01.06.2021

Corona-Spätfolgen: Was können Betroffene und Hausärzte tun?

Abwarten und Tee trinken – so könnte die Devise bei Corona-Spätfolgen lauten. Denn meistens verschwinden sie nach einiger Zeit von selbst. Was dabei zu beachten ist, erklären zwei Expertinnen der Deutschen Hirnstiftung.

Prof. Dr. Kathrin Reetz und Dr. Christiana Franke habe beide täglich mit Corona zu tun. Sie arbeiten in sogenannten Post-COVID-19 Ambulanzen, wo Patienten mit lange andauernden neurologischen Corona-Spätfolgen behandelt werden. Im Blog und Podcast des medizinischen Wissensportals Amboss berichten sie aus ihrer klinischen Praxis und Forschung. Besonders für Betroffene, Hausärztinnen und Hausärzte haben die zwei Neurologinnen einige Tipps, die wir hier vorstellen. Beide Ärztinnen sind ehrenamtlich für die Deutsche Hirnstiftung engagiert.

Prof. Dr. med. Kathrin ReetzWie lange dauert es, bis Corona-Spätfolgen sich zurückbilden?

Aus einer Vielzahl von Behandlungen haben Reetz und Franke folgende Erfahrung gesammelt: Nach einer Corona-Erkrankung können die Symptome noch eine lange Zeit anhalten, aber „sehr viele bessern sich aber gerade in den ersten Wochen wieder“, sagt Reetz, die am Universitätsklinikum RWTH in Aachen als Geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Neurologie arbeitet. Betroffene berichteten dann, dass sich zum Beispiel die Konzentrationsstörungen und Muskelschmerzen deutlich gebessert hätten sowie der Geruchs- und Geschmackssinn zurückgekommen seien, so Reetz. Sie hat die Neurologische Post-COVID-19 Ambulanz am Universitätsklinikum RWTH Aachen mit aufgebaut und forscht intensiv zu Corona und den neurologischen Spätfolgen. Ihre Praxiserfahrungen fließen in diese Arbeit ein.

Wann sollte man mit Corona-Spätfolgen zum Neurologen oder in eine Post-COVID-19 Ambulanz gehen?

Dr. med. Christiana Franke

Auch hier stimmen die beiden Ärztinnen überein: Etwa drei Monate nach der Infektion, wenn die Symptome so lange andauern. Erst dann sei es wirklich sinnvoll, weitere Untersuchungen durchzuführen. „Denn die meisten anhaltenden Symptome bessern sich deutlich innerhalb der ersten drei Monate“, erklärt Franke. Sie ist Oberärztin in der Klinik für Neurologie an der Charité-Universitätsmedizin in Berlin und leitet dort die Post-COVID-19 Ambulanz. Wie ihre Aachener Kollegin Reetz nutzt sie ihre Beobachtungen für umfangreiche Forschungsarbeiten, von denen Betroffene bundesweit profitieren.

Was können Hausärztinnen und Hausärzte bei Corona-Spätfolgen tun?

Zunächst vor allem die Patienten und Patientinnen beruhigen, dass die Symptome als Spätfolgen gut bekannt sind. „Ich erlebe in der neurologischen Post-COVID-19-Sprechstunde immer wieder, welche Erleichterung das für viele Betroffene bedeutet“, sagt Reetz. Parallel sollte man sie engmaschig begleiten und weiterführende Untersuchungen einleiten, wenn die Symptome länger als drei Monate anhalten. Gerade in der Hausarztpraxis seien die Kranken bis dahin gut aufgehoben, ergänzt Franke. „Hier kennt man die Vorerkrankungen wie auch den Corona-Verlauf und es besteht ein Vertrauensverhältnis.“

Was können Betroffene tun, bis die Corona-Spätfolgen abgeklungen sind?

„Vielen hilft ein Symptom-Tagebuch, in dem sie täglich festhalten, wie die Beschwerden sich entwickeln“, sagt Reetz. So sehe man, dass es Stück für Stück besser wird. Das helfe mit der Erkrankung umzugehen und „Schritt für Schritt weiterzumachen“.

Was können Betroffene tun, wenn die Corona-Spätfolgen sehr stark ausgeprägt sind?

Es gebe verschiedene Trainings, die helfen könnten, wenn die Beschwerden „sehr, sehr ausgeprägt“ seien, so Reetz. Das gelte besonders bei Aufmerksamkeitsstörungen, aber auch bei Riechstörungen. Viele Betroffene leiden zudem extrem unter einer ausgeprägten Erschöpfbarkeit, auch Fatigue genannt. Hier hilft es, Stress zu reduzieren, mit den eigenen Kräften achtsam umzugehen und die Belastung nur stufenweise wieder hochzufahren. Empfehlenswert sind auch Entspannungsverfahren.

Haben Sie weitere Fragen zu Corona? Die Deutsche Hirnstiftung beantwortet viele in einer umfangreichen Frage-Antwort-Sammlung. Oder wenden Sie sich direkt an uns: Tel. 030 / 531 437 936, info@hirnstiftung.org oder im Online-Chat.

Hören Sie hier den gesamten Podcast mit Prof. Dr. Kathrin Reetz und Dr. Christiana Franke. Neben Tipps für Betroffene und Praxen geben sie darin Einblicke in ihre Forschungsarbeit:

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