Hirntumore
Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen, aber auch epileptische Anfälle, Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen sind typische Anzeichen. Viele Hirntumore sind heute gut behandelbar.
Autor: Prof. Dr. Uwe Schlegel, Uniklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum
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Häufige Fragen
Was ist ein Hirntumor?
Ein Hirntumor ist eine Geschwulst im Kopf, die entsteht, wenn sich Zellen im Gehirn unkontrolliert vermehren. Diese Zellen bilden dann eine Art „Knoten“ oder „Klumpen“, der auf das umliegende Gehirngewebe drücken kann.
Ein Hirntumor kann:
- direkt im Gehirn entstehen (z. B. in Nervenzellen oder Hirnhäuten) – das nennt man primärer Hirntumor
- von anderen Körperstellen ins Gehirn streuen (z. B. bei Lungen- oder Brustkrebs) – das nennt man Metastase
Wie wirkt sich die Lage des Tumors auf die Behandlung aus?
Die Lage eines Hirntumors beeinflusst die Behandlung maßgeblich. Tumoren in gut erreichbaren Bereichen lassen sich oft operativ entfernen, was die besten Heilungschancen bietet. Tiefer liegende oder im Hirnstamm sitzende Tumoren gelten als besonders heikel, da dort selbst kleine Eingriffe lebenswichtige Funktionen gefährden können.
Befindet sich der Tumor nahe an wichtigen Hirnregionen – etwa für Sprache, Bewegung oder Atmung – kann eine vollständige Entfernung zu riskant sein. In solchen Fällen wird meist mit Bestrahlung oder Chemotherapie behandelt. Mehr erfahren
Gibt es Unterschiede zwischen gutartigen und bösartigen Hirntumoren?
Ja, es gibt wichtige Unterschiede zwischen gutartigen und bösartigen Hirntumoren. Gutartige Tumore sind weniger gefährlich. Bösartige Tumore sind schwerer zu behandeln und verlaufen oft schneller und ernster.
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Symptome
Hirntumoren verursachen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen und oft epileptische Anfälle.
Hirntumore sind wachsende Raumforderungen im Schädelinneren, die dort eine Druckerhöhung mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Nüchtern-Erbrechenerzeugen können.
Durch Kompression oder Zerstörung von Nachbarstrukturen können sie Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen und andere Symptome verursachen. Diese können Merkfähigkeit, Gedächtnis und intellektuelle Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
Etwa die Hälfte aller Patienten erleidet im Lauf ihrer Erkrankung epileptische Anfälle.

Ursachen
Meistens sind die Ursachen nicht bekannt. Allerdings zeigen sich zunehmend Studien, die die Rolle von erblichen Faktoren sowie frühere Bestrahlungen thematisieren.
Risikofaktoren
Es gibt keine bekannten Risikofaktoren und damit auch keine Präventionsmöglichkeiten.

Verlauf
Prognose, Verlauf und Behandlungsmöglichkeit hängen vom Tumortyp ab, von seiner Bösartigkeit und von seiner Lokalisation. Gutartige Tumoren, die aufgrund ihrer Lokalisation operativ nicht entfernt werden können, führen unter Umständen zu Problemen, während einige bösartige Gehirntumoren heute durchaus heilbar sind.
Diagnose
Eine Hirntumor-Diagnose stellt man meist durch eine MRT-Untersuchung und eine Gewebeprobe sicher.
Heutzutage stehen exzellente, schonende diagnostische Maßnahmen zur Verfügung, um die Zuordnung eines Gehirntumors mit hoher Wahrscheinlichkeit zu treffen.
Eine definitive Diagnose ist jedoch meist erst durch die neuropathologische Untersuchung des Tumorgewebes nach operativer Entfernung oder einer Gewebeentnahme möglich. Diese ist heute auch in tiefen Gehirnregionen durch eine stereotaktische Biopsie, also durch eine Nadelbiopsie mit millimetergenauer Ansteuerung, fast immer möglich.

Therapie und Behandlung
Die Behandlung kombiniert oft Operation, Bestrahlung und Chemotherapie; nicht jeder Tumor muss sofort therapiert werden.
Nicht alle Hirntumore müssen behandelt werden. Die häufig auftretenden Meningeome älterer Menschen können oft durch regelmäßige, z. B. jährliche MRT-Kontrollen überwacht werden.
Nur bei Größenzunahme dieser Tumoren muss therapiert werden. Fast alle Gehirntumore können heute operiert werden, nicht alle müssen operiert werden. Gelingt eine vollständige Entfernung, etwa bei Meningeomen, wird bei gutartigen Tumoren oft eine Heilung erzielt.
Bei anderen Gehirntumoren ist dies mit der Operation allein nicht möglich. Strahlentherapie und Chemotherapie haben in den vergangenen Jahrzehnten aber erhebliche Therapieverbesserungen erreichen können.
So war das Medulloblastom, ein bösartiger Tumor des Kleinhirns bei Kindern, in den 1960er- Jahren noch mit einem tödlichen Ausgang verbunden. Heute können diese Tumoren durch Operation, gefolgt von Strahlentherapie und Chemotherapie, oft geheilt werden.
Auch andere bösartige Tumore, wie die seltenen Lymphome, sind heute unter Umständen durch eine Chemotherapie allein heilbar. Es gibt allerdings bösartige Tumore im Gehirn, bei denen zwar wirksame Therapien zur Tumorkontrolle zur Verfügung stehen, aber leider noch keine Heilung erreicht wird.

Aussicht auf Heilung
Viele Tumore sind heute heilbar, bei anderen steht die Tumorkontrolle und Lebensverlängerung im Vordergrund.
Viele Gehirntumore können heute geheilt werden, dazu zählen die gutartigen Meningeome, Schwannome (Neurinome), Tumore der Hypophysenregion, zahlreiche Medulloblastome und Lymphome.
Bei anderen Gehirntumoren wurden wesentliche Therapiefortschritte gemacht, hier ist eine Heilung jedoch noch nicht möglich, wie beim Glioblastom.
Derzeit werden, gerade auch in Deutschland, zahlreiche Therapiestudien durchgeführt, die neue Wege zur Tumorbehandlung beschreiten.
Alltag
Insbesondere nicht heilbaren Hirntumoren sind eine große Belastung. Psychologische Beratung und Selbsthilfegruppen können entlasten und unterstützen.
Bei einem Gehirntumor ist leider nicht „nur“ der betroffene Patient wesentlich belastet, sondern sein ganzes persönliches Umfeld, insbesondere die Familie.
Besteht von Anfang an nur die Möglichkeit einer Tumorkontrolle über einen langen Zeitraum, letztlich jedoch nicht die Aussicht auf Heilung, bedeutet dies eine massive Belastung und Herausforderung für alle Beteiligten.
Für sie stehen viele Hilfsangebote zur Verfügung. So haben Patientenvertretungen und Selbsthilfegruppen in den vergangenen Jahrzehnten zu einer deutlichen Verbesserung der Vernetzung und Beratung unter Betroffenen geführt.
Beratungsangebote, psychoonkologische Betreuungsangebote, Informationsangebote werden weiter kontinuierlich verbessert.

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Zusammenfassung
Häufigkeit – In Deutschland erkranken rund 8.000 Menschen pro Jahr neu an einem primären Gehirntumor. Hirnmetastasen, also Absiedlungen von anderen Tumoren, etwa von Brustkrebs, Lungenkrebs oder Malignem Melanom, sind noch wesentlich häufiger.
Hauptsymptome – Hirntumore verursachen neurologische Herdsymptome, wie Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen, aber auch epileptische Anfälle, Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen.
Diagnostik – Heute wird bei Vorliegen dieser Beschwerden in der Regel rasch eine Bildgebung des Gehirns durchgeführt. Diagnostische Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT).
Behandlung – Die Therapie richtet sich nach der diagnostischen Zuordnung, nach der Aggressivität und nach der Lokalisation des Tumors. Die Hauptpfeiler der Therapie sind operative Entfernung, Strahlentherapie und Chemotherapie, in zunehmendem Maß auch immunologische und „gezielte“ medikamentöse Therapien.
Wichtig zu beachten – Mit Ausnahme ganz selten vorkommender familiärer Tumorhäufungen gibt es kaum bekannte Risikofaktoren für Hirntumorerkrankungen. Ein Gehirntumor kann jeden treffen. Tritt ohne erkennbaren Grund ein erstmaliger epileptischer Anfall auf, muss immer ein verursachender Gehirntumor ausgeschlossen werden.
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