Am 14. November 2024 hat der Ausschuss für Human-Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung von Lecanemab empfohlen. [1] Das Medikament kann das Fortschreiten von Alzheimer um etwa 30 Prozent verlangsamen. Doch die Therapie kommt nicht für alle Betroffenen infrage.
Die Deutsche Hirnstiftung erklärt, für wen das Mittel nicht geeignet ist:
Um Lecanemab zu verschreiben, muss eine bestätigte Alzheimer-Diagnose mit Nachweis einer sogenannten Amyloid-Pathologie vorliegen. Gegen andere Formen der Demenz hilft Lecanemab nicht.
„Wichtig ist zu wissen, dass die neuen Antikörpertherapien das Fortschreiten der Demenz nur bei der Alzheimer-Erkrankung verlangsamen kann, nicht das Fortschreiten von Demenzen anderer Ursache“, erklärt der Präsident der Deutschen Hirnstiftung, Prof. Dr. Frank Erbguth.
Neben Alzheimer gibt es etwa 50 andere Demenz-Formen. Jährlich erkranken etwa 400.000 Menschen in Deutschland an einer Demenz. Etwa zwei Drittel der Demenzen sind die Alzheimer-Erkrankung zurückzuführen.
Lecanemab nur für Frühstadien von Alzheimer zugelassen
Der Alzheimer-Antikörper soll nur für die frühen Erkrankungsstadien zugelassen werden, wenn nur eine milde kognitive Einschränkung oder leichte Demenz vorliegt.
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Vorsicht bei blutverdünnenden Medikamenten
Im Vereinigten Königreich wurde Lecanemab bereits zugelassen, aber bislang nicht für Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen müssen. Denn der Alzheimer-Antikörper kann das Risiko für gefährliche Hirnblutungen erhöhen.
„Rund eine Million Menschen in Deutschland nehmen regelmäßig Blutverdünner ein, die meisten von ihnen sind älter“, erklärt die Präsidentin der Deutschen Hirnstiftung und Alzheimer-Expertin Prof. Dr. Kathrin Reetz. „Hier ist also Vorsicht geboten und abzuwarten, wie sich die EMA abschließend äußert. Es ist davon auszugehen, dass hier Risiken kritisch abgewogen werden müssen.“
Lecanemab nicht bei bestimmten Hirnveränderungen
Neben Hirnblutungen können Amyloid-Antikörper wie Lecanemab zu Schwellungen und anderen radiologisch erfassbaren Hirnveränderungen führen. In der Fachsprache werden sie ARIA genannt, was für den englischen Begriff „Amyloid-related Imaging Abnormality“ steht.
Daher müssen alle Patientinnen und Patienten vor Beginn und während der Therapie mit einer Magnetresonanz-Tomographie (MRT) untersucht werden, um mögliche Risiken abzuschätzen und ARIA zu bestimmen.
Lecanemab nicht bei Alzheimer-Risikogen Apolipoprotein E4
Lecanemab ist ebenfalls nicht Menschen geeignet, bei denen das Alzheimer-Risikogen Apolipoprotein E4, kurz ApoE4, in zwei gleichen Kopien vorliegt, sogenannte homozygote ApoE4-Träger. Auch sie haben ein Risiko für ARIA unter der Therapie.
„Vor Therapiebeginn mit dem Alzheimer-Antikörper müssen daher die Patientinnen und Patienten einen Bluttest zur Testung von ApoE4 durchführen lassen“, erklärt Expertin Reetz. Der Anteil der Menschen, bei denen das ApoE4-Gen homozygot vorliegt, ist regional unterschiedlich und wird auf 2 bis 3 Prozent geschätzt [2, 3].
Lecanemab alle 14 Tage als Infusion
Abschließend ist wichtig zu wissen, dass Lecanemab alle 14 Tage als Infusion zu geben ist. Damit sind erhebliche zeitliche Ressourcen verbunden, auch für die Betroffenen und Angehörigen.