Häufig lassen sich Rückenschmerzen positiv beeinflussen. Besonders wichtig ist es, das Zeitfenster zu nutzen, bevor die Schmerzen chronisch werden. Das bedeutet: trotzdem in Bewegung bleiben, denn Rückenschmerzen kann man nicht aussitzen.
81 Prozent der Deutschen hatten 2023 mindestens einmal Rückenschmerzen, wie eine Umfrage der Krankenkasse AOK letztes Jahr ergab [1]. Besonders für ältere Menschen ist das ein Problem. „Denn mit fortschreitendem Alter geht die Muskulatur zurück – vor allem die Rumpfmuskulatur, die ein wichtiger Sparringspartner der Wirbelsäule ist“, erklärt Prof. Dr. Christian Maihöfner, Schmerz-Experte der Deutschen Hirnstiftung.
Dieser Abbauprozess beginnt bereits ab dem 30. Lebensjahr und schreitet kontinuierlich voran, wenn nicht gegengesteuert wird. „Angesichts des demografischen Wandels und einer oft sitzenden Tätigkeit vieler Erwerbstätiger ist es also wichtig, die Prävention von Rückenschmerzen frühzeitig in den Fokus zu rücken und insbesondere der Chronifizierung vorzubeugen“, so Maihöfner
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Warnsignale ernst nehmen
Bei einem Viertel der Menschen, die erstmals Rückenschmerzen hatten, treten sie in Folge öfter wieder auf. Das ist bereits ein Warnsignal für eine Chronifizierung. Auch gibt es weitere Faktoren, die das Risiko für chronische Schmerzen erhöhen, darunter Depressionen, Angsterkrankungen, Schlafstörungen und Stress [2]. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass auch Einsamkeit zu chronischen Kreuzschmerzen beiträgt [3].
Rückenschmerzen nicht aussitzen
Ein häufiger Fehler ist, dass Menschen mit akuten Rückenschmerzen sich nicht ausreichend bewegen. „Doch man kann den Schmerz nicht aussitzen“, erklärt Neurologe Maihöfner. „Im Gegenteil: Durch Ruhe wird er stärker und am Ende chronisch.“ Liegen keine Ursachen wie ein Bruch, eine Tumorerkrankung oder eine vorausgegangene OP vor, sollten Betroffene sich nicht schonen, sondern bewegen.
Schmerzmittel können vorübergehend helfen
Um ausreichend Bewegung bei starken Schmerzen zu ermöglichen, rät der Experte zur vorübergehenden Einnahme von Schmerzmedikamenten. Vier, fünf Tage lang frei verkäufliche Mittel einzunehmen, hält er für unbedenklich. „In der Regel sind die Schmerzen danach schon deutlich schwächer“.
Haben Sie Fragen zu Ursachen und Behandlung von Rückenschmerzen? Hier erfahren Sie mehr.
Gegen Rückenschmerzen vorsorgen
In Bewegung zu bleiben, hilft nicht nur bei akuten Rückenschmerzen, sondern ist auch die beste Vorsorge. So beugt man dem Muskelabbau vor. „Wer sich konsequent über Jahre mehrmals pro Woche sportlich betätigt, kann den Rückenschmerz beherrschen und wird nicht von ihm beherrscht“, rät Maihöfner.
Stress und Einsamkeit abbauen
Wer viel Stress hat und merkt, dass die Rückenschmerzen damit in Zusammenhang stehen, sollte Strategien zur Stressreduktion in das Leben integrieren. Das reicht von Überlegungen, bei der Arbeit kürzerzutreten, bis hin zum Erlernen von Entspannungstechniken. Gleiches gilt für den Risikofaktor Einsamkeit. Auch dem lässt sich entgegenwirken, etwa durch eine aktive Vereinsmitgliedschaft oder Ehrenamtsarbeit.
Zeitnah untersuchen lassen
„Gehen Rückenschmerzen nach ein paar Tagen nicht von selbst zurück oder kommen in regelmäßigen Abständen wieder, sollte man sich ärztlich untersuchen lassen, um eine Chronifizierung zu vermeiden“, sagt Schmerz-Experte Maihöfner. Die Gefahr ist real: Bei bis zu 10 Prozent der Betroffenen hält der Schmerz über mindestens drei Monate dauerhaft an und ist bereits chronisch geworden [4].
ACHTUNG!
Umgehend ärztlichen Rat suchen sollte man bei Rückenschmerzen, wenn sie:
nach einem Unfall oder Sturz auftreten
mit Taubheit oder Lähmung in den Beinen einhergehen
von Fieber begleitet werden
Menschen mit Krebs- oder Infektionserkrankungen sollten Rückenschmerzen ebenfalls ohne Verzögerung ärztlich abklären lassen. Das gilt auch, wenn man Medikamente einnimmt, die das Immunsystem unterdrücken.