Ein Hirntumor ist eine Diagnose, die das Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellen kann. Die Beschwerden schleichen sich oft langsam ein: Kopfschmerzen, Sprachprobleme, Veränderungen im Verhalten oder plötzlich auftretende Anfälle.
Vieles davon wirkt zunächst harmlos, bis schließlich die Diagnose feststeht. Doch ein Hirntumor ist nicht gleich ein Todesurteil. Es gibt viele verschiedene Arten, gutartige wie bösartige, und ebenso viele Möglichkeiten der Behandlung. Dank moderner Medizin und gezielter Therapien bestehen heute oft gute Chancen, mit der Erkrankung zu leben – oder sogar zu genesen.
Die Anzeichen für einen Hirntumor können sehr unterschiedlich sein. So kann zum Beispiel ein erster epileptischer Anfall bei Erwachsenen auf einen Hirntumor hinweisen.
Ebenso verursachen Hirntumore häufig neurologische Symptome, wie zum Beispiel eine neu aufgetretene Halbseitenlähmung, eine Sprachstörung oder eine Wesensänderung.
Durch den erhöhten Druck im Kopf können Hirntumore eine sogenannte Hirndrucksymptomatik auslösen. Dazu gehören morgens verstärkte Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und mitunter eine zunehmende Schläfrigkeit der Betroffenen.
Bei Tumoren der Hirnanhangsdrüse können zudem hormonelle Störungen auftreten. Wichtig zu wissen ist, dass die Symptome sich oft schleichend entwickeln und zunächst unspezifisch sind. Das heißt: Sie können auch bei anderen Krankheiten auftreten.
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Wie lange kann ich mit einem Hirntumor noch leben?
Die Lebenserwartung bei einem Hirntumor ist sehr unterschiedlich. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Art des Hirntumors. Das kann zum Beispiel ein primärer Tumor sein. Das heißt: Er ist im Gehirn entstandenen. Oder es kann sich um einen sekundären Tumor handeln, der von außerhalb zum Gehirn gestreut oder dorthin Metastasen gebildet hat.
Bei den primären Hirntumoren unterscheidet man unter anderem Tumore der Hirnhäute (Meningeome) und Tumore des Gehirns selbst. Unter diesen sind die Gliome am häufigsten vertreten, die wiederum in viele unterschiedliche prognostische Gruppen eingeteilt werden.
Neben der Art des Tumors spielt das betroffene Areal im Gehirn eine wichtige Rolle (Lokalisation). Hiervon hängt unter andere ab, wie vollständig der Tumor operativ entfernt werden kann.
Schließlich sind der Allgemeinzustand der Betroffenen und das biologische Alter sehr relevant, um abzuschätzen, ob bestimmte aggressive Therapien vertretbar sind. Demnach kann die Lebenserwartung zwischen wenigen Wochen und einer nahezu unbegrenzten Lebenserwartung liegen. Eine korrekte Diagnose und individuelle Aufklärung der Betroffenen sind daher sehr wichtig.
Was löst einen Hirntumor aus?
Es gibt nur wenige bekannte Risikofaktoren für Hirntumore, beispielsweise eine vorausgegangene Bestrahlung im Rahmen einer früheren Krebserkrankung.
Für bestimmte Hirntumore, wie das primäre ZNS-Lymphom, zählt eine Immunschwäche zu den Risikofaktoren, wie sie etwa durch eine HIV-Infektion verursacht wird.
Zudem gibt es seltene genetische Syndrome wie die Neurofibromatose, tuberöse Sklerose oder das Li-Fraumeni-Syndrom, bei denen es gehäuft zu Hirntumoren kommt.
Bei Hirn-Metastasen bestehen prinzipiell die gleichen Risikofaktoren wie für den Primärtumor, zum Beispiel Rauchen bei Lungentumoren oder Sonnenlichtexposition bei Hautkrebs.
Medikamente (zum Beispiel Chemotherapie, Antikörpertherapie oder Immuntherapie)
Bei Menschen mit Glioblastom, eine hochgradig bösartige Art von Gliom, ist die zusätzliche Behandlung mit elektrischen Wechselfeldern eine durch Studien abgesicherte Therapieoption.
Bei der Wahl der Therapie sind die Art des Tumors, die Lokalisation und der Allgemeinzustand sowie natürlich der individuelle Wunsch der Betroffenen entscheidend.
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1. Operation
Ziel der Operation ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen, ohne wichtige Gehirnfunktionen zu stören. Der Eingriff hilft zudem, den Tumor genau zu bestimmen, den Hirndruck zu senken und die Heilungschancen zu verbessern.
Bei gutartigen oder prognostisch günstigen Tumoren können eine Operation und anschließend regelmäßige Verlaufskontrollen ausreichend sein. Wenn eine bestimmte genetische Veränderung bei Gliomen vorliegt (IDH-Mutation), kann unter Umständen das Mittel Vorasidenib als gezielter Hemmstoff eingesetzt werden.
2. Strahlentherapie
Die Strahlentherapie kommt in der Regel zum Einsatz, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden kann, inoperabel und/oder bösartig beziehungsweise prognostisch ungünstig ist.
Neben der klassischen Bestrahlung mit Photonen gibt es noch andere Bestrahlungsverfahren wie die Protonentherapie oder eine Gamma-Knife-Bestrahlung.
Chemotherapien werden ergänzend zur Operation und/oder Strahlentherapie eingesetzt, insbesondere bei bösartigen Tumoren. Die Chemotherapie kann dabei parallel oder auch nach der Bestrahlung verabreicht werden, wobei viele verschiedene Vorgehensweisen für unterschiedliche Arten von Tumoren bestehen.
Die bekannteste Chemotherapie für die Behandlung von Gliomen basiert auf dem Wirkstoff Temozolomid. Neben den Standardtherapien gibt es eine Reihe experimenteller Therapien, die im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden.
Therapieentscheidungen sollten grundsätzlich im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards getroffen werden, bei dem Fachleute verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammenkommen, und jeweils verfügbare Studienoptionen geprüft werden.
Ein Beitrag von: Prof. Dr. Dr. med. Corinna Seliger-Behme, Fachbeirätin der Deutschen Hirnstiftung, Direktorin der Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum