Heilungs- und Trainingsprozesse im Gehirn. Zudem wird für 10 bis 14 Tage ein Cortison-Präparat verschrieben.

Manchmal setzt man Medikamente dauerhaft zur Vorbeugung von Schwindel-Attacken ein, etwa bei Morbus Menière oder bei Vestibulärer Migräne) und ganz besonders bei der Vestibularisparoxysmie.

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Leben und Alltag

Eine klare Diagnose und eine zeitnahe Behandlung erleichtern das Leben und den Umgang mit Schwindel im Alltag.

Viele Patienten mit Schwindel haben einen hohen Leidensdruck und sind im Alltag deutlich beeinträchtigt. Bei allen Schwindelursachen ist es daher wichtig, möglichst frühzeitig eine klare Diagnose zu stellen und mit der Behandlung zu beginnen. Auch die Aufklärung über die Art der Erkrankung ist für den Umgang im Alltag sehr wichtig.

So lernen die Betroffenen, mit der Situation umzugehen. Sie finden Antworten auf Fragen wie:

  • Soll ich ein Medikament einnehmen (etwa bei Vestibulärer Migräne)?
  • Welche Übungen kann ich durchführen (etwa beim Gutartigen Lagerungsschwindel)?
  • Wie lange dauert eine Attacke?
  • Muss ich mich für den Tag krankschreiben lassen?
  • Darf ich Auto fahren?

Bei länger anhaltenden Beschwerden ohne klare Diagnose kommt es häufig zu ängstlichem Vermeidungsverhalten. Die Betroffenen verzichten aus Angst vor dem Schwindel auf Sport, Bewegung und soziale Aktivitäten. Dies führt zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität.

In vielen Fällen ist systematisches Gleichgewichtstraining ein wichtiger Teil der Therapie. Auch Sportarten mit schnellen Bewegungsabläufen (etwa Ballspiele, Tischtennis, Turnen, Tanzen) wirken sich günstig auf den Heilungsverlauf aus.

Bei akutem Schwindel darf man kein Kraftfahrzeug führen. Die Dauer des Fahrverbots hängt von der Art der Erkrankung ab. Sie muss man im Einzelnen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen.

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Zusammenfassung

Schwindel kommt sehr häufig vor und kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Er lässt sich nicht immer heilen, aber meist gut behandeln. Wichtig ist dazu eine genaue Diagnose. Denn Schwindel ist ein Symptom zahlreicher Krankheiten und tritt in verschiedenen Formen auf.

Häufigkeit – Jeder Mensch hat ein Risiko von etwa 30 ProzentÖffnet in neuem Tab, im Laufe seines Lebens an Schwindel zu erkranken. Jährlich erkranken 11 ProzentÖffnet in neuem Tab der Menschen neu an Schwindel. Damit ist Schwindel eines der häufigsten Krankheitssymptome überhaupt.

Hauptsymptome – Häufige Symptome sind ein Drehgefühl, Schwankgefühl oder eine allgemeine Stand- und Gangunsicherheit, oft verbunden mit Übelkeit oder Sehstörungen. Schwindel ist Leitsymptom ganz unterschiedlicher Erkrankungen des Gleichgewichts-Systems im Innenohr oder im Gehirn.

Diagnostik – Neben der genauen Befragung und Untersuchung in einer neurologischen oder HNO-Praxis erfolgen gezielte Untersuchungen des Gleichgewichtssystems. Zur weiteren Diagnostik benötigt man manchmal eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) des Kopfes.

Behandlung – Sie hängt von der Art der Schwindelerkrankung ab. Ein Lagerungsschwindel lässt sich meist durch gezielte Lagerungsmanöver heilen. Viele Betroffenen benötigen ein spezielles Gleichgewichtstraining. Entzündliche Ursachen behandelt man mit Medikamenten. Durchblutungsstörungen der Gleichgewichtszentren im Kleinhirn oder Hirnstamm werden wie ein Schlaganfall behandelt. Bei einem nicht körperlich definierten, sogenannten Funktionellen Schwindel, steht eine spezielle Physio- und Psychotherapie im Mittelpunkt.

Wichtig zu beachten – Viele Schwindelerkrankungen verbessern sich deutlich unter Behandlung oder lassen sich komplett heilen. Die erfolgreiche Behandlung fußt auf einer korrekten Diagnose nach fachgerechter Untersuchung.

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