Kokain begünstigt Schlaganfälle – und lässt das Gehirn schneller altern. Denn dortstößt die Droge Abbauprozesse an, die sonst bei Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson gesehen werden. Darauf weist die Deutsche Hirnstiftung zum Weltdrogentag am 26. Juni hin.
Vor zwei Jahren zeigte eine internationale Metaanalyse von 36 Studien, dass der Konsum von Kokain das Risiko für Hirnblutungen und Schlaganfällen verfünffacht [1]. Eine weitere Folge regelmäßigen Kokain-Konsums ist besonders weitreichend: Kokain beschleunigt den Alterungsprozess des Gehirns, indem es die Hirnstruktur verändert.
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Kokain-Abhängige haben höheres „Gehirnalter“
Eine 2023 veröffentlichte Studie aus Kanada verglich das Hirngewebe von Kokain-Abhängigen und Nicht-Konsumenten [2]. Bei den Suchtkranken stellte man einen ausgedehnten Schwund an Nervenzellen in bestimmten Hirnbereichen fest. Das ist sonst ein typisches Zeichen für Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson – und auch bei Kokain-Abhängigen führt es zu einem höheren „Gehirnalter“.
Der Schwund an Nervenzellen geht doppelt so schnell vonstatten wie bei gesunden Menschen [3]. Das hatte 2012 eine britische Arbeitsgruppe herausgefunden. Hirnscans von 30- und 40-jährigen Kokain-Konsumenten zeigten dabei eine Hirn-Alterung wie bei über 60-Jährigen ohne Drogenproblem.
Kokain führt zu geistigen Defiziten
Zudem zeigen Langzeit-Kokain-Abhängige Einschränkungen bei der Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Reaktionszeit. „Ironischerweise wird Kokain oft gerade von Menschen geschnupft, die ihre geistige Leistungsfähigkeit steigern wollen“, sagt Neurologe und Psychologe Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung.
Die Droge habe hier zwar tatsächlich einen kurzfristigen Effekt, „doch den zahlt man langfristig doppelt und dreifach in der gleichen Währung zurück.“ Sogar gelegentlicher Kokain-Konsum könnte nach einer Erhebung von 2013 bereits mit geistigen Defiziten verbunden sein [4].
Darüber hinaus richten Drogen wie Kokain viele andere Schäden im Gehirn an. Halluzinationen, Hyperaktivität, Realitätsverlust und Paranoia sind bekannte Begleit- und Folgeerscheinungen. Zudem führen sie in die Abhängigkeit.
Drogen manipulieren das Gehirn. Sie erhöhen die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn, zum Beispiel Dopamin. Dadurch wird das sogenannte Belohnungszentrum befeuert, was zunächst Wohlbefinden auslöst. „Doch das Gehirn gewöhnt sich an die hohen Konzentrationen, möchte immer mehr ‘Stoff’ – und damit beginnt die Sucht“, sagt Erbguth.
Gleichzeitig nehme die Bedeutung anderer Dinge wie Partnerschaft, Freundschaften, Hobbys oder Beruf ab. „Drogen machen uns zu Zombies, wir werden fremdgesteuert und verlieren uns als Mensch. Das eigene Sein wird der Droge untergeordnet“, so der Hirnstiftungspräsident.
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