Delir
Ein Delir tritt oft bei schweren Krankheiten oder nach Operationen auf – besonders bei älteren Menschen. Typische Anzeichen sind Verwirrtheit, Unruhe, Schwierigkeiten beim Denken oder Halluzinationen. Ein Delir ist meist gut behandelbar, wenn es früh erkannt wird.
Autor: Prof. Dr. Wolfgang Müllges (†), Uniklinik Würzburg
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Häufige Fragen
Wie erkennt man ein Delir?
Ein Delir ist ein akuter, plötzlicher Verwirrtheitszustand, der durch eine Störung des Gehirns verursacht wird. Er kann bei jedem Menschen auftreten, ist aber besonders häufig bei älteren Menschen. Mehr erfahren
Kann ein Delir tödlich sein?
Ja, ein Delir kann in einigen Fällen lebensbedrohlich sein, insbesondere wenn es unbehandelt bleibt oder durch schwerwiegende Komplikationen verursacht wird. Mehr erfahren
Wie kann man einem Delir vorbeugen?
Ja, Hilfe bei der Orientierung und intensive Zuwendung können bei Menschen mit einem erhöhten Risiko helfen, ein Delir gar nicht eintreten zu lassen. Mehr erfahren
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Symptome
Delir äußert sich in Unruhe, Halluzinationen, Desorientierung, oft nachts verstärkt.
Typisch ist ein plötzliches hyperaktives Verhalten, das sich über Stunden bis wenige Tage entwickelt. Betroffene sind oft unruhig, aggressiv, desorientiert und zeigen einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus – nachts wach, tagsüber schläfrig.
Es kann zu Halluzinationen, Gedächtnisstörungen und einer zerstreuten, sprunghaften Gesprächsführung kommen. Der Zustand schwankt häufig im Tagesverlauf.
Ursachen
Ein Delir entsteht meist als Folge einer akuten Erkrankung, z. B. durch Infektionen, Schlaganfälle, Operationen oder Medikamente wie Psychopharmaka und Schmerzmittel. Auch Entzündungsreaktionen nach Eingriffen und Störungen im Gehirn können Auslöser sein.
Risikofaktoren
Alter, Demenz, schwere Krankheiten erhöhen das Delir-Risiko.
Besonders gefährdet sind ältere Menschen, vor allem mit bereits bestehenden kognitiven Einschränkungen wie Demenz. Weitere Risikofaktoren sind schwere körperliche Erkrankungen, Krebserkrankungen, Organversagen oder Blutvergiftung (Sepsis). Eine vorgeschädigte Hirnfunktion senkt die Schwelle zur Delir-Auslösung.

Verlauf
Delir kann den Klinikaufenthalt mit bleibenden Folgen verlängern, vor allem bei älteren Patienten.
Ein Delir erschwert die Behandlung im Krankenhaus deutlich. Die Unruhe und Desorientierung führen zu Verzögerungen z. B. bei der Mobilisation oder Physiotherapie.
Jüngere Menschen erholen sich meist rasch, doch bei älteren Patient:innen kann ein Delir auch langfristige Folgen für die geistige Leistungsfähigkeit haben.
Diagnose
Die Diagnose basiert auf einem plötzlichen Beginn der Wesensveränderung, typischem Verlauf mit Tagesschwankungen und Aufmerksamkeitsstörungen.
Einfache Tests wie die Wochentagsaufzählung, Zahlenreihen (100–7) oder strukturierte Verfahren wie die CAM (Confusion Assessment Method) helfen bei der Diagnose.

Therapie und Behandlung
Die Behandlung erfolgt durch intensive Betreuung und wenn nötig Medikamente – je nach Verlauf.
Die Therapie ruht auf zwei Säulen:
Multikomponenten-Intervention – dazu gehören:
- Vermeidung von Auslösern
- Orientierungshilfen (Uhr, Tageslicht)
- Reaktivierung des Schlaf-Wach-Rhythmus
- Mobilisierung, beruhigende Umgebung, bekannte Musik/Bilder
Medikamentöse Therapie, wenn nötig – z. B.
Medikamente gegen vegetative Symptome
Neuroleptika bei Denkstörungen
Beruhigungsmittel bei Unruhe
Aussicht auf Heilung
Eine Heilung ist möglich – aber der Verlauf ist bei älteren Menschen oft schleichend.
Ein Delir kann rasch abklingen, vor allem bei jüngeren Menschen. Bei älteren kann es sich über Wochen hinziehen und zu bleibenden kognitiven Einschränkungen führen. Eine genaue Prognose ist bei Entlassung oft nicht möglich.
Die Weiterversorgung (Pflege, Reha, häusliche Unterstützung) ist entscheidend. Auch das Risiko für ein erneutes Delir bleibt nach einer Episode erhöht.

Alltag
Klare Tagesstruktur und Unterstützung im Umfeld helfen bei der Rückkehr in den Alltag.
Die Herausforderungen im Alltag nach einem Delir ähneln denen in der Akutphase: Unsicherheit, Angst, Verwirrung. Angehörige und Pflegekräfte benötigen Geduld und Unterstützung.
Eine strukturierte Umgebung, klare Kommunikation und ggf. Unterstützung durch Pflege oder Ergotherapie sind entscheidend für die Rückkehr in den Alltag.
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Zusammenfassung
Häufigkeit – Ein Delir ist im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen sehr häufig.
Hauptsymptome – Ein Delir ist eine akute Wesensänderung im Rahmen einer schweren Akuterkrankung und geht mit einer Unordnung der Wahrnehmung und Gedanken sowie einem selbstgefährdenden Bewegungsdrang einher.
Diagnostik – Klinische Untersuchung von Orientiertheit, Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit durch verschiedene Tests
Behandlung – Die Behandlung besteht aus intensiver Zuwendung und Medikamentengabe.
Wichtig zu beachten. In der Mehrzahl der Fälle bildet sich ein Delir zurück.
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