Eingeklemmter Nerv
Typische Anzeichen sind Schmerzen, Kribbeln, Taubheit oder Schwäche – meist in Rücken, Arm oder Bein. Mit gezielter Bewegung, Schmerztherapie, Entlastung und mitunter einer OP sind die Beschwerden in vielen Fällen gut behandelbar, vor allem wenn man früh reagiert.
Autorin: PD Dr. Andrea Jaspert-Grehl, Alfried Krupp Krankenhaus Essen

Wir beraten Sie kostenfrei
030 531437935
Mo 14-18, Mi 10-14 Uhr (am 12. Nov. eingeschränkt)
Häufige Fragen
An wen sollte ich mich bei einem eingeklemmten Nerv wenden?
Einen eingeklemmten Nerv sollte eine Neurologin oder ein Neurologe untersuchen. Sie können den Schweregrad bestimmen und entsprechende Therapieverfahren vorschlagen. Ist eine Operation nötig, helfen sie auch beim Auswählen einer Person, die diese durchführt.
Kann ich einem eingeklemmten Nerv vorbeugen?
Ja, vermeiden Sie Haltungen oder wiederholende Tätigkeiten, bei denen es zu solchen Druckschäden kommen kann. Denn es gilt: Jeder Druck kann jeden Nerv schädigen, wenn er stark genug ist und lange genug anhält. Mehr erfahren
Können die Beschwerden nach einer Operation wiederkommen?
Grundsätzlich kann es sein, dass sich die neurologischen Ausfälle nach einer Operation nicht vollständig legen. Wenn sie aber schlechter werden, sollten Betroffene das untersuchen lassen. Mehr erfahren
War Ihre Frage nicht dabei? Dann stellen Sie diese doch als Online-Anfrage.

Symptome
Die Symptome reichen von Gefühlsstörungen bis hin zu vollständigem Funktionsverlust des Nerven.
Ein eingeklemmter Nerv macht sich oft plötzlich bemerkbar. Es fühlt sich an, als wäre ein Arm oder Bein „eingeschlafen“. Wenn der Druck länger anhält, kann es zu Gefühlsstörungen, Lähmungen oder einem vollständigen Funktionsverlust in dem vom Nerven versorgten Gebiet kommen.
Häufig betroffene Regionen sind:
- Hand (z. B. beim Karpaltunnelsyndrom)
- Ellenbogen (Ellennerv)
- Knie (Wadenbeinnerv)
- Rücken (z. B. bei Bandscheibenvorfall)
Ursachen
Ein eingeklemmter Nerv entsteht durch mechanischen Druck.
Die Beschwerden entstehen oft durch wiederholte Bewegungen, einseitige Belastungen oder langanhaltende Fehlhaltungen. Typische Auslöser sind:
- Arbeiten mit ständig gebeugtem Handgelenk (z. B. bei Tastaturarbeit)
- Druck auf den Ellenbogen beim Aufstützen
- Überkreuzen der Beine beim Sitzen
- Bandscheibenvorfall mit Druck auf eine Nervenwurzel
Auch unbewusster Druck, z. B. während des Schlafs, unter Narkose oder bei Alkohol- und Drogenkonsum, kann zur Schädigung eines Nervs führen.

Risikofaktoren
Engstellen, genetische Veranlagung, Schwangerschaft und andere Faktoren können einen Eingeklemmten Nerv begünstigen.
Nicht beeinflussbare Faktoren sind enge anatomische Nervenverläufe und eine genetische Veranlagung, bei der bereits geringer Druck zu Nervenschäden führen kann.
Auch eine familiäre Häufung solcher Beschwerden kann ein Hinweis auf erblich bedingte Überempfindlichkeit sein.
Beeinflussbare Risikofaktoren sind:
- Schwangerschaft (durch hormonbedingte Wassereinlagerungen)
- Rheumatische Erkrankungen mit Schwellung oder Knocheneinengung
- Diabetes mellitus (durch erhöhte Nervenanfälligkeit)
Vorsorge bedeutet, belastende Bewegungsabläufe zu vermeiden und gefährdete Körperstellen regelmäßig zu entlasten.

Verlauf
Der Verlauf hängt stark davon ab, wie stark und lange der Druck auf den Nerv angehalten hat.
Bei kurzzeitigem Druck kann sich der Nerv vollständig regenerieren – oft innerhalb weniger Wochen. Bei anhaltendem oder starkem Druck wird die Schädigung dauerhaft und kann zu bleibenden neurologischen Ausfällen führen.
In diesen Fällen ist oft eine operative Entlastung erforderlich, um eine Verschlechterung zu verhindern. Auch nach einer erfolgreichen Operation können jedoch leichte Beschwerden bestehen bleiben.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine neurologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT.
Zunächst erfolgt eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Neurologen oder Orthopäden. Ergänzend werden häufig eingesetzt:
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung zur Einschätzung der Funktion
- Ultraschall zur Darstellung von Engstellen oder Druckpunkten
- wenn nötig Magnetresonanz-Tomographie (MRT) bei Verdacht auf Bandscheibenvorfall oder strukturelle Veränderungen

Therapie und Behandlung
In vielen Fällen ist ein Eingeklemmter Nerv gut behandelbar, vor allem wenn man früh reagiert.
Das Ziel der Therapie ist es, den betroffenen Nerv dauerhaft zu entlasten und so seine Erholung zu ermöglichen.
Konservative Maßnahmen beinhalten:
- Schonung und Ruhigstellung (z. B. durch Schienen)
- Vermeidung belastender Haltungen oder Bewegungen
- Kühlung und abschwellende Medikamente
- Physiotherapie oder Ergotherapie zur Unterstützung der Erholung
Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die Beschwerden trotz konservativer Behandlung bestehen bleiben. Dabei wird der betroffene Nerv chirurgisch freigelegt und entlastet – meist ambulant und unter örtlicher Betäubung.

Aussicht auf Heilung
Je länger der Druck andauert, desto größer ist die Gefahr bleibender Schäden. Umso wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation nicht zu verpassen. Bei bleibenden Defiziten können gezielte Rehabilitationsmaßnahmen helfen, den Alltag wieder besser zu bewältigen.
Alltag
Im Alltag steht der Schutz des betroffenen Nerven im Vordergrund.
Wichtig ist es, wiederkehrende Belastungen oder Druckstellen zu vermeiden – insbesondere in Situationen, in denen erste Symptome nicht wahrgenommen werden, etwa im Schlaf oder bei Bewusstseinsstörungen.
- ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- regelmäßige Pausen bei belastenden Tätigkeiten
- Hilfsmittel wie Handgelenkschienen oder Ellenbogenschutz
- Anleitung durch Ergotherapeuten zur nervenschonenden Bewegungsausführung
Unterstützten Sie unsere Arbeit
Mit Ihrer Hilfe können wir unsere bundesweite Aufklärung zu neurologischen Erkrankungen ausweiten. Ab einer Spende von 200 Euro stellen wir gerne eine Spendenbescheinigung aus.
Zusammenfassung
Häufigkeit – Eingeklemmter Nerv steht umgangssprachlich für plötzliche Schmerzen, die sich anfühlen, als hätte sich tatsächlich ein Nerv „eingeklemmt“. Medizinisch gesehen ist das aber fast nie der Fall. Meist lösen Muskelverspannungen die Schmerzen an Rücken, Schultern und Hals aus.
Eher zutreffend ist der Begriff eingeklemmter Nerv bei Druckschäden an Nerven. Häufig betreffen sie den Karpaltunnel am Handgelenk. Durch ihn verlaufen die Beugesehnen der Finger und der Mittelnerv. In Deutschland haben 8 bis 10 von 100 Personen solche Beschwerden, Frauen doppelt so häufig wie Männer.
Auch bei Bandscheibenvorfällen mit Nervenschädigungen spricht man vielfach von einem eingeklemmten Nerv. Hier drückt der Bandscheibenvorfall, oft begleitet von knöchernen vorbestehenden Einengungen, auf die entsprechende Nervenwurzel.
Hauptsymptome – Meist macht sich ein eingeklemmter Nerv durch Schmerzen oder ein Kribbeln bemerkbar. Im Verlauf gibt es auch bleibende Gefühlsstörungen und Lähmungen in dem Bereich, den der Nerv versorgt.
Diagnostik – Zunächst versucht der Arzt oder die Ärztin die Ursachen mit Fragen und einer körperlichen Untersuchung herauszufinden. Eine wichtige Methode ist auch zu messen, wie leitfähig der betroffene Nerv ist. Wenn nötig, untersucht man die Stelle noch mit Ultraschall.
Behandlung – äußeren Druck vermeiden, Nerv ruhigstellen und entlasten, abschwellende Maßnahmen wie Kühlung, wenn nötig operative Therapie
Wichtig zu beachten – Die Symptome eines eingeklemmten Nervs lassen sich in der Regel leicht erkennen. Wenn sie nicht von selbst aufhören und länger als einige Stunden anhalten, sollte ein Neurologe sie untersuchen.
Downloads
Wir beraten Sie kostenfrei
Haben Sie Fragen zu einer neurologischen Erkrankung? Unser ärztliches Team berät Sie telefonisch (Mo 14-18 oder Mi 10-14 Uhr) und online.



