In Deutschland leben über 100.000 Menschen mit einer Aphasie – eine Sprachstörung, die häufig nach einem Schlaganfall auftritt. Wir erklären, was eine Aphasie ist und wie man mit ihr umgehen kann.
Sprechen, Lesen, Schreiben beeinträchtigt
Jährlich erkranken etwa 25.000 Menschen neu an einer Aphasie. Bei einem Teil ist vor allem das Verstehen von Sprache, Lesen und Schreiben gestört. Beim anderen ist besonders das Erzeugen von Sprache beeinträchtigt. Häufig haben Erkrankte eine Kombination der vielfältigen Symptome.
Aphasie-Betroffene haben mehr oder weniger große Probleme sich auszudrücken, andere Menschen zu verstehen und eigene Gedanken zu formulieren, da diese ebenfalls von Sprache abhängig sind.
Neurologisch erkrankt? Wir beraten Sie: ☎️ 030 531437936 (Mo 14-18, Mi 10-14 Uhr, kostenfrei) oder online.
Geistige Fähigkeiten meist nicht beeinträchtigt
Auch Gestik und Mimik können begleitend zur Aphasie eingeschränkt sein und die Kommunikation erschweren. Die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen sind meist aber nicht beeinträchtigt.
Sprachnetzwerk des Gehirns geschädigt
Ursachen können verschiedene Schädigungen oder Erkrankungen sein, die das sogenannte Sprachnetzwerk des Gehirns betreffen. Mögliche Auslöser dafür sind ein Schlaganfall, eine schwere Gehirnerschütterung (Schädel-Hirntrauma), ein Hirntumor, Entzündungen im Gehirn, Sauerstoffmangel oder auch eine Demenzerkrankung.
Eine Aphasie entsteht meist, wenn davon die linke Hirnhälfte betroffen ist. Hier liegen bei Rechtshändern und etwa zwei Drittel der Linkshänder die Regionen des Sprachnetzwerks.
Frühe Behandlung wichtig
Die Möglichkeiten zur Behandlung einer Aphasie und die Prognose hängen von der ursächlichen Erkrankung ab. In vielen Fällen ist eine Aphasie gut behandelbar oder bildet sich sogar allein zurück.
In den ersten vier Wochen verschwinden die Symptome bei etwa einem Drittel der Betroffenen wieder, wenn zum Beispiel ein Schlaganfall oder ein Schädel-Hirntrauma Ursache der Aphasie sind.
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Grundsätzlich hilft vielfach ein sprachtherapeutisches Training (Logopädie), das so früh wie möglich beginnen sollte. In einer bis sechs Wochen nach der Hirnschädigung führt das in 80 Prozent der Fälle zu einer Verbesserung.
Verlauf einer Aphasie unterschiedlich
Die Entwicklung der Aphasie hängt zudem stark von der Ursache und dem Ausmaß der Hirnstörung ab. Schwere Aphasien durch einen großen Schlaganfall verbessern sich zum Beispiel nicht so sehr wie leichte Störungen nach einer stärkeren Gehirnerschütterung. Auch die Händigkeit hat einen Einfluss auf den Verlauf – linkshändige Personen erholen sich besser als Rechtshänder.
Umgang mit Aphasie-Betroffenen
Die Sprachstörung ist für Erkrankte und ihr Umfeld eine Herausforderung. Doch es gibt Wege, die den Umgang erleichtern. Im Gespräch empfiehlt es sich, die Sätze immer kurz und einfach zu halten und den Betroffenen ausreichend Zeit zum Verarbeiten zu geben. Gleichzeitig sollten Angehörige und Freunde nicht davon ausgehen, dass Erkrankte im Gespräch alles verstehen, auch wenn es so wirkt.
Menschen mit Aphasie brauchen vor allem Verständnis für ihre Situation. Es ist enorm wichtig, einfühlsam mit ihnen umzugehen und die Sprachstörung immer im Blick zu haben. Hier sind Geduld und ein ruhiges, störungsarmes Umfeld wichtig. Unter Umständen können Hilfsmittel wie Bildkarten oder Symboltafeln die Kommunikation unterstützen.
Andere Betroffene finden
Unterstützung finden Angehörige und Betroffene auch bei Selbsthilfe-Organisationen wie unserem Mitglied, dem Aphasie Landesverband Berlin.
Ein Beitrag von: Prof. Dr. med. Götz Thomalla, Fachbeirat der Deutschen Hirnstiftung, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (Mitglied der Deutschen Hirnstiftung)