Funktionelle Gefühls- und Bewegungsstörungen (Paresen)
Kraftlosigkeit in Armen oder Beinen, Gefühlsstörungen oder einseitige Lähmungen sind typische Anzeichen. Die Erkrankung ist gut behandelbar, besonders mit frühzeitiger Unterstützung wie einer Bewegungs- und Psychotherapie.
Autoren: PD Dr. Stoyan Popkirov, Uniklinik Essen & PD Dr. Christos Ganos, Uniklinik Berlin
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Häufige Fragen
Was sind funktionelle Paresen und Gefühlsstörungen?
Funktionelle Gefühls- und Bewegungsstörungen wie Lähmungserscheinungen (Paresen) oder Taubheitsgefühle treten meist unerwartet auf – oft in Situationen hoher seelischer Belastung. Ursache ist nicht eine strukturelle des Nervensystems. Vielmehr funktioniert die Bewegungskontrolle im Gehirn nicht richtig. Mehr erfahren
Wie fühlen sich funktionelle Paresen und Gefühlsstörungen an?
Paresen können sich als Schwäche in einem oder mehreren Gliedmaßen oder als halbseitige Lähmung äußern. Gefühlsstörungen können sich als Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Überempfindlichkeit zeigen, oft handschuh- oder strumpfförmig begrenzt oder auf eine Körperhälfte beschränkt sein. Mehr erfahren
Was sind die Unterschiede zu anderen neurologischen Erkrankungen?
Im Gegensatz zu organisch bedingten neurologischen Erkrankungen liegen bei funktionellen Störungen keine Schädigungen des Nervensystems vor. Die Symptome sind jedoch real und können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Mehr erfahren
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Symptome
Typisch sind plötzlich auftretende Lähmungsgefühle oder Taubheit, oft an Armen, Beinen oder einer Körperhälfte.
Motorische Paresen (Schwäche/Kraftlosigkeit) reichen von einer zeitweiligen Verunsicherung in der Bewegungskontrolle (z. B. Fallenlassen von Gegenständen) bis hin zu schweren Lähmungen. Es können Arme und Beine oder eine ganze Körperhälfte betroffen sein (sogenannte funktionelle Hemiparese).
Typisch sind ein plötzlicher Beginn und ein wechselhafter Verlauf mit guten und schlechten Tagen. Charakteristische Begleitbeschwerden sind chronische Schmerzen, körperliche Erschöpfung und Konzentrationsstörungen.
Funktionelle Gefühlsstörungen (auch Sensibilitätsstörungen genannt) können in Kombination mit motorischen Störungen oder als eigenständiges Symptom auftreten. Typisch sind Kribbelmissempfindungen, Überempfindlichkeit und Taubheit.
Oft ist eine Körperhälfte betroffen (funktionelle Hemihypästhesie), manchmal ein ganzer Arm oder ein ganzes Bein. Alternativ können die Gefühlsstörungen handschuh- oder strumpfförmig begrenzt sein.
Ursachen
Auslöser können körperliche oder seelische Belastungen sein – oft wirken mehrere Faktoren unbewusst zusammen.
Oft gehen funktionellen Störungen dieser Art Verletzungen oder Fehlbelastungen voraus, gelegentlich auch Migräne-Attacken oder medizinische Eingriffe.
Derartige Auslöser können Schmerzen und Bedrohungsgefühle hervorrufen, die dazu führen, dass natürliche Reaktionen des Körpers wie Schonhaltung, Bewegungsvermeidung und gesteigerte Empfindlichkeit in krankhafte Dauerzustände übergehen.
Diese Fehlanpassung findet jenseits der bewussten Kontrolle statt. Verschiedene körperliche und psychische Vorerkrankungen können die Entstehung und Aufrechterhaltung funktioneller Störungen begünstigen.

Risikofaktoren
Menschen, die bereits neurologische Ausfälle aufgrund einer anderen Krankheit haben, können zusätzlich funktionelle Ausfälle entwickeln. Psychische Risikofaktoren sind eine Depression, Angststörungen (einschl. Panikattacken) und Persönlichkeitsstörungen.
Schwere körperliche und psychische Belastungen in der Kindheit scheinen eine Anfälligkeit für funktionelle Störungen zu vermitteln, liegen aber nicht in jedem Fall vor.

Verlauf
Ohne eine spezifische Behandlung ist der Verlauf funktioneller Lähmungen in etwa der Hälfte der Fälle chronisch. Die Prognose ausschließlich sensibler funktioneller Anfälle (z. B. Missempfindungen oder Taubheitsgefühl) ist hingegen verhältnismäßig gut.

Diagnose
Die Diagnose wird meist durch körperliche Untersuchungen gestellt, bildgebende Verfahren helfen beim Ausschluss anderer Ursachen.
Eine funktionelle Schwäche oder Lähmung wird üblicherweise am charakteristischen klinischen Erscheinungsbild erkannt. Spezielle Untersuchungstechniken bei der Kraftprüfung erlauben oft schon eine eindeutige Diagnose.
Gelegentlich werden zusätzliche bildgebende oder elektrophysiologische Verfahren angewandt, um eine Schädigung des Nervensystems auszuschließen. Allerdings handelt es sich nicht um eine reine „Ausschlussdiagnose“. Ähnliches gilt für funktionelle Störungen der Sensibilität.

Therapie und Behandlung
Eine Kombination aus Bewegungstherapie, Psychotherapie und guter Aufklärung kann die Beschwerden deutlich lindern.
Zur Behandlung motorischer und sensibler funktioneller Störungen haben sich sowohl physiotherapeutische als auch psychotherapeutische Verfahren bewährt. Ideal ist eine Kombination beider Ansätze.
Ein Ziel der Therapie ist die Neuausrichtung der Körperwahrnehmung, damit sich die unbewusste Bewegungskontrolle und Empfindungswahrnehmung schrittweise normalisieren.
Wenn ängstliches Vermeidungsverhalten die Beschwerden verstärkt, ist eine explizite Behandlung der Ängste sinnvoll.

Aussicht auf Heilung
Wenn die Beschwerden bereits chronisch sind, also seit vielen Monaten bestehen, ist eine spontane Heilung unwahrscheinlich.
Eine individuell angepasste Rehabilitation mit Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie und anderen Behandlungsmodulen kann jedoch bei einem Großteil der Patienten zu anhaltender Symptomlinderung führen.
Alltag
Auch wenn keine spontane Heilung zu erwarten ist, bessern sich die Symptome bei vielen Betroffenen mit gezielter Therapie spürbar.
Funktionelle Ausfälle können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Während sie bei manchen Patienten den Alltag kaum einschränken, führen sie bei anderen zu einer schwergradigen Behinderung.
Der Umgang mit den eigenen Symptomen sollte die Balance zwischen Akzeptanz und engagierter Therapieteilnahme (einschließlich selbstständiger Übungen) finden.
Hilfsmittel sollten nur zeitlich begrenzt in Anspruch genommen werden, da sie der Normalisierung der Körperfunktionen entgegenwirken können.
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Zusammenfassung
Häufigkeit – Funktionelle Paresen und Gefühlsstörungen sind keine Seltenheit und können in jeder Altersgruppe auftreten. Tendenziell ist die Diagnose bei Frauen häufiger, was sehr unterschiedliche Gründe haben kann.
Hauptsymptome – Die Symptome reichen von motorischen Paresen (Schwäche, Kraftlosigkeit) bis zu funktionellen Gefühlsstörungen (Kribbelmissempfindungen, Überempfindlichkeit und Taubheit).
Diagnostik – Eine funktionelle Schwäche oder Lähmung wird üblicherweise am charakteristischen klinischen Erscheinungsbild erkannt (u. a. Kraftprüfung und bildgebende oder elektrophysiologische Verfahren).
Behandlung – Zur Behandlung motorischer und sensibler funktioneller Störungen haben sich sowohl physiotherapeutische als auch psychotherapeutische Verfahren bewährt. Ideal ist eine Kombination beider Ansätze.
Wichtig zu beachten – Hilfsmittel im Zuge der Therapie sollten nur zeitlich begrenzt in Anspruch genommen werden, da sie der Normalisierung der Körperfunktionen entgegenwirken können.
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